Streik bei der Lufthansa: Das Dutzend ist voll

Ein Lufthansa A380 landet auf einem Flughafen.
Zwölfter Pilotenstreik innerhalb eines Jahres - auch Passagiere aus Österreich sind betroffen.

Tausende Lufthansa-Passagiere müssen am Mittwoch und Donnerstag ihre Reisepläne umstellen. Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) streikt erneut bei der größten deutschen Fluggesellschaft - das ist bereits das zwölfte Mal innerhalb eines Jahres. Zunächst hatte die Lufthansa für Mittwoch rund 750 von 1400 geplanten Flügen auf kurzen und mittleren Strecken gestrichen. Davon sind rund 80.000 Passagiere betroffen. Doch am Dienstagabend weitete die Gewerkschaft ihren Streik aus - am Donnerstag sollen Langstrecken- und Frachtflüge betroffen sein.

24 Österreich-Flüge gestrichen

Der Pilotenstreik trifft auch Passagiere aus Österreich: 16 Wien-Flüge von und nach München und Frankfurt fallen aus. Vom Grazer Flughafen geht zudem kein Flieger nach Frankfurt: Alle acht Flüge sind gestrichen. Die Passagiere können umbuchen oder stornieren.

Austrian Airlines hilft ihrem Mutterkonzern aus und fliegt von Wien nach Frankfurt und München mit größeren Flugzeugen. In der Früh und am späten Nachmittag setzt die AUA nach Frankfurt unter anderem einen Langstreckenjet des Typs Boeing 777 mit über 300 Sitzplätzen ein.

Die AUA ist so wie Swiss, Germanwings, Eurowings und Air Dolomiti vom Pilotenstreik nicht direkt betroffen. Wer allerdings mit einem AUA-Ticket auf einen Lufthansa-Flug gebucht ist, sollte nachsehen, ob der Flug durchgeführt wird. "Wir bitten alle Passagiere, die einen Flug bei Lufthansa oder einen Codeshareflug gebucht haben, sich im Voraus über den Flugstatus zu informieren", sagte ein Sprecher.

Liste der gestrichenen Flüge

Informationen der Lufthansa zum Umbuchen

Hintergrund des Streiks ist das erneute Scheitern der Tarifgespräche zwischen dem Unternehmen und der Pilotengewerkschaft. Lufthansa hatte nach eigenen Angaben ein verbessertes Angebot zur Übergangsversorgung bis zur Rente der rund 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden, vorgelegt. Die Piloten-Gewerkschaft sieht ihre Forderungen nicht erfüllt und verlangt, dass auch künftige Piloten in den Genuss von unternehmensfinanzierten Frührenten kommen sollen.

Die Fluggesellschaft warf der Pilotengewerkschaft vor, die erneute Streikankündigung entbehre jeder Verhältnismäßigkeit. Die VC ihrerseits hielt der Lufthansa vor, nicht ernsthaft auf einen Tarifabschluss hinzuarbeiten.

Die Vereinigung Cockpit hat seit April 2014 bei der AUA-Mutter Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings zu 13 Streiks aufgerufen, einen sagte sie kurzfristig wieder ab. Der Schaden liegt nach Konzernangaben inzwischen bei deutlich über 200 Mio. Euro. Mehr als 7.700 Flüge fielen aus, knapp 880.000 Passagiere waren betroffen. Mit dem nun angekündigten Ausstand steigen die Zahlen weiter an.

2.-4. April: Mit einem dreitägigen Streik legen Piloten die Lufthansa praktisch lahm. Der schärfste Ausstand der Konzerngeschichte führt zu rund 3.800 Flugausfällen, betroffen sind 425.000 Fluggäste.

29. August: Streik bei der Lufthansa-Tochter Germanwings. Es fallen 116 Flüge aus, betroffen sind 15.000 Passagiere.

5. September: Piloten bestreiken Kurz- und Mittelstreckenflüge der Lufthansa von Frankfurt. Gut 200 Flüge und 25.000 Passagiere sind betroffen.

10. September: Die Pilotengewerkschaft streikt am Drehkreuz München. 140 Flüge fallen aus, mehr als 15.000 Passagiere sind betroffen.

30. September: Cockpit bestreikt Langstreckenflüge am Drehkreuz Frankfurt. 50 Flüge werden gestrichen, 20.000 Passagiere sind sauer.

8. Oktober: Nun trifft es die Frachttochter Lufthansa Cargo. Der zweitägige Ausstand hat laut Unternehmen aber kaum Auswirkungen.

16. Oktober: Germanwings wird deutschlandweit bestreikt. Bilanz: 100 Flüge finden nicht statt, es trifft 13.000 Fluggäste.

20. Oktober: Ein Streik auf den Kurz- und Mittelstrecken wird einen Tag später auch auf die Langstrecken ausgeweitet. Lufthansa streicht an beiden Tagen über 1.500 Flüge, 166.000 Fluggäste sind betroffen.

1.-2. Dezember: Deutschlandweiter Streik trifft 1.350 Flüge und rund 150.000 Passagiere.

4. Dezember: Streik auf Langstrecken- und Frachtmaschinen der Lufthansa, 60 Flüge gestrichen, 12.000 Passagiere betroffen.

12.-13. Februar: Zweitägiger Streik bei Germanwings. Es werden 338 Flüge gestrichen. Es trifft gut 30.000 Passagiere.

18. März - Erneuter Streikaufruf. Die Vereinigung Cockpit nimmt Kurz- und Mittelstreckenflüge der Lufthansa ins Visier.

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