Gigantischer Fall von Geldwäsche aufgedeckt

Das Einkaufszentrum Fuentes del Obelisco in Escazú, Costa Rica, an einem bewölkten Tag.
Cyber-Betrüger sollen über das Online-Bezahlsystem Liberty Reserve mehr als sechs Milliarden Dollar versteckt haben.

Die Justizbehörden mehrerer Länder haben nach eigenen Angaben einen gigantischen Fall von Geldwäsche aufgedeckt. Im Mittelpunkt steht demnach die Firma Liberty Reserve aus Costa Rica, die ein internetbasiertes Bezahlsystem betrieben hatte. Über dieses seien mehr als 6 Milliarden Dollar (4,7 Mrd Euro) aus kriminellen Machenschaften geflossen, erklärte die federführende New Yorker Staatsanwaltschaft am Dienstag.

"PayPal für Kriminelle"

Liberty Reserve sei "die Bank der Wahl für die kriminelle Unterwelt" gewesen, hieß es seitens der Strafverfolger. Das System habe es Kriminellen auf der ganzen Welt ermöglicht, anonym und nicht nachverfolgbar Finanztransaktionen abzuwickeln. Die New Yorker Staatsanwaltschaft zählte als Delikte Kreditkarten- und Anlagebetrug, Identitätsklau, Computereinbrüche, Kinderpornografie und Drogenhandel auf. Laut New York Times bezeichnete ein Beamter Liberty Reserve als "PayPal für Kriminelle".

Digitale Währung

Bei Liberty Reserve konnten Kunden echtes Geld in die digitale Währung namens "LR" tauschen und weltweit überweisen. Das sollen sich Kriminelle zunutze gemacht haben. Denn anders als Banken unterlag Liberty Reserve keiner Kontrolle durch die Finanzaufsichtsbehörden. Nach Angaben der US-Justiz soll die Firma mehr als eine Million Kunden gehabt haben, davon gut 200.000 alleine in den USA.

Auch Fall in Österreich

Auch in Österreich ist eine Geldwäsche in Höhe von knapp 200.000 Euro aufgeflogen - unabhängig von jenem in den USA. Einen richtigen Durchblick im Geldwäsche-System habe aber niemand, sagte der Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt, Rudolf Unterköfler, im Ö1-Mittagsjournal. Die Sache sei "weit größer, als sich viele vorstellen können", meinte Unterköfler.

Schließlich war auf der mittlerweile geschlossenen Plattform die Kontoeröffnung ohne Identifikation möglich. Es fanden sich Nutzername wie beispielsweise "Joe Schwindler", Verwendungszwecke wie etwa "für Kokain". Man wisse im digitalen Geldwäsche-System überhaupt nicht, wer eingezahlt habe, so Unterköfler. Das einbezahlte Geld wurde in eine Internetwährung umgewandelt, verschickt und ebenso anonym wieder in echter Währung ausbezahlt - auch auf Prepaid-Karten, wie Unterköfler festhielt.

Wurde an Firmen ausbezahlt, so saßen bzw. sitzen diese in "Offshore-Destinationen", wo es keine Geldwäscherichtlinien gibt. "Dort findet man nichts anderes als ein virtuelles Büro von einer virtuellen Firma. Es ist sehr aufwendig, die tatsächlichen Hintermänner zu finden", sagte Unterköfler.

Bitcoin-Diskussion

Drei Männer stehen an einem Rednerpult mit einem Diagramm über Liberty Reserve im Hintergrund.
Preet Bharara, United States Attorney for the Southern District of New York, describes charges against Costa Rica-based Liberty Reserve, one of the worlds largest digital currency companies and seven of it's principals and employees for allegedly running a $6 billion money laundering scheme at a news conference in New York, May 28, 2013. According to the indictment "Liberty Reserve has emerged as one of the principal means by which cyber-criminals around the world distribute, store and launder the proceeds of their illegal activity". REUTERS/Mike Segar (UNITED STATES - Tags: CRIME LAW)

Der Fall birgt vor dem Hintergrund der Diskussion um die digitale Währung Bitcoin einigen Sprengstoff. US-Finanzaufsehern ist es ein Dorn im Auge, dass dieser Markt ohne staatliche Kontrolle auskommt. Sollten sich die Vorwürfe gegen Liberty Reserve als richtig herausstellen, hätten die Behörden bessere Argumente in der Hand für eine Regulierung. Staatsanwalt Preet Bharara sprach von "Wild West"-Methoden im Internetbankgeschäft.

Festnahmen

Der Firmengründer von Liberty Reserve und vier weitere Personen waren bereits am Freitag in Spanien, Costa Rica und New York festgenommen worden, wie jetzt bekannt wurde. Zwei weitere Beschuldigte befinden sich in Costa Rica noch auf freiem Fuß. Die benutzte Domain libertyreserve.com wurde beschlagnahmt. Insgesamt waren Behörden in 17 Ländern in den Fall eingeschaltet.

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