Krise bremst Ölpreis kaum

Die Organisation Erdöl-exportierender Länder (
OPEC) präsentierte am Dienstag in Wien ihren jährlichen "World Oil Outlook" (WOO). Die auf den ersten Blick gute Nachricht: Die Ölpreise werden mittelfristig sinken. Das Preisband für die laufende Dekade liege bei 85 bis 95 Dollar je Barrel (zu 159 Liter). Derzeit kostet ein Fass OPEC-Öl rund 105 Dollar. Für die unmittelbare Zukunft glaubt OPEC-Generalsekretär Abdallah El-Badri allerdings nicht an sinkende Preise. "Heuer werden sie nicht unter 100 Dollar fallen." Um für 2012 eine Prognose abzugeben, seien die Vorzeichen zu ungewiss, sagte El-Badri.
Die Mittelfrist-Schätzung der OPEC bis 2020 lag im Vorjahr noch um zehn Dollar tiefer. Man habe die Erholung der Weltwirtschaft 2010 unterschätzt, hieß es zur Begründung.
Allerdings stehe die Gesundung der Wirtschaft auf wackeligen Beinen. Größte Sorgenkinder seien die Euro-Schuldenkrise, die schwächelnde private Nachfrage in den USA und eine Überhitzung in Asien. Auch die anhaltende Spekulation an den Rohstoffmärkten sei ein Unsicherheitsfaktor.
Libyen
Die Krisenherde im Arabischen Raum werden im WOO hingegen kaum beachtet - sind doch viele OPEC-Mitglieder unmittelbar von den dortigen Umwälzungen betroffen. Immerhin findet Libyen Erwähnung. Die OPEC geht davon aus, dass das Land in 15 Monaten wieder auf dem Niveau von 2010 produzieren werde.
Der Energiehunger der Welt ist laut WOO freilich ungebremst. Bis 2035 werde die Energie-Nachfrage um 51 Prozent steigen - gedeckt zu mehr als 80 Prozent mit fossiler Energie.
Die Mittelfristprognose des Ölverbrauchs bis 2015 hob die OPEC in ihrem jüngsten Bericht um 1,9 Millionen Barrel am Tag auf 92,9 Millionen an. Der Haupttreiber sei Asien. Der Verbrauch in OECD-Ländern habe 2005 seinen Höhepunkt erreicht, Tendenz weiter sinkend. Laut OPEC-Berechnungen werden die Asiaten 2035 nur noch zehn Prozent weniger Öl im Jahr verbrauchen als die Konsumenten im Westen. Derzeit seien es noch knapp 60 Prozent weniger.
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