Massiver Einbruch bei Last Minute nach Griechenland

Blick auf Mykonos-Stadt mit bunten Häusern am Wasser bei Sonnenuntergang.
Eigentlich wurde eine Rekordsaison erwartet – doch die Stornowelle schwillt an.

Der griechische Tourismus hatte sich eigentlich auf ein Rekordjahr eingestellt - doch diese Woche gingen die zuvor boomenden Buchungen markant zurück. "Die Zahl der Last-Minute-Buchungen ist nach Beginn der Kapitalverkehrskontrollen um bis zu 40 Prozent eingebrochen", sagte der Chef des Tourismusverbandes Sete, Andreas Andreadis, zu Spiegel online.

"In normalen Zeiten haben wir in der Hochsaison bis zu 120.000 Last-Minute-Buchungen täglich", erklärte der Präsident der griechischen Branchenvereinigung, die mehr als 50.000 Unternehmen mit über 350.000 Mitarbeitern vertritt. Zu dem Ausbleiben der Neubuchungen beigetragen haben - neben den geschlossenen Banken - der Zahlungsverzug Griechenlands gegenüber dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und das für diesen Sonntag in Griechenland kurzfristig angesetzte Referendum zum weiteren Sparkurs.

Wachsende Stornowelle

"Eigentlich haben wir eine neue Rekordsaison erwartet - mit mehr als 25 Millionen Gästen im Vergleich zu 24 Millionen im vergangenen Jahr", sagte Andreadis. Aber jetzt, mitten in der Hochsaison, "droht uns ein mögliches Desaster". Griechenland ist eine reine Sommerdestination. Aus Österreich reisen jährlich etwa 350.000 Urlauber nach Griechenland. "Wenn sich die Situation in unserem Land verbessert, können wir bei diesen Buchungen wieder zulegen", hofft der griechische Branchensprecher.

Auf den griechischen Inseln spürt man noch keine Veränderungen des Urlauberverhaltens. In den Athener Hotels gibt es aber laut griechischer Online-Zeitung Ekathimerini diese Woche eine "zunehmende Stornowelle". Die Buchungen vonseiten griechischer Touristen seien nahezu zum Erliegen gekommen. Die Flugticket-Buchungen durch griechische Reisende hätten sich für den Zeitraum Juli bis September um bis zu 50 Prozent verringert, heißt es in dem Bericht unter Verweis auf Daten von Travelplanet 24 und Flugticket-Websites. Die Flugstornos hätten sich in den letzten Junitagen von 1,05 auf 7,2 Prozent erhöht - mit einem Spitzenwert von 22 Prozent am Montag. Mit Ankündigung des Referendums durch Premier Alexis Tsipras seien auch die Buchungen von griechischen Fähren-Tickets um 60 Prozent eingebrochen - bis zum 25. Juni hatte es den Angaben zufolge noch einen Zuwachs von 10 Prozent gegeben.

Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Griechenland - 2014 steuerte die Branche rund 17 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Das Land gehört laut Sete-Chef Andreadis zu den Top-15-Reisezielen weltweit. Mit Einführung des Euro sei es Griechenland gelungen, die Einnahmen aus dem Tourismus schneller zu steigern als etwa Spanien, Frankreich oder Italien. "Eine Rückkehr zur Drachme wäre verheerend", sagte er laut Spiegel online.

"Es gibt derzeit überhaupt keinen Grund, nicht nach Griechenland zu reisen."

Noch läuft für Urlauber alles normal: "Es gibt derzeit überhaupt keinen Grund, nicht nach Griechenland zu reisen - die 800.000 Touristen, die derzeit ihren Urlaub bei uns genießen, sind der beste Beweise dafür", betonte der Tourismus-Sprecher.

In den Hotels würden auch Kreditkarten nach wie vor akzeptiert. Es komme höchstens bei kleineren Betrieben wie beispielsweise kleinen Tavernen, die kein E-Banking hätten, vor, dass sie nur Bargeld nehmen. Das Geld brauchten sie, um ihre Mitarbeiter und Zulieferer zu bezahlen. "Bei größeren Hotels und Restaurants gibt es dieses Problem nicht."

Kleine Banknoten werden knapp

Derzeit seien wichtige Güter wie Nahrungsmittel und Getränke noch nicht knapp - es gebe noch keine Probleme, sagt Andreadis. "Aber wenn sich die Lage nicht bessert, könnte es in einigen Wochen schwierig werden - nicht nur in Hotels und Restaurants, sondern auch in Supermärkten", räumte der Sete-Chef ein.

Faktum ist, dass sich nach fünf Tagen mit geschlossenen Banken Probleme bei kleinen Geldscheinen und Wechselgeld bemerkbar machen. Vor allem auf Kreta und auf einigen Inseln der Dodekanes sowie auch in Athen gaben die Bankomaten am Freitag nur noch 50-Euro-Scheine aus. Grund: Die Bürger dürfen seit Montag pro Tag 60 Euro abheben.

Damit gingen schnell die 20-Euro-Scheine aus und die Geldautomaten geben nun vielerorts nur 50er aus. In Griechenland sind die Geldautomaten so eingestellt, dass sie nur 50 und 20 Euro-Scheine ausgeben.

"Das Ergebnis ist, dass jeder hier mit 50-Euro-Scheinen herumläuft und die Geschäfte kein Wechselgeld zurückgeben können", sagte Christos Pilatakis, ein Hotelmanager auf der Touristeninsel Rhodos, der Deutschen Presse-Agentur. Das Problem mit den 20-Euro-Scheinen werde im Großraum Athen stufenweise gelöst. Die Banken hätten am frühen Nachmittag die Geldautomaten mit 20-Euro-Scheinen versorgt, berichtete der griechische Rundfunk.

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