Längerer Streik bei Diskonter KiK?
Der Textildiscounter KiK, der 20.000 Mitarbeiter in 3200 Filialen in Europa betreibt, darunter auch in Österreich, ist wieder einmal scharf in die Kritik geraten. Diesmal sind es nicht die überaus schlechten Arbeitsbedingungen, unter denen Tausende Textilarbeiter in Bangladesch die Kleidungsstücke für die Textil-Tochter der deutschen Tengelmann-Gruppe fertigen, sondern der Streit um die Gehälter der Mitarbeiter in deutschen Auslieferungslager Bönen.
Die Gewerkschaft Verdi rief am Montag erstmalig die 500 Beschäftigten im Zentrallager in Bönen dazu auf, mit Beginn der Frühschicht von 4 bis 24 Uhr ihre Arbeit niederzulegen. Die Gewerkschaft will die Anerkennung aller Tarifverträge des nordrhein-westfälischen Einzelhandels für die KiK-Logistik-Beschäftigten durchsetzen, wie Verdi erklärte. Ein Lagerarbeiter erhalte nach dem NRW-Einzelhandelstarifvertrag monatlich einen Lohn von 2106 Euro, bei KiK jedoch nur 1650 Euro. Das Zentrallager beliefere alle KiK-Filialen in Deutschland. "Wir sehen jetzt schon, dass sich viele Mitarbeiter am Streik beteiligen", sagte Ver.di-Sprecher Günter Isemeyer zu Spiegel online.
Weiterer Streiktag am Dienstag?
Über 200 Mitarbeiter der Früh- und Spätschicht seien dem Aufruf gefolgt, sagte ver.di-Streikleiterin Christiane Vogt zur nachrichtenagentur Reuters. Die Mitarbeiter seien „durchaus bereit“, noch einen weiteren Protesttag dranzuhängen.Das Zentrallager beliefert alle 2.600 KiK-Filialen in Deutschland. „Auswirkungen auf das operative Geschäft bleiben abzuwarten“, erklärte eine Sprecherin der Tengelmann-Tochter. Der Handelskonzern selbst wollte sich zu dem Konflikt nicht äußern.
Der Hintergrund: Ver.di will die Einführung von Tarifverträgen für die KiK-Beschäftigten im Zentrallager erkämpfen. Bei Konkurrenzbetrieben seien solche Regelungen gang und gäbe, auch im Tengelmann-Konzern selbst, erklärte Vogt. „Die Sparte KiK grenzt sich davon ab.“ Ver.di will für die Mitarbeiter zudem tarifliche Regelungen, wie sie im nordrhein-westfälischen Einzelhandel üblich sind. „KiK ist ein Einzelhändler“, erklärte ein Gewerkschaftssprecher. Laut Ver.di erhält ein Lagerarbeiter nach NRW-Einzelhandelstarifvertrag monatlich einen Lohn von 2.106 Euro, bei Kik jedoch nur 1.650 Euro. Das Unternehmen verteidigte die Entlohnung. KiK Logistik orientiere sich an der im Logistikbereich branchenüblichen Bezahlung, erklärte die Sprecherin. Zudem würden Zusatzleistungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder Leistungsprämien, gewährt.
KiK in Österreich
Hierzulande beschäftigt die KiK Textilien und Non-Food Ges.m.b.H. laut Firmencompass rund 1400 Mitarbeiter und setzte im Vorjahr rund 161,66 Millionen Euro um. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) betrug 7,59 Millionen Euro, der Jahresgewinn 5,61 Millionen Euro.
Brand in Textilfabrik
Die Billigmodekette Kik will ihren Beitrag zum Entschädigungsfonds für Opfer und Angehörige des Unglücks in der Rana-Plaza-Textilfabrik am Rande der Hauptstadt Dhaka im Jahr 2013 verdoppeln. Das Unternehmen habe der Internationalen Arbeitsorganisation ILO zugesagt, seine Einzahlung von 500.000 US-Dollar (366.000 Euro) auf eine Million Dollar zu erhöhen, wurde im vergangenen Juli mitgeteilt. Die Modekette habe zum Zeitpunkt des Unglücks im April 2013 zwar keine direkten Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten aus dem Rana-Plaza-Gebäude unterhalten. Es sei aber ein „wichtiges Anliegen“, die Produktionsbedingungen in Bangladesch nachhaltig und langfristig zu verbessern. „Wir hoffen, dass unsere Einlage weitere Unternehmen dazu bewegt, ebenfalls eine Hilfszahlung zu tätigen“, erklärte Kik-Chef Heinz Speet damals.
Am 24. April 2013 war die Rana-Plaza-Fabrik am Rande der Hauptstadt Dhaka eingestürzt, 1138 Textilarbeiter kamen in den Trümmern ums Leben, mehr als 2000 weitere Menschen wurden verletzt. Zahlreiche westliche Firmen hatten in den fünf Fabriken in dem Gebäude Kleider nähen lassen. In Bangladesch werden Textilarbeitern nur geringe Löhne gezahlt. Ermittlungen zufolge stürzte das Gebäude unter dem Gewicht der ungenehmigten Stockwerke und schwerer Maschinen ein. Insgesamt 3.000 Textilarbeiter und Angehörige sollen Entschädigungen erhalten. Das Geld kommt aus einem von der ILO verwalteten Fonds, in den westliche Firmen einzahlen. Lange hatte ein Großteil des Geldes aber noch gefehlt.
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