Mehr Mini-Jobs, weniger Lehrlinge

Mehrere Köche bereiten in einer Küche Speisen mit Tomaten und Mozzarella zu.
Tourismus: Während die prekäre Beschäftigung boomt, werden in Hotellerie und Gastronomie immer weniger Lehrlinge ausgebildet.

Noch nie gab es so viele Mitarbeiter im Tourismus. Jubelmeldungen über das Personalhoch von 185.000 Beschäftigte im Jahresdurchschnitt 2011 sind nach Ansicht der Gewerkschaft vida aber unangebracht. Denn ein Großteil der neu geschaffenen Stellen sind Mini-Jobs.

Die Zahl der geringfügig Beschäftigten im Tourismus stieg im Vorjahr um 4000 auf 43.000 und erreichte mit Jahresende die 50.000er-Marke. Damit arbeitet schon jeder sechste geringfügig Beschäftigte in Österreich in der Hotellerie oder Gastronomie. Als geringfügig beschäftigt gilt wer offiziell nicht mehr als 376,26 Euro im Monat verdient. Die mit Abstand größte Gruppe sind Studenten, die sich mit Aushilfsjobs ein Zubrot verdienen.

vida-Chef Rudolf Kaske ortet auch eine Zunahme an Teilzeit sowie Leiharbeit: „Vor allem in 4- und 5-Stern-Betrieben werden immer mehr Dienstleistungen, vor allem Housekeeping und Service, an Dritte ausgelagert“, so Kaske. Auch Köche werden mittlerweile ganze Saisonen über von Personaldienstleistern bereitgestellt. Während die prekäre Beschäftigung boomt, werden im Tourismus immer weniger Lehrlinge ausgebildet.

Wie berichtet, fiel der Rückgang im Vorjahr mit 5,7 Prozent im Vergleich zu anderen Branchen überdurchschnittlich stark aus. Am stärksten übrigens im Burgenland, wo die Gastronomie seit der Ostöffnung im Mai 2011 offenbar vermehrt auf Arbeitskräfte aus Ungarn zurückgreift.

Ohne Nachwuchs

Gründe für den Lehrlingsschwund sind für die Gewerkschaft der Geburtenrückgang, die anhaltend schlechte Bezahlung in der Branche sowie fehlende Anreize. „Während die Touristiker nach einer Mobilitätsprämie rufen, ist das Werben um Jugendliche im Handel längst üblich“, argumentiert Kaske und fordert einmal mehr eine höhere Lehrlingsentschädigung.

Die Tourismusvertreter in der Wirtschaftskammer (WKO) verweisen auf die vielen offenen Lehrstellen, die mangels Bewerber nicht besetzt werden können. So entfielen im Dezember mehr als die Hälfte aller rund 3000 beim AMS gemeldeten offenen Lehrstellen auf den Tourismus. „Eine unserer größten Herausforderungen ist es, die Mobilität der Lehrlinge nicht nur zu fördern, sondern zu belohnen“, sagt Hans Schenner, Spartenobmann in der WKO. Ab Herbst wollen die Betriebe mit einer eigenen „Lehrlingskarte“ um Jugendliche buhlen. Diese soll Lehrlingen ein ganzes Bündel an Freizeit-Vergünstigungen und Services bieten. Die Hoteliersvereinigung (ÖHV) wirft der Gewerkschaft vor, bei der Weiterentwicklung der veralteten Berufsbilder im Tourismus zu bremsen.

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