Lenzing-Chef Untersperger wird abgelöst

Ein Mann im Anzug hebt seine Hand.
Laut Unternehmen auf eigenen Wunsch. Stefan Doboczky folgt per 1. Juni.

Der Vorstandsvorsitzende der Lenzing AG, Peter Untersperger (55), wird überraschend abgelöst. Wie der Faserhersteller am Freitag mitteilte, legte Untersperger seine Funktion auf eigenen Wunsch mit Ende Mai zurück. Die Entscheidung sei erst in den vergangenen Wochen gefallen, so Untersperger, dessen Vorstandsvertrag noch bis März 2016 gelaufen wäre. Die aktuell schwierige Lage des Unternehmens (Verlust, Jobabbau) sei kein unmittelbarer Grund für den Rückzug gewesen. Aber das alles "kostet Nerven". Nun sei es an der Zeit, nach 30 Jahren bei der Lenzing AG etwas Neues zu wagen.

Ein Mann mit Brille und Anzug lächelt in die Kamera.
Nederland, Heerlen, 07-01-2013 Stefan Doboczky, ember of the Managing Board of Royal DSM. PHOTO AND COPYRIGHT ROGER CREMERS
Als Nachfolger hat der Aufsichtsrat den Chemiker Stefan Doboczky (47) bestellt, der sein Amt mit 1. Juni antritt. Der aus Kärnten stammende Doboczky war seit 1998 beim holländischen Chemie-Konzern Royal DSM tätig, derzeit ist er dort als Vorstandsmitglied für die strategische Neuausrichtung der globalen Pharma-Aktivitäten, den Bereich Corporate Operations & Responsible Care sowie die konzernweite Wachstumsagenda auf den asiatischen Märkten zuständig.

Lenzing-Aufsichtsrat Hanno Bästlein streut Unterperger zum Abschied Rosen. Er verabschiede sich "mit guten Zahlen" - das operative Ergebnis (EBITDA) sei von 2013 auf 2014 um über 24 Prozent auf rund 240 Mio. Euro gestiegen. Untersperger habe zuletzt die strategische Neuausrichtung der Gruppe auf einen guten Weg gebracht und "ein umfangreiches Kostenoptimierungsprojekt aufgesetzt, das 2014 zu Einsparungen von über 130 Mio. Euro geführt hat".

Firmenkrise

Lenzing gab erst Anfang März eine Gewinnwarnung heraus. Für das Geschäftsjahr 2014 wird mit einem Jahresverlust von vorläufig rund 14 Mio. Euro gerechnet. Weltweit reduzierte der Konzern im Zuge einer Rationalisierung den Personalstand um rund 600 Vollzeitstellen, 250 davon in Österreich. Auch die Leiharbeiterzahl wurde mehr als halbiert. Einem neuerlichen Jobabbauprogramm könnten vor allem in Oberösterreich weitere bis zu 250 Arbeitsplätze zum Opfer fallen.

Für Lenzing-Betriebsrat Rudolf Baldinger kommt der Abgang von Untersperger überraschend. Das im November angekündigte Job-Abbauprogramm wurde bisher noch nicht umgesetzt, erklärte Baldinger der APA. In einer Betriebsversammlung am 3. März sei angekündigt worden, dass vorher noch Organisationsänderungen vorgenommen werden sollen. Das dürfte bis Mai dauern. Auch der Abgang des Technik-Chefs Herbert Hummer, den Baldinger bestätigte, soll mit diesem Prozess in Zusammenhang stehen. Wenn die Umstrukturierung abgeschlossen ist, könnte das Job-Abbauprogramm schlagend werden.

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