Abgasskandal sorgt für dicke Luft bei TTIP-Verhandlungen

Das europäische Argument der hohen Umweltstandards wurde durch VW stark geschwächt.

Der Abgasskandal bei Volkswagen könnte nach Ansicht von EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström die Gespräche über das geplante transatlantische Handelsabkommen TTIP belasten. "Dieser Skandal betrifft viele Bereiche und ist sehr unerfreulich", sagte Malmström der Süddeutschen Zeitung vom Montag.

"Jetzt stellt sich heraus: Wir sind nicht perfekt."

Abgasskandal sorgt für dicke Luft bei TTIP-Verhandlungen
epa04932959 European Commissioner for Trade Cecilia Malmstrom speaks during a press briefing at the European Commission headquarters in Brussels, Belgium, 16 September 2015. The Commission presented reform proposals to resolve disputes between investors and states in Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP). EPA/OLIVIER HOSLET
Sie habe in den Verhandlungen mit den USA "viel Zeit" darauf verwendet zu erklären, "dass wir in Europa die höchsten Umweltstandards haben. Und jetzt stellt sich heraus: Wir sind nicht perfekt." Die Europäer sähen nun außerdem, "dass die USA äußerst strikte Umweltauflagen haben". Überrascht sei Malmström darüber, dass es in Deutschland viel Skepsis gegenüber TTIP gibt. Ihrer Ansicht nach wird "die deutsche Wirtschaft wahrscheinlich am meisten profitierten", wenn das Abkommen in Kraft tritt.

Massiver Wertverlust der Marke VW

Unterdessen hat die Unternehmensberatung Interbrand berechnet, dass der Abgasskandal dem Markenwert von Volkswagen massiv geschadet hat. Dieser sank um neun Prozent auf gut 11,2 Milliarden Euro. Vor Bekanntwerden des Diesel-Tricks sei man noch von einem Zuwachs von zehn Prozent ausgegangen. Im Ranking rutschte Volkswagen dadurch vom 31. auf den 35. Platz ab.

Front gegen Diesel wird breiter

Frankreich erwägt nach dem VW-Abgasskandal Steuererhöhungen für Diesel-Fahrzeuge. "Wir sollten die finanziellen Vorteile für Diesel in den nächsten fünf Jahren abschaffen", sagte Umweltministerin Segolene Royal am Sonntagabend dem Sender France 5. Damit würden Anreize für die Verbraucher geschaffen, künftig saubere Autos zu kaufen. Derzeit sind mehr als die Hälfte aller Fahrzeuge auf Frankreichs Straßen Diesel.

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Auch in anderen Ländern werden weitergehende Schritte als Folge des VW-Abgasskandals diskutiert. So sagte Großbritanniens Premierminister David Cameron der Zeitung The Sunday Telegraph, dass seine Regierung es für möglich halte, die Fördermittel für Diesel-Fahrzeuge zu überprüfen.

In Italien lässt die Regierung nach einem Bericht der Zeitung Il Sole 24 Ore Autos mit Dieselmotor von acht führenden Herstellern überprüfen.

In Spanien zahlt VW die Subventionen zurück.

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