Kritik an Banken: NFC "Zwangs-beglückung"

Ein Kassensystem zeigt „Vorgang erfolgreich“ an, während Lebensmittel auf dem Kassenband liegen.
VKI kritisiert Geldinstitute, die ihre Kunden nicht wählen lassen, ob sie Karten mit NFC-Funktion haben möchten.

Ich wäre schockiert, wenn man in vier Jahren in großen Städten zum Einkaufen noch seine Brieftasche mitnehmen müsste", sagte kürzlich David Marcus, Chef des Bezahldienstes PayPal.

Ein Mann im Anzug hält ein Gerät vor einem PayPal-Logo.
PayPal President David Marcus speaks during a news conference in Tokyo May 9, 2012. Softbank Corp said on Wednesday that it and eBay Inc unit PayPal will form a joint venture to expand Japan's e-payments market by targeting users of Apple Inc's iPhone. REUTERS/Yuriko Nakao (JAPAN - Tags: BUSINESS TELECOMS SCIENCE TECHNOLOGY)
Nun, so schnell und radikal wird das Kleingeld wohl nicht gänzlich aus der Geldbörse der Österreicher verschwinden. Dennoch: Vor allem kontaktloses Bezahlen ist stark im Vormarsch.

So haben rund 3,4 Mio. Österreicher seit April 2013 neue Bankomatkarten bekommen - mit der neuen Funktion des kontaktlosen Zahlens, der "NFC-Funktion" ("Near Field Communication"). Erkennbar sind diese am "PayPass"-Zeichen.

Vorteil Zeitersparnis

Karten mit NFC-Funktion müssen nur wenige Zentimeter an ein Lesegerät gehalten werden - einen Augenblick später ist an der Supermarktkasse bezahlt und das Geld schon vom Konto abgebucht. PIN-Eingabe oder Unterschrift sind - bei Beträgen bis zu 25 Euro - nicht mehr notwendig. Der wichtige Unterschied zur herkömmlichen Quick-Funktion einer Bankomat-Karte: Es muss vorher kein Guthaben auf die Bankomatkarte geladen werden. Bei höhreren Beträgen wird wieder per Unterschrift oder Geheimnummer autorisiert. So weit, so gut.

Doch einige Schwachstellen des noch jungen Bezahlsystems wurden in den vergangenen Monaten offensichtlich. So sind in Großbritannien Karten belastet worden, die Kunden gar nicht zum Bezahlen ausgewählt hatten, die Futurezone befragte dazu einen Experten.

Missbrauch vorprogrammiert?

Nun kritisieren heimische Konsumentenschützer, dass die meisten Banken ihre Kunden nicht wählen lassen, ob sie solche Karten überhaupt wollen.

"Nur wenige Banken haben ihre Kunden vor die Möglichkeit gestellt, auszuwählen, ob sie die Bankomatkarte mit oder ohne diese neue Funktion bekommen wollen", so Peter Kolba, Leiter der VKI-Rechtsabteilung, im ORF-Morgenjournal. Mit dieser neuen Technik würden neue Missbrauchsmöglichkeiten und Risiken auf die Kunden zukommen und darüber sollte man sich bewusst entscheiden können, wird Kolba zitiert.

Wie sieht es bei Österreichs größten Banken aus?

  • Bei der Raiffeisen Bank sind alle neu ausgegebenen Bankomatkarten mit der NFC-Funktion ausgestattet. Man kann sie aber innerhalb von zwei Monaten kostenlos deaktivieren. Für die Erste Bank gilt Ähnliches.
  • Die Bank Austria bietet die alte Variante nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch an.
  • Nur Kunden der BAWAG PSK können frei wählen, ob die neue Bankomatkarte mit oder ohne NFC-Funktion sein soll.

Geht es nach Peter Kolba, sollten alle Banken beide Varianten anbieten.

Jeder will dabei sein

Derzeit stürmen Firmen aus allen möglichen Richtungen in das Geschäft. Google will mit seinem Wallet ebenso dabei sein wie Mobilfunk-Betreiber, die ihre eigenen digitalen Geldbörsen einführen. Die Kreditkarten-Riesen Visa und Mastercard haben eigene Systeme zum kontaktlosen Bezahlen und wollen zudem über Partnerschaften mit neuen Anbietern im Spiel bleiben.

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