Milch zum Schleuderpreis: Empörung über Penny

Eine Kuh schaut auf ein Glas frische Milch.
49 Cent für einen Liter Qualitätsmilch: Bauernvertreter schalten die Wettbewerbshüter ein.

Für massive Verärgerung bei Landwirtschaftskammer und Bauernbund sorgt der Diskonter Penny. Grund: Ein Liter Milch mit AMA-Gütesiegel ist dort derzeit (sofern man zwei oder mehr Packerl nimmt) um 49 Cent zu erwerben. Der Bauernbund kündigte bereits an, die Bundeswettbewerbsbehörde einzuschalten - man ortet eine "Wettbewerbsverzerrung".

"Wir wehren uns, wenn wir zuschauen müssen, wie höchste Qualität zum Lockartikel degradiert wird."

Auch Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes fordert das sofortige Aussetzen der Aktion, die sich laut der Bewerbung für Freitag und Samstag auf alle Milchsorten aus dem Kühlregal bezieht. "Milch mit dem AMA-Gütesiegel ist viel zu wertvoll, um verschleudert zu werden." "Wir wehren uns, wenn wir zuschauen müssen, wie höchste Qualität zum Lockartikel degradiert wird", warnt Schultes. Er wirft der Kette Penny des Rewe-Konzerns einen "unverantwortlichen und schädlichen Umgang" mit Milch vor.

Penny bleibt aber bei der Aktion: "Die Kosten der aktuellen Aktion tragen wir, sie geht nicht zulasten der Molkereien und Bauern", sagte eine Rewe-Sprecherin. "Wie auch andere Mitbewerber, bietet Penny seit einiger Zeit immer wieder 1+1 Aktionen über alle Warengruppen an. Diesen Freitag und Samstag betrifft die Aktion Frischmilch und länger frische Milch. Die Aktion ist ausschließlich auf diese zwei Tage beschränkt."

Eine Hand schiebt einen Einkaufswagen von Penny Markt.
Das Penny-Flugblatt, das die Bauern brüskiert, wurde just versendet, als die Direktorenkonferenz des Bauernbundes tagte. Gemeinsam teilten sie mit, sich auch gegen das "Verschleudern von kostbaren Lebensmitteln, die von unseren Bauern in tagtäglicher Arbeit hergestellt werden", wehren zu wollen. Das Angebot sei "mit Sicherheit ein absolutes Negativbeispiel der viel beworbenen Partnerschaft des Handels mit den österreichischen Bauern".

Heikler Zeitpunkt: Russland lässt grüßen

Nicht nur die Art des Angebots, vor allem auch der Zeitpunkt macht die Bauern fast fassungslos: Erst unlängst habe die gesamte heimische Handelslandschaft angesichts der Russland-Importsperren werbewirksam Solidaritätsbekundungen an die Bauern geschickt. "Dass jetzt einzelne Handelsketten ausscheren, mit Lockpreisen auf radikalen Kundenfang gehen und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen, ist nicht nur kein Ruhmesblatt für die Handelsbranche, sondern ein Thema, das sich auch die Behörde ganz genau anschauen muss", sind sich die Bauernbund-Direktoren einig.

"Derzeit gibt es im gesamten Handel viele Aktionen rund um österreichische Produkte - darunter auch einige mit minus 50 Prozent", hält die Rewe-Sprecherin dagegen.

EU intensiviert ihre Hilfe

Die EU-Kommission stellt weitere Hilfen für die vom russischen Einfuhrstopp betroffenen Landwirte in Aussicht. Einzelheiten sollen Anfang kommender Woche vorgelegt werden. Die EU hat bereits 125 Millionen Euro an Hilfen angekündigt, nachdem Russland als Reaktion auf westliche Sanktionen ein Einfuhrverbot für Gemüse, Obst, Fleisch und Milchprodukte auch aus der Europäischen Union verhängt hatte. Jedoch wurde die Auszahlung auf Eis gelegt, nachdem es eine Flut von Anfragen gab. So haben polnische Bauern Diplomaten zufolge mehr Entschädigung gefordert als die gesamte EU in einem Jahr an Agrarprodukten nach Russland exportiert. Die EU liefert pro Jahr landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von rund elf Milliarden Euro dorthin.

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