Kostenlose Nutzung bleibt, aber mehr Werbung

Mitgehangen, mitgefangen: Die bloße Facebook-Freundschaft mit einem Kollegen, der im Web den Chef beleidigte, war Grund für die fristlose Entlassung einer Kellnerin.
Kurz vor dem Börsegang hat Facebook Werbeformen und Datenschutzrichtlinien verändert.

Wenn Facebook an der Börse startet, hat das nicht nur Auswirkungen auf Firma und Geldgeber, sondern auch auf seine Mitglieder – etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung (901 Mio. Nutzer). "Es steht zu befürchten, dass der Fokus in Zukunft auf Gewinnmaximierung gerichtet wird", sagt etwa Johannes Caspar, einer der wichtigsten Datenschützer Deutschlands.

Mehr Anzeigen

Denn die Anleger wollen künftig Quartal für Quartal wachsende Einnahmen sehen. Facebook bezieht etwa 85 Prozent seiner Einkünfte aus Werbung, die in den Profilen der Nutzer, angepasst an ihre persönlichen Daten, eingeblendet wird. Schon seit Wochen wird mit neuen Werbeformen experimentiert. Gegen Bares können Werber Status-Meldungen kaufen, die sich zielgerichtet unter die Neuigkeiten der Nutzer mischen.

Der Ausbau der Anzeigen wird nicht nur die Webseite betreffen. Klar ist, dass Facebook auch seine mobilen Angebote (z. B. die Apps für iPhone, iPad und Android) künftig mit Werbung bestücken wird. Das eröffnet Zugang zu einer neuen Information: Der Aufenthaltsort des Nutzers kann dann genauso wie seine Interessen, sein Alter oder sein Ausbildungsstand für maßgeschneiderte Werbung herhalten. "Facebook muss den Balance-Akt zwischen Werbung und Funktionen mit Mehrwert für die Nutzer schaffen", sagt Michael Kamleitner von der Agentur "Die Socialisten", Österreichs führender Facebook-Entwickler. Die Nutzer würde man nicht mit einer Anzeigenlawine vergraulen wollen.

Wie gut die Facebook-Werbung funktioniert, ist weiter umstritten. Zuletzt hat der US-Konzern General Motors seine Aufträge storniert, weil die Anzeigen die Kunden nicht erreichen würden. Andere Firmen hingegen schwören auf Facebook, weil Fans für mehr Zugriffe, ein besseres Image und mehr Umsätze sorgen. Fix ist für Facebook-Experten Kamleitner jedenfalls eines: "Facebook wird für die Nutzer gratis bleiben."

Angst um Daten

Weiters hat Facebook kurz vor dem Börsegang vorsorglich seine Datenschutzrichtlinien verändert. Diese sehen unter anderem auch vor, dass der Nutzer auch Facebook-Anzeigen auf externen Webseiten zu sehen bekommen könnte, etwa in einem Online-Shop. Außerdem sollen Nutzerdaten länger als bisher behalten werden. "Facebook nimmt sich nun sogar noch mehr raus als zuvor", kritisiert Max Schrems von der Studenteninitiative "Europe v Facebook", die die US-Firma in 22 Fällen angezeigt hat. Die neue Datenschutzrichtlinie komme einer "Enteignung der Nutzer" gleich. Schrems hofft, dass sich der Druck auf das Facebook-Management seitens der Investoren erhöhen wird und die Firma künftig bei Änderungen sehr vorsichtig agiert, um den Aktienkurs nicht auf Talfahrt zu schicken.

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