Kurz vor der US-Wahl: Positive Zahlen zum Wachstum im dritten Quartal

Biden kritisiert das Krisenmanagement von US-Präsident Trump
Experten erwarten deutliche Erholung - Daten werden am Donnerstag bekanntgegeben.

Nur wenige Tage vor der Wahl gibt die US-Regierung erste Daten zum Wirtschaftswachstum im dritten Quartal bekannt: Nach einem historischen Einbruch im zweiten Vierteljahr wegen der Corona-Pandemie rechnen Experten nun mit einer deutlichen Erholung.

Die Daten zur Entwicklung der Konjunktur in der weltgrößten Volkswirtschaft von Juli bis September werden am Donnerstag (13.30 Uhr MEZ) bekanntgegeben. Präsident Donald Trump, der sich bei der Wahl am Dienstag um eine zweite Amtszeit bewirbt, hat seinen Anhängern bereits ein Rekordwachstum in Aussicht gestellt.

Analysten erwarteten, dass die US-Wirtschaft von Juli bis September aufs Jahr hochgerechnet rund 28 bis 35 Prozent gewachsen sein dürfte. Umgerechnet in die in Europa übliche Betrachtungsweise entspräche das einem Plus von etwa 6 bis 8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Im zweiten Vierteljahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wegen der Pandemie auf das Jahr hochgerechnet um 31,4 Prozent eingebrochen, was einem Minus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal entsprach. Das war der schärfste Wirtschaftseinbruch seit Beginn der Aufzeichnungen.

Dem in Umfragen hinten liegenden Trump dürften die neuen Wirtschaftsdaten sehr gelegen kommen: Er wird sie wohl als Beweis dafür anführen, dass er das Land gut durch die Coronakrise gebracht habe. Experten mahnen jedoch: Die Daten des dritten Quartals sollten nicht überbewertet werden, weil das Wachstum wahrscheinlich nur den Einbruch im Vorquartal teils wieder wettmachen werde. Zudem stieg die Zahl der Corona-Neuinfektionen zuletzt wieder auf rund 70.000 pro Tag, Tendenz steigend. Erste Orte haben bereits neue Corona-Auflagen erlassen.

Der Republikaner Trump, der für das Corona-Krisenmanagement seiner Regierung heftig kritisiert wird, verspricht den Wählern einen raschen Aufschwung. Er fordert ein Ende der Corona-Auflagen, damit die Wirtschaft weiter wachsen kann. Sein Herausforderer, der Demokrat Joe Biden, hingegen betont, dass die Eindämmung der Pandemie eine Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum sei. Biden hat auch das erneute Verhängen weitgehender Corona-Auflagen nicht ausgeschlossen, falls die Infektionslage das erfordern sollte. Bei Auftritten vor seinen Anhängern bringt Trump es auf diese Formel: "Es ist eine Wahl zwischen einem Trump-Boom und einem Biden-Lockdown."

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) warnt, dass die weitere Entwicklung der Wirtschaft vom Coronavirus abhängig sei. Die Fed erwartete für das Jahr 2020 zuletzt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,7 Prozent, also eine schwere Rezession.

Die Stilllegung des öffentlichen Lebens infolge der Pandemie hatte den Arbeitsmarkt im Frühjahr brutal einbrechen lassen. Die Arbeitslosenquote schnellte im April auf fast 15 Prozent, den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis September sank sie wieder auf 7,9 Prozent. Vor der Pandemie war die Quote bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

Daten der Universität Johns Hopkins zufolge gibt es in den USA, einem Land mit 330 Millionen Einwohnern, bisher rund 8,8 Millionen bestätigte Coronavirus-Infektionen. Mehr als 226.000 Infizierte starben bis dato - mehr als in jedem anderen Land der Welt.

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