Lufthansa: Flugausfälle schon vor Streik

Das Kabinenpersonal tritt am Freitag deutschlandweit in den Ausstand. "Faustschläge ins Gesicht unserer Kunden", wettert die Lufthansa.

Am Freitag ist wieder Streiktag bei der Lufthansa, aber schon heute, am Donnerstag, fallen knapp 50 Flüge aus. Ein Großteil davon betrifft die besonders lukrativen Langstrecken, bei denen die Flugzeuge bereits am Donnerstag in Übersee abfliegen und am Freitag ihr Ziel in Deutschland erreichen sollen. Allerdings sind nach Aussage eines Lufthansa-Sprechers nicht alle Ausfälle am Donnerstag streikbedingt. Auch im Normalbetrieb müssten immer wieder Flüge wegen technischer Gründe gestrichen werden.

Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo will den Flugverkehr in Deutschland am Freitag weitgehend lahmlegen. "Wir werden alle Standorte der Lufthansa von 0 bis 24 Uhr bestreiken", kündigte Ufo-Chef Nicoley Baublies an. Es wäre der dritte Streiktag. Bereits am Dienstag hatten die Stewardessen und Stewards ihren Ausstand massiv ausgeweitet und weit mehr als 300 Flüge ausfallen lassen. Über 43.000 Passagiere mussten sich auf spätere Maschinen umbuchen lassen oder konnten gar nicht fliegen (Infos für Passagiere auf der Website der Lufthansa).

Am Freitag streicht die Lufthansa zwei Drittel ihrer Verbindungen. Von den eigentlich an dem Tag geplanten etwa 1800 Flügen werden voraussichtlich 1200 entfallen, wie der Konzernsprecher in der Früh bekräftigte. Die Zahl könne sich aber noch ändern. Die Chancen auf eine Einigung in letzter Minute sind nicht hoch - beide Parteien hatten vor dem Arbeitskampf bereits über ein Jahr miteinander um einen neuen Tarifvertrag gerungen. "Es bleibt die vage Hoffnung, dass Ufo an den Verhandlungstisch zurückkehrt und der Streik abgewendet wird", sagte der Lufthansa-Sprecher.

 

Müsliriegel für die Wartenden

Lufthansa: Flugausfälle schon vor Streik

Am schwersten vom Streik am Dienstag getroffen war Frankfurt - hier legten die Stewards und Stewardessen um 6.00 Uhr morgens für acht Stunden die Arbeit nieder. An Deutschlands größtem Flughafen annullierte die Lufthansa allein etwa 220 Flüge. Jeder zweite Kurz- und Mittelstreckenflug falle aus, zudem ein Drittel der Interkontinentalverbindungen, sagte der Lufthansa-Sprecher.

Die Schlangen vor den Checkin-Schaltern waren wieder hunderte Meter lang, wie am ersten Streiktag. Die Lufthansa setzte diesmal aber deutlich mehr Personal ein, um die tausende gestrandeten Reisenden zu betreuen. Mitarbeiterinnen in bunten Westen verteilen Müsliriegel und Wasser an die Wartenden.

Bahn freut sich

Die Passagiere schwankten zwischen Empörung über die Streikenden und Verständnis für ihre Forderungen. "Wenn man drei Jahre keine Erhöhung bekommen hat, darf man auch mal streiken", meinte ein in Berlin wartender Passagier. Sein Mitreisender Dirk Dittner hält hingegen die Situation der Lufthanseaten noch für komfortabel. Er erwarte, dass die Angestellten über den Tellerrand hinaus blicken und auf die Konsequenzen ihrer Aktionen achten.

Baublies hatte die Streiks als "Nadelstiche" bezeichnet. Lufthansa kritisierte die Taktik der gestuften Streiks und Ankündigungen dagegen als "Faustschläge ins Gesicht unserer Kunden. Hier streikt eine Gewerkschaftsführung gegen die Kunden".

Langer Streit

Der Tarifstreit dauert bereits seit gut einem Jahr. Die Gewerkschaft kämpft für höhere Löhne und gegen die Auslagerung von Stellen. Nach Ansicht des Managements sind Einschnitte nötig, da die harte Konkurrenz der Lufthansa das Leben schwer mache. Die Airline legte deshalb ein Milliarden-Sparprogramm auf und verlangt nun, dass auch die Bord-Servicekräfte einen Beitrag leisten. Während die Gewerkschaft fünf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 15 Monaten fordert, hat die Lufthansa eine Erhöhung um 3,5 Prozent über drei Jahre angeboten. Bei der Kranich-Fluglinie arbeiten 18.000 Menschen im Bordservice.

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