Kunden von fluege.de und ab-in-den-urlaub.de bangen um ihr Geld

Bis zu 14.000 Kunden der Internet-Reiseanbieter "fluege.de" und "ab-in-den-urlaub.de" müssen ihre für Hotels oder Reisen gekauften Gutscheine in den Wind schreiben. Gutscheine, die bis einschließlich Dienstag erworben wurden, könnten nicht mehr eingelöst werden, sagte Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Donnerstag.
Insolvenz angemeldet
Die Unister Travel GmbH, die die beiden Reiseportale betreibt, hat zwei Tage nach der Internet-Holding Unister ebenfalls Insolvenz angemeldet. Die Hotels und Reiseveranstalter erhalten damit kein Geld mehr von Unister Travel oder der ebenfalls insolventen Tochter U-Deals, die die Gutscheine ausgegeben hat. "Das Insolvenzrecht lässt uns hier leider keinen Spielraum, die geleisteten Zahlungen fallen in die Insolvenzmasse", erklärte Flöther. Mit dem Geld werden die Gläubiger von Unister Travel befriedigt.
Nur noch Vermittler, nicht Reiseanbieter
Als Konsequenz aus der finanziellen Schieflage träten die Reiseportale der Unternehmensgruppe ab sofort nicht mehr als Anbieter, sondern nur noch als Reisevermittler auf.
Die Kunden können die Beträge nun als Forderung bei Flöther anmelden, dürften aber nur Bruchteil der jeweiligen Summe zurückbekommen. Er bemühe sich um Kulanz-Lösungen, sagte der Insolvenzverwalter. Die bei Pauschalreisen üblichen Reisesicherungsscheine griffen hier aber nicht, sagte ein Sprecher Flöthers. Unister hatte für die Gutscheine mit dem Versprechen geworben, dass die Kunden nach der Rückkehr aus dem Urlaub einen Teil des Reisepreises rückvergütet bekämen.
Operatives Geschäft soll weiterlaufen
Das operative Geschäft mit der Vermittlung von Flügen und Reisen soll aber weiterlaufen. Bei Unister Travel arbeiten fast 500 der 1100 Mitarbeiter des Leipziger Konzerns. Fluege.de und Ab-in-den-urlaub.de träten ab sofort aber nur als Vermittler - wie ein Reisebüro - auf. Neue Buchungen seit Mittwoch seien gesichert, sagte Flöther. "Das gilt für sämtliche Reiseangebote, neben Flügen und Pauschalreisen auch für Hotels und Mietwagen." Bisher war Unister zum Teil auch als Reiseveranstalter aktiv. Insolvenz angemeldet hat auch die Unister GmbH, die kleinere Portale wie auto.de betreibt.
Auf der Suche nach einem Käufer
Flöther versucht nun, Käufer für Unister oder Teile davon zu finden. Die Holding hatte am Montag, wenige Tage nach dem Tod des Firmengründers Thomas Wagner, Insolvenz beantragt. Wagner war am vergangenen Donnerstag bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien ums Leben gekommen, nachdem er zuvor in Venedig Gespräche geführt hatte.
Angesichts der Umstände der Reise vermutet Unister-Mitgesellschafter Daniel Kirchhof kriminelle Handlungen und hat inzwischen Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Sein Verdacht reiche "bis hin zur Geldwäsche", hatte er am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Kirchhoff war bis Anfang 2015 Unister-Finanzchef.
Im Verfahren am Leipziger Landgericht um mehrere Manager gegen die Leipziger Unister-Gruppe haben die Beschuldigten bis Ende August Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Ab wann gegen die verbliebenen drei Angeklagten verhandelt wird, ist offen, wie das Gericht mitteilte. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden wirft ihnen unerlaubtes Betreiben von Versicherungsgeschäften, Steuerhinterziehung sowie banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrug vor. Der vierte Angeklagte war Firmengründer Thomas Wagner.
Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di gab es bei Unister weder einen Betriebsrat noch Vertreter der Gewerkschaft. Der Arbeitgeber allein diktiere die Konditionen wie oft bei solchen rasant wachsenden Start-ups, erklärte ein Sprecher. Verdi beobachte die Entwicklung aufmerksam, denn das Unternehmen sei ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt.

Kommentare