Schweiz-Österreicher wird neuer Konzernchef von Nestlé

Philipp Navratil, CEO of Nestle Nespresso S.A., poses for a photo
Philipp Navratil löst Freixe nach Entlassung mit sofortiger Wirkung ab. Aktienkurs unter Druck.

Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé hat nach dem Rauswurf von Konzernchef Laurent Freixe die Spitze umgehend nachbesetzt. Der 49-Jährige, bisherige Nespresso-Chef Philipp Navratil, der seit 24 Jahren im Konzern arbeitet, folgt Freixe. 

Navratil, der eine österreichische und Schweizer Staatsbürgerschaft hat,  begann seine Karriere bei dem Unternehmen 2001 in der internen Revision. Nach mehreren Stationen im kaufmännischen Bereich in Mittelamerika übernahm er 2009 die Leitung von Nestlé Honduras. 2020 wechselte Navratil in die globale Kaffee-Sparte von Nestlé, wo er die strategische Ausrichtung sowie die Innovationsagenda für die Marken Nescafé und Starbucks vorantrieb. Vor einem Jahr wurde er zum Nespresso-Chef ernannt. Seit Anfang Jänner sitzt Navratil in der Konzernleitung.

Freixe (63) war am Montagabend nach nur einem Jahr im Amt entlassen worden. Als Grund nannte der Konzern mit Sitz in Vevey am Genfersee eine nicht offengelegte "romantische Beziehung" zu einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin. Der Verwaltungsrat sah im Verhalten von Freixe einen Verstoß gegen den Nestlé-Verhaltenskodex sowie interne Richtlinien, wie es hieß. Freixe steht unter diesen Umständen keine Abgangszahlung zu, wie der Konzern bestätigte.

Der Aktienkurs beim weltgrößten Lebensmittelkonzern geriet am Dienstag unter Druck. Die Nestlé-Papiere notierten beim Auftakt an der Börse in Zürich zeitweise mit bis zu minus zwei Prozent, bevor sie sich leicht erholten.

Freixe sollte neues Vertrauen schaffen

Der Franzose Freixe ersetzte im September 2024 den deutschen Wirtschaftsmanager und früheren Fresenius-Chef Mark Schneider als Konzernchef, der unerwartet gehen musste. Der Verwaltungsrat war mit den Geschäften unter Schneider nicht mehr zufrieden. Freixe war seit Jahrzehnten bei Nestlé. Er sollte neues Vertrauen schaffen und Einsparungen und Fokussierung voranbringen.

Die Investoren blieben aber skeptisch. Nach enttäuschenden Halbjahreszahlen mit Rückgängen beim operativen Ergebnis, beim Betriebsergebnis und beim Gewinn pro Aktie ging der Aktienkurs im Juli zeitweise um drei Prozent zurück.

Nestlé hat rund 277.000 Beschäftigte. Das Unternehmen vertreibt nach eigenen Angaben mehr als 2.000 Marken in 185 Ländern und kommt auf einen Börsenwert von mehr als 200 Mrd. Euro.

Kommentare