Lizenz zum Schäumen: Eine Erfolgsstory aus Plastik geformt

Lizenz zum Schäumen: Eine   Erfolgsstory aus Plastik geformt
Wie Greiner vom kleinen Schaumstofferzeuger zum international präsenten Kunststoff-Konzern wurde.

„Es wird geschäumt.“ Wenn beim oberösterreichischen Greiner-Konzern dieser Satz fällt, ist nicht etwa ein Schaumbad gemeint, sondern der wohl spektakulär ste Produktionsprozess des Unternehmens, bei dem Schaumstoff entsteht.

Höchstens zwei Mal am Tag schäumt man bei Greiner. Dann wird ein dünner, durchsichtiger Flüssigkeitsfilm auf ein Förderband aufgetragen. Die zwei Bestandteile dieser Flüssigkeit, Polyol und Isozyanat (beides Erdölprodukte), reagieren ohne Zutun von außen miteinander, der Flüs sigkeitsfilm wächst und wächst und wird heißer und heißer. Binnen kurzer Zeit ist er einen Meter dick,

180 Grad heiß – der Schaumstoff ist entstanden. So simpel dieser Produktionsprozess klingt, so schwierig ist er im Detail. „Unser Schäummeister, der die Mischverhältnisse genau kennt, ist ein gefragter Mann“, sagt Vertriebs leiter Christian Rensch. Mit den einfachen Schaumstoffen allein aber wäre Greiner heute nicht dort, wo der Kon zern jetzt steht: 134 internationale Standorte, davon sechs Werke in den USA – und das in vier Sparten. Schaumstoff im Gemeinschaftsunternehmen mit der belgischen Recticel, Kunststoff-Verpackungen, Medizintechnik und Werkzeuge sowie An lagen für die Profilextrusion.

Schritt für Schritt hat sich das Familienunternehmens mit Hauptsitz in Kremsmünster, Oberösterreich, zum Kunststoff-High-TechSpezialisten vorangearbeitet. Joghurt-Becher, Frischkäse-Verpackungen und Kaffeekapseln stammen ebenso von Greiner wie Lego-Platten. „Lego ist einer unserer größten Kunden“, sagt Manfred Huemer von Greiner-Packaging. Auch aus dem Schaumstoff ist inzwischen High-Tech geworden. Immerhin wird er sogar in der Luftfahrtindustrie eingesetzt. Greiner hat dafür eine ei gene Tochtergesellschaft, die Greiner Aerospace mit einem Werk in den USA, gegründet. Auch mit der Medizintechnik ist Greiner in den USA präsent. Seit Donald Trump dort Präsident ist, ist es dort allerdings etwas schwieriger geworden. „Die Unsicherheit der Unter nehmen ist groß“, sagt Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender des Greiner-Konzerns. Einmal heiße es, es gebe eine neue Steuer auf Medizin technik, einmal nein. „Da kann man nicht investieren“, betont er.

Im Tal des Plastiks

In Oberösterreich dagegen läuft es für Greiner rund. Das Unternehmen ist zentraler Teil des „Plastic Valley“, in dem sich die oberöster reichischen Unternehmen, die allesamt mit Kunststoff zu tun haben, ansammeln. Von der Maschinenfabrik Engel über den Borealis-Konzern, den Werkzeugfabrikanten Haidlmair, den Recycling-Spezialisten Erema bis zu Greiner. „Wir haben hier die gesamte Wertschöpfungskette rund um Plastik“, sagt Greiner-Chef Kühner.

Gemeinsam mit dem Linz Institute of Technology (LIT), dem Technologie-und Forschungszentrum der Uni Linz, haben die Unternehmer des Plastic Valley ein Pro jekt gestartet, in dem an neuen Entwicklungen arbeiten möchten.

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