Lufthansa-Piloten wieder in Streiklaune
Die Tarifverhandlungen zwischen Lufthansa und ihren Piloten sind erneut gescheitert. „Ab sofort ist deshalb mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen zu rechnen“, teilte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Donnerstag mit. Die gerade wieder aufgenommenen Verhandlungen mit der Fluggesellschaft über die Neuregelung der Übergangsrenten seien ergebnislos abgebrochen worden. Die VC warf dem Lufthansa-Management vor, seine Forderungen verschärft und damit den Konflikt eskaliert zu haben. Die Lufthansa appellierte an die Piloten, von Streiks abzusehen.
In dem Tarifstreit geht es um die künftigen Übergangsrenten für 5400 Piloten und Co-Piloten der Fluggesellschaften Lufthansa, Lufthansa-Cargo und Germanwings. Die Lufthansa hat die bisherigen Regeln zum Jahresende 2013 gekündigt.
Die Lufthansa rief die Vereinigung Cockpit auf, von weiteren Streiks abzusehen. Das Unternehmen habe Kompromissbereitschaft gezeigt und Gespräche zu strittigen Punkten angeboten, sagte ein Sprecher.
Festgefahren
Die VC hat in bislang vier Streikwellen 4300 Flüge mit rund 480.000 betroffenen Passagieren ausfallen lassen. Eine fünfte Welle war am Montag vergangener Woche abgesagt worden, nachdem Lufthansa ein modifiziertes Angebot vorgelegt hatte. Darüber sei an mehreren Tagen verhandelt worden, teilte die VC mit. Die Lufthansa habe „noch weitere Verschlechterungen“ gefordert. Es sei „kein ernsthafter Wille“ des Managements zu einer Lösung erkennbar.
Der Konzern verweigere nach wie vor einen einheitlichen Tarifvertrag für die Übergangsversorgung. „Die massiven Forderungen des Managements wurden sogar noch ausgebaut“, teilte VC mit. Neue Vorschläge zur Teilzeitarbeit müssten als „familienfeindlich“ angesehen werden.
Über die neuen Streiks will die Gewerkschaft jeweils vorher die Öffentlichkeit informieren. Anfang vergangener Woche hatte die Vereinigung Cockpit (VC) Streiks überraschend abgesagt, um neuerliche Verhandlungen aufzunehmen. Allerdings hatte Lufthansa zuvor angekündigt, alle 40 vom Streik bedrohten Überseeflüge auch ohne VC-Piloten durchführen zu können. Die fünfte Streikwelle wäre damit ins Leere gelaufen.
Angesichts des erbitterten Widerstands ihrer Piloten hat die französische Fluggesellschaft Air France ihre Pläne für den europaweiten Ausbau der Billigtochter Transavia aufgegeben. Die Konzernleitung habe die Gewerkschaften Donnerstagfrüh über den endgültigen Verzicht auf das Projekt Transavia Europe informiert, sagte ein Arbeitnehmervertreter. Damit haben die Gewerkschaften einen Erfolg erzielt.
Bereits am Mittwochabend hatte Air France vorgeschlagen, "das Projekt Transavia Europe sofort zurückzuziehen und die Entwicklung von Transavia France fortzusetzen".
Die Piloten waren aus Protest gegen die Pläne am Montag vor einer Woche in einen Streik getreten. Bei dem längsten Piloten-Streik in der Geschichte der französischen Fluggesellschaft musste jeden Tag mehr als jeder zweite Flug gestrichen werden. Der bisher längste Piloten-Streik bei Air France hatte 1998 zehn Tage gedauert.
Regierungssprecher Stephane Le Foll ermahnte die Piloten, ihren Arbeitskampf zu beenden. "Die Piloten haben eine Verantwortung: Dieser Streik muss aufhören."
Air France wollte mit der Ausweitung der Aktivitäten von Transavia auf ganz Europa auf die wachsende Konkurrenz durch Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair reagieren (mehr dazu hier). Die Air-France-Piloten befürchteten, durch billigere Kollegen mit Ortsverträgen im Ausland ersetzt zu werden und warnten vor "Sozialdumping".
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