KV-Verhandlungen: Arbeitskampf bei den Fluglotsen

Die Mitarbeiter der Flugsicherung erhalten eine Lohnerhöhung plus eine allgemeine Prämie von 5000 Euro.
Für Montag früh ist bei der Austro Control eine Betriebsversammlung angesetzt. Der Flughafen warnt vor Flugausfällen.

Bei der Flugsicherung Austro Control (ACG) ist für kommenden Montag, 8 Uhr früh, eine Betriebsversammlung angesetzt. Das bestätigte die Gewerkschaft vida dem KURIER. Ein Arbeitskampf der Fluglotsen hätte für die Passagiere wesentlich  gravierendere Auswirkungen als der Streik einer Airline. Für die Dauer der Betriebsversammlung kann es zu Störungen und Ausfällen im gesamten Luftverkehr in Österreich kommen. Am Montag früh herrscht auf dem Airport Hochbetrieb, die Veranstaltung ist zwischen den beiden Morgenspitzen geplant.

Der Flughafen Wien fordert eine „dringende Klarstellung“ und will wissen, welche Probleme und Störungen eine Betriebsversammlung für den Flugverkehr in Österreich bedeuten könnte. Gleichzeitig appelliert der Flughafen an alle Beteiligten, „die Sicherheit und Zuverlässigkeit des österreichischen Flugverkehrs nicht zum Spielball eines unverantwortlichen Aktionismus zu machen“. Es gebe bei den Betroffenen mit Sicherheit kein Verständnis für Kampfmaßnahmen auf dem Rücken unbeteiligter Passagiere sowie von Mitarbeitern in den Flughäfen und den Airlines.

"Die Sicherheit wird in keinster Weise beeinträchtigt. Sicherheit hat für alle Fluglotsen oberste Priorität", kontert Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereits Luftfahrt in der Gewerkschaft vida.

5000 Euro Prämie für alle

Die Gewerkschaft will die Belegschaft über den neuen Kollektivvertrag informieren. Dienstag Nacht wurden nach einem 12-stündigen Verhandlungsmarathon die bereits überfälligen Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 1000 Mitarbeiter der Austro Control de facto abgeschlossen. Aus Unternehmenssicht sei man "an die Grenzen gegangen", wurde anschließend vom Management der Belegschaft kommuniziert. Auch der Betriebsrat soll davon ausgegangen sein, dass die Einigung gilt.

Das Verhandlungsergebnis  kann sich jedenfalls sehen lassen. In der staatlichen ACG gibt es je nach Betriebszugehörigkeit zwei Kollektivverträge. Einen KV1 mit höheren Gehältern und besseren Pensionsregelungen für die ältere Belegschaft und einen KV2 für die jüngeren Mitarbeiter. Für KV1 gibt es eine Lohnerhöhung von 2,15 Prozent, die zweite Gruppe bekommt plus 3 Prozent. Alle Mitarbeiter sollen außerdem eine "Allgemeine Prämie"  von 5000 Euro. Damit liegt der Abschluss laut Betriebsrat „deutlich über der Inflationsrate“.

Für den operativen Bereich wurden 13 konkrete Punkte festgelegt, die unter anderem auf eine Reduktion der Verkehrsbelastung abzielen, eine Maximierung der Personalressourcen für den Betriebsdienst vorsehen  und den Personalaufbau weiter vorantreiben sollen, heißt es in der Aussendung an die Belegschaft.

Das Unternehmen will  zusätzliche Lotsen einstellen, um die Arbeitsbelastung nicht weiter zu verstärken. Für die Lotsen im KV2 wurde eine Gehaltstabelle vereinbart. Diese solle kostenneutral sein und sich an der heutigen Höhe der Lebensverdienststumme orientieren. In bestehende Dienstverträge werde aber nicht eingegriffen. Das Modell richte sich an neueintretende KLV2-Lotsen ab 1. Jänner 2020, ebenso sei die Möglichkeit eines freiwilligen Übertritts vorgesehen.

110.000 Euro Einstiegsgehalt

Vor allem die älteren Fluglotsen können sich über attraktive Arbeitsbedingungen freuen, aber auch die jungen Lotsen werden gut bezahlt. Das Einstiegsgehalt soll laut Luftfahrt-Insidern bei rund 110.000 Euro im Jahr liegen, inklusive aller Überstunden und Zusatzleisten. Die Durchschnittsgehälter für Lotsen sollen zwischen 150.000 und 230.000 Euro liegen.  

Die Gewerkschaftsvertreter hatten sich nach der letzten Verhandlungsrunde noch eine Rücksprache mit ihren Gremien vorbehalten. Die vida hat offenbar dem Abschluss nicht zugestimmt. "Es gibt ein Zwischenergebnis, aber keinen unterschriebenen Kollektivvertrag", erklärt Gewerkschafter Liebhart gegenüber dem KURIER. Die Betriebsversammlung sei angesetzt, um die Mitarbeiter der ACG über den Zwischenstand der Verhandlungen zu informieren.

BM Norbert HOFER

Verkehrsminister Norbert Hofer: Hoffen, auf Einigung

Alle Beteiligten hoffen nun, dass es bis Montag noch Gespräche gibt und ein Arbeitskampf abgewendet werden kann. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) hofft auf eine Einigung: "Es gab bei allen anderen Kollektivvertragsverhandlungen gute Abschlüsse, mit denen beide Seiten zufrieden waren. Ich hoffe, dass es auch bei der ACG eine Einigung gibt".

Im Fall der Austro Control verhandelt die Gewerkschaft nicht mit dem Sozialpartner Wirtschaftskammer über einen Kollektivvertrag, sondern mit dem Unternehmen direkt. Im Gegensatz zur AUA, wo es immer wieder Streiks und Ausstände gegeben hat, kam es bei der Flugsicherung bisher noch zu keinem Ausfällen.

40 Lotsen gesucht

Für Samstag lädt die Austro Control wieder zum Recruiting-Day. von 9 bis 18 Uhr können sich  Interessierte am Flughafen Wien ein Bild vom Job der Fluglotsen machen. Mit einer neuen Virtual Reality Ecperience können die Besucher virtuell in den österreichischen Luftraum einfliegen und die unmittelbare Lotsen-Perspektive erleben. Anmeldung unter www.austrocontrol.at

Gesucht werden Maturanten, die über ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen verfügen und belastbar sind. Die Ausbildung dauert rund drei Jahre. Pro Jahr nimmt die Austro Control bis zu 40 Trainees auf.

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