Lufthansa-Piloten streiken am Dienstag erneut

Ein Pilot der Lufhansa.
Im festgefahrenen Tarifkonflikt mit der deutschen AUA-Mutter Lufthansa hat die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit für Dienstag zu ihrem 13. Streik aufgerufen. Das Unternehmen nahm den Aufruf mit "großem Bedauern" zur Kenntnis. Die Lufthansa muss am Dienstag jeden zweiten Langstreckenflug streichen. Insgesamt seien 84 Interkontinentalverbindungen von und nach Frankfurt, München und Düsseldorf betroffen. Hingegen sollten 90 Flüge nach Übersee abheben.
Es ist der 13. Streik in dem laufenden Tarifkonflikt. In bisher zwölf Streikrunden seit April 2014 hat sie dem Unternehmen nach dessen Angaben mehr als 300 Mio. Euro Schaden zugefügt.
Gesprächsangebote
Nach Darstellung der VC hatte die Lufthansa es in einem Spitzengespräch mit Vorstandschef Carsten Spohr abgelehnt, die geplante Verlagerung von Flugzeugen und Arbeitsplätzen ins Ausland für die Zeit der Verhandlungen auszusetzen. Daraufhin hatte die VC am Mittwoch die Gespräche erneut für gescheitert erklärt.
"Zuletzt hatte die Lufthansa der VC am vergangenen Wochenende zwei Gesprächsangebote unterbreitet. Diese klangen nur auf den ersten Blick vielversprechend. Eine genauere Analyse zeigte jedoch, dass die Inhalte erneut substanzlos waren", heißt es in der Mitteilung der Gewerkschaft.
Die Lufthansa-Sprecherin sagte, das Unternehmen habe am Wochenende "weitgehende, weitreichende" Angebote gemacht. Nun konzentriere sich die Lufthansa darauf, die Folgen des Streiks für die Kunden "so gering wie möglich zu halten". In den nächsten Stunden solle feststehen, welche Verbindungen trotz Streiks aufrechterhalten werden können.
Spohr setzt auf die Rückendeckung seiner Aktionäre im Arbeitskampf mit den Piloten. "Per se goutiert der Finanzmarkt, wenn wir in diesen Arbeitskämpfen hart bleiben", hatte Spohr am Donnerstagabend in Stuttgart gesagt.
Die VC betonte am Montag, weiter für Gespräche zur Verfügung zu stehen.
Streitpunkte
In dem Tarifkonflikt wird über das Sparkonzept "Wings" und die Altersversorgung der Piloten gestritten. Die Lufthansa will im Konkurrenzkampf mit den Wettbewerbern auf mehr Strecken Billigflüge anbieten. Das Personal von "Wings" soll nicht nach den Lufthansa-Tarifen bezahlt werden, sondern schlechter. Die Kosten für die sogenannte Übergangsversorgung will die Lufthansa künftig nicht mehr übernehmen und die Altersgrenze dafür erhöhen.
Nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine im März war vorübergehend Ruhe in den Konflikt gekommen und es hatte verschiedene Lösungsversuche gegeben - der jüngste Anlauf, in dem die Piloten dem Konzern 500 Mio. Euro Einsparungen anboten, scheiterte vorige Woche. Grund für das Aus war aus Sicht der Pilotengewerkschaft der Umstand, dass die Lufthansa den Ausbau des Billigfliegers Eurowings im Ausland - dieser soll in Österreich angesiedelt werden - auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte. "Die Verweigerungshaltung der Geschäftsleitung ist umso unverständlicher, als die weitreichenden Zugeständnisse des Cockpitpersonals in die Zeit eines prognostizierten Rekordergebnisses von mehr als 1,75 Mrd. Euro fallen", sagte Cockpit-Vorstand Markus Wahl.
Die AUA-Mutter Lufthansa führt mit mehreren Gewerkschaften getrennte Tarifverhandlungen für unterschiedliche Berufsgruppen im Konzern. Das komplizierteste Thema sind die vom Unternehmen zum Jahresende 2013 gekündigten Betriebs- und Übergangspensionen. Lufthansa will künftig nur noch feste Arbeitgeberbeiträge zahlen, aber nicht mehr für die endgültige Rentenhöhe garantieren.
PILOTEN: Im Streit um den Lufthansa-Konzerntarifvertrag (KTV) für rund 5.400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings geht es nicht nur um Gehalt oder Betriebspensionen, auch wenn letztere auch wieder offizieller Anlass für die nun 13. Streikrunde sind. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) will erklärtermaßen den ungebremsten Ausbau der Lufthansa-Billigschiene "Eurowings" - diese ist in Wien angesiedelt - verhindern, unter deren Dach etliche Fluggesellschaften mit weit geringer bezahlten Piloten agieren können. Lufthansa ist nicht bereit, diese Pläne auszusetzen.
BODENPERSONAL: Die Gewerkschaft ver.di hatte zum Verhandlungsauftakt für rund 33.000 Bodenbeschäftigte der Lufthansa versucht, das Pensionsthema herauszuhalten. Nach vier Runden will die Airline aber immer noch die Gehaltsverhandlungen mit der Frage künftiger Betriebspensionen verknüpfen. Die Parteien haben sich bis Ende September vertagt und wollen die Pensionsfrage in Arbeitsgruppen besprechen. Von Streiks war noch nicht die Rede.
FLUGBEGLEITER: Die Kabinengewerkschaft Ufo hat nach einer gescheiterten Schlichtung zu den Pensionsfragen mit einem massiven Streik gedroht, der Ende Juni erst in letzter Minute abgesagt wurde. Lufthansa hat ihr Angebot zur Neuregelung der Betriebspensionen von rund 19.000 Flugbegleitern der Kernmarke Lufthansa aufgestockt und sich mit Ufo Zeit für Verhandlungen bis zum 1. November genommen. Anders als Cockpit ist Ufo zu einem Systemwechsel bei den Pensionen bereit und lehnt auch den geplanten Unternehmensumbau nicht kategorisch ab. Ufo hat sich zuletzt öffentlich gegen die harte Haltung der VC gewandt, die auch deutsche Arbeitsplätze in der Kabine gefährde.
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