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Wirtschaft

Leitl: Griechenland soll Inseln verkaufen

In Griechenland ist kein Ende der Rezession in Sicht. Als Zeichen guten Willens könnte das Land unbewohnte Inseln verkaufen, so Christoph Leitl.

02/14/2012, 04:35 PM

Im von der Schuldenkrise gebeutelten Griechenland ist kein Ende der Rezession in Sicht. Die Wirtschaftsleistung des Euro-Landes schrumpfte im letzten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent, teilte die griechische Statistikbehörde am Dienstag unter Berufung auf eine erste Schätzung mit. Für das Gesamtjahr 2011 rechnet Athen mit einem Wachstumsrückgang um 5,5 Prozent. Im laufenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt nochmals um 2,8 Prozent zurückgehen. Griechenland würde sich damit im fünften Jahr in Folge in der Rezession befinden.

Im Griechenland wirtschaftlich wieder auf die Beine zu bekommen, empfiehlt Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl im APA-Interview einen Mix aus Sparen und Investitionen: "Wenn nur gespart wird, stirbt uns der Patient während der Operation.“ "Denn das eigentliche Problem Griechenlands ist der Verlust seiner Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Türkei, gegenüber Rumänien, Bulgarien“, so der WKO-Chef weiters. Eine Staatspleite oder einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone schließt Leitl aus. "Kein Experte ist zu dem Ergebnis gekommen, dass das eine sinnvolle Alternative gewesen wäre." Die psychologischen Folgewirkungen der damit verbundenen Unsicherheit seien volkswirtschaftlich auch nicht berechenbar.

Eurobonds

Leitl plädierte im Interview für Eurobonds. Gemeinsame Anleihen würden den Euro-Ländern einen gemeinsamen Zinssatz von 2 Prozent bescheren, argumentierte Leitl. "Wenn Griechenland 30 oder 35 Prozent für Anleihen zahlt, weiß jeder: Das kann Griechenland nicht zahlen. Wer hat es dann zu zahlen? Wir als Gemeinschaft", so der Wirtschaftskammer-Präsident.

Für Euro-Anleihen müssten intern strikte Regeln gelten, plädierte Leitl. "Geld kriegt nur derjenige, der sich an gewisse interne, fiskale Regelungen hält. Eine zweite Steuerung kann ich machen, indem ich eine differenzierte Zinsweiterverrechnung mache: Die Triple-A-Länder bekommen 1 Prozent in der Zinsweiterverrechnung, die mittleren zahlen 3 Prozent, die schlechteren 5 Prozent. Da hat jeder den Anreiz hinaufzukommen."

Inseln verkaufen

Griechenland selbst sollte sich fragen, welche Eigenleistung es zu geben bereit sei. "Kann man vielleicht politisch irgendein Geschäft machen, was Zypern betrifft? Kann man vielleicht ein paar abgelegene, unbewohnte Inseln verkaufen, die viel Geld bringen? Da geht es jetzt gar nicht um das Geld an sich, sondern da geht es um ein Signal, dass man bereit ist, in dieser Situation nicht nur Hilfe von außen anzufordern, sondern auch selbst mögliche Beiträge zu leisten." Die Einnahmen könnten in die Privatisierungserlöse fließen.

Leitl warnte, dass der nächste Wahlkampf mit Slogans wie "haut die Reichen und haut die Griechen" geführt werde. "Ich könnte mir vorstellen, dass durch einen solchen Beitrag, der den Griechen sicherlich nicht leichtfällt, die feststellbare demagogische Stimmung gegen die Griechen in Europa doch deutlich abgemildert wird, und dass die Freunde Griechenlands ein ganz gewichtiges Argument haben."

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