3,5 Millionen Jobs stehen auf dem Spiel

Schon seit Jahren fordert China, dass die EU das Reich der Mitte als Marktwirtschaft anerkennt. Wird der Volksrepublik allerdings der Status einer Marktwirtschaft zuerkannt, hätte das weitreichende Folgen. Denn das geltende Antidumpingrecht wäre dann faktisch wirkungslos. China könnte die EU mit Billigware überschwemmen. Das unabhängige Economic Policy Institute (EPI) aus Washington hat in einer Studie die Problematik unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Beim Abbau aller Hemmnisse im Handel mit China droht der EU der direkte Verlust von bis zu 3,5 Millionen Arbeitsplätzen. Weitere Jobverluste könnten folgen. Am Ende könnten sogar vier oder fünf Millionen Arbeitsplätze gefährdet sein.
Anfällige Branchen
"Die Jobs gehen nicht alle über Nacht verloren, sagte Co-Studienautor Prof. Robert E. Scott zur Nachrichtenagentur Reuters. "Aber einige Branchen sind sehr anfällig." Dazu gehörten in erster Linie die Papier- und die Stahlindustrie, Produzenten aus den Bereichen Keramik, Glas und Aluminium sowie Fahrzeug- und Autoteilehersteller.
Bereits heute steige das Handelsbilanzdefizit der EU gegenüber China bedenklich, so Scott, der auch EPI-Direktor für Handel und Industriepolitik ist. Ein Aufgeben des Schutzes gegen staatlich finanziertes Dumping würde dies drastisch verschärfen. Ein Anstieg an chinesischen Dumpingimporten wäre ein ökonomischer Schock für Europa.
Entscheidung bis Ende 2016
Die EU muss gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Welthandelsorganisation WTO bis Ende 2016 entscheiden, ob China den Status der Marktwirtschaft erhält. China gehört der WTO zwar schon seit 2001 an, doch gelten die Preise als staatlich gesteuert. "Selbst wenn Europa China als Marktwirtschaft anerkennt, so ändert das nichts an der Tatsache, dass es keine Marktwirtschaft ist", stellt Scott fest. Würden die Zölle auf chinesische Produkte gesenkt und fiele die Gefahr von Anti-Dumping-Verfahren weg, könnten Exporteure der Volksrepublik ihre Preise um bis zu 30 Prozent senken.
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