Metaller-KV: Abbruch zum Auftakt

Die traditionelle Aufwärmrunde der Metaller-Lohnrunde, das "Wirtschaftsgespräch" zwischen den Gewerkschaften und dem größten Arbeitgeberfachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) endete am Donnerstag mit einem Eklat. Der FMMI brach die Gespräche ab. Und will sie erst dann fortsetzen, wenn Politik und Gewerkschaften zusichern, dass es keine Ausweitung der 6. Urlaubswoche oder weitere Belastungen für die Unternehmen wie etwa eine Wertschöpfungsabgabe gibt: "Der Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie verlangt ... von den Regierungsparteien und den Gewerkschaften Klarheit zu den Rahmenbedingungen, ehe die KV-Verhandlungen weitergehen können“, fordert der FMMI in einer Aussendung. Außerdem hätten die Gewerkschaften Pro-Ge (Metaller) und GPA (Angestellte) "ein völlig überzogenes Forderungspapier" überreicht, kritisierte FMMI-Obmann Christian Knill, der selbst nicht am Verhandlungstisch sitzt
Erste Kampfmaßnahmen
Rainer Wimmer, Chefverhandler der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge und Industriesprecher der SPÖ, reagierte im Gespräch mit der APA hörbar empört: „Die Arbeitnehmer sollen in Geiselhaft genommen werden, das ist absurd, sowas habe ich noch nie erlebt. Die Menschen brauchen die Lohn- und Gehaltserhöhung“. Sogar die anderen Fachverbände in der Wirtschaftskammer würden sich für das Vorgehen des FMMI genieren.
Die Gewerkschaften Pro-Ge und die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) werden nun nächsten Dienstag (29. September) eine Betriebsrätekonferenz abhalten, also die erste Phase von Kampfmaßnahmen einleiten. Die nächste Stufe wären wohl Betriebsversammlungen in den Industriebetrieben des FMMI. Auch in den Jahren zuvor gab es immer wieder Betriebsrätekonferenzen bis hin zum Streik, allerdings zeigt ein Blick ins Archiv, dass erst einmal im vergangenen Jahrzehnt gleich zu Beginn gestritten wurde - damals ging es allerdings nur um die Sitzordnung.
Knackpunkt Arbeitszeit
Am späten Vormittag hatten die Gewerkschaften ihren Forderungskatalog für alle 180.000 Metall-Beschäftigten in fünf Fachverbänden überreicht. Sie verlangen "ein außergewöhnliches Lohnplus" ( Wimmer), den Branchen gehe es laut GPA-Chefverhandler Rudolf Wagner, insgesamt recht gut.
Knackpunkt ist aber das Thema Arbeitszeit. Die Gewerkschaft fordert die "Freizeitoption", bei der die Lohnerhöhung in Freizeit numgetauscht werden kann. Diese Option gibt es bereits in der Elektroindustrie und auch in den Metallsparten Bergbau/Stahl und in der Fahrzeugindustrie. Zwei Prozent mehr Lohn bedeuten in etwa eine Woche mehr Urlaub.
Die Unternehmer lehnen die Freizeitoption strikt ab. Als Arbeitszeitverkürzung "durch die Hintertür" sei sie im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld das falsche Signal. Statt dessen brauche die Branche flexiblere Arbeitszeiten, um rascher auf unregelmäßige Auftragseingänge reagieren zu können. Die Flexibilisierung lehnen wiederum die Gewerkschaften ab, die Unternehmer wollten dadurch nur Überstundenzuschläge einsparen.
Leitl sieht "keinen Abbruch"
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl (ÖVP) sieht in dem Eklat beim Auftakt der Herbstlohnrunde zum Metaller-Kollektivvertrag 2016 "keinen Abbruch" der Verhandlungen seitens des Industriefachverbandes FMMI. Es sei eine "Grundsatzfrage gestellt worden", meinte Leitl bei einer Pressekonferenz in Innsbruck am Freitag auf die Frage, ob er die Vorgangsweise der Industrie verstehe.
Konkreter wollte Leitl unter Verweis auf die "Kollektivvertragsautonomie" nicht Stellung nehmen. Diesbezüglich gelte es die Verhandler zu fragen. Von einem "Abbruch" der Verhandlungen könne man schon allein deswegen nicht sprechen, weil für den 5. Oktober eine neue Runde vereinbart worden sei.
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