Marktfrauen-Projekt als Erfolgsstory

Das Geschäftsmodell von Oikocredit, einer auf die Vergabe von Mikrokrediten spezialisierte Genossenschaft, hat sich auch in extremen Krisen- und Kriegszeiten bewährt. Eine besondere Erfolgsgeschichte sei das Marktfrauen-Projekt "Cocovico" in Abidjan (Elfenbeinküste), berichtete die Oikocredit-Beauftragte für Westafrika, Mariam Dao Gabala, am Montag bei einem Pressegespräch in Wien. Auch während des Bürgerkrieges habe das Projekt dazu beigetragen, die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln sicherzustellen.
Mitten im Bürgerkrieg habe Oikocredit einer von 44 Marktfrauen gegründeten Genossenschaft ein Darlehen über 1,5 Mio. Euro gegeben um eine Markthalle zu bauen, erzählte Gabala, die seit fast 20 Jahren für Oikocredit arbeitet und für sechs Länder Westafrikas (Benin, Togo, Senegal, Mali, Ghana, Elfenbeinküste) verantwortlich ist. "Wir gehen auch in Länder, in die sich Unternehmen und Banken nicht trauen, weil ihnen das Risiko zu groß ist", erklärte der stv. Vorsitzende von Oikocredit Austria, Günter Lenhart.
Militärputsch
Das Projekt "Cocovico" wurde bereits 1999 geplant, wurde aber durch den Militärputsch im selben Jahr gestoppt. Kurz, nachdem das Projekt 2001 wieder aufgenommen wurde, brach 2002 eine neue militärische Krise aus. "Nach dem ersten Putsch haben wir die Fristen für die Rückzahlung des Kredites verlängert", sagte Gabala.
Als dann 2002 der Bürgerkrieg ausbrach, hätten die Betreiberinnen des Projekt sich dafür eingesetzt, die Markthalle wie geplant zu bauen, um die Menschen der Region mit Nahrungsmitteln zu versorgen. "Dieser Markt ist eine Erfolgsgeschichte", sagte Gabala. "Während des gesamten Krieges hat es in dieser Markthalle nie an Nahrungsmitteln gemangelt." Viele Frauen hätten während des Krieges mit ihren Kindern auch Zuflucht in der Markthalle gefunden.
Trotz der Krise habe die Genossenschaft bereits 700.000 der 1,5 Mio. Euro zurückgezahlt, bis 2016 werde der gesamte Kredit getilgt sein, sagte Gabala. Gezahlt werde auf Wunsch der Marktfrauen in wöchentlichen Raten. Die Zinsen hätten zunächst 13 Prozent in lokaler Währung betragen, dann seien sie auf 9 Prozent gesenkt worden und zuletzt auf 5 Prozent.
Auch wirtschaftlich sei "Cocovico" ein voller Erfolg, so Gabala. Begonnen habe man mit 600 Händlern und einem Jahresumsatz von 20 Mio. CFA-Francs (Franc de la Communaute Financiere d'Afrique), heute seien es fast 4000, davon etwa vier Fünftel Frauen. 2011 sei auf dem Markt ein Umsatz von 211 Mio. CFA (321.646 Euro) erzielt worden.
Darlehen statt Spenden
Oikocredit verteile keine Spenden, sondern Darlehen, betonte Gabala. Mit Spenden werde oft Menschen geholfen, ohne sie zu respektieren. Spenden seien geeignet, um Menschen aus unmittelbarer Not zu helfen. Es gebe aber auch sehr viele Menschen, die in der Lage seien zu arbeiten - hier komme Oikokredit ins Spiel und helfe den Menschen mit Darlehen, eine eigene Erwerbsquelle zu schaffen.
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