Krisenstimmung bei Tourismusbeschäftigten

In den vergangenen Jahren hat sich der Tourismus als krisensichere Branche erwiesen. Doch während die Unternehmer mit der Geschäftsentwicklung großteils zufrieden sind, herrscht unter den Tourismusbeschäftigen "
Krisenstimmung". "Obwohl die Mitarbeiter für den Wirtschaftserfolg mitverantwortlich sind, haben sie selber Existenzprobleme", kritisiert vida-Chef Rudolf Kaske.
Die Zufriedenheit Beschäftigter im Tourismus sei nicht nur im Vergleich mit anderen Branchen niedriger, sondern habe in den vergangenen vier Jahren noch drastisch abgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der Arbeitsklimaindex-Tourismus, der am Donnerstag präsentiert wurde.
Reinigungskräfte am unzufriedensten
Im Vergleich mit anderen Branchen sehen sich Tourismusbeschäftigte vor allem hinsichtlich gesellschaftlichem Status, Zeiteinteilung, Einkommen und Karrierechancen benachteiligt. Besser als dem Schnitt in anderen Branchen geht es ihnen der Umfrage zufolge puncto Innovationsstress und physischer Belastungen. Innerhalb der Branche ist die Zufriedenheit naturgemäß bei Verwaltungsmitarbeitern am größten. Danach folgen Köche und Köchinnen und mit einigem Abstand Kellner und Kellnerinnen. Die größte Unzufriedenheit herrscht bei Reinigungskräften - vor allem was das Einkommen betrifft.
Im Zeitraum 2007 bis 2012 ist die Zufriedenheit bei den Tourismusbeschäftigten in fast allen der 25 Teilindizes gesunken. Obwohl die Zahl der Beschäftigten von Juni 2008 bis Juni 2012 um 8 Prozent gestiegen ist, ist die subjektive Arbeitszufriedenheit gesunken. Mehr Arbeitsplätze bedeuten also nicht automatisch mehr Zufriedenheit.
"Zitrone des Jahres" für Tirol
Seit 2007 hat die Zahl jener, die mit ihrem Einkommen zufrieden sind, weiter signifikant abgenommen. Nur 3 Prozent der Befragten können von ihrem Einkommen sehr gut leben. 2007 waren es noch 9 Prozent. Für die Mehrheit reicht das Geld gerade aus, um über die Runden zu kommen. Für 11 Prozent reicht es nicht. Etwa ein Fünftel kompensiert das fehlende eigene Einkommen mit dem Geld des Partners bzw. der Partnerin. Ein Fünftel denkt über einen Berufswechsel nach. Seit jeher ist die Fluktuation im Tourismus besonders hoch.
Die Probleme im Tourismus sind seit Jahren die Gleichen: Hohe Stressbelastung, mangelnde Aufstiegschancen, ungünstige Arbeitszeiten, geringe Entlohnung. Als Erfolg in Richtung einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen wertet
Kaske aber die jüngsten KV-Abschlüsse. Auf Bundesebene wird der Mindestlohn bis zum Jahresende auf 1.300 Euro erhöht. Die "Zitrone des Jahres" gehe an Tirol, wo der Abschluss bisher "verweigert" worden sei, so der Gewerkschafter. "Bei denen dürfte das moderne Sklaventum noch in den Hinterköpfen sein."
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Hintergrund
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