Reifenhersteller Conti feuert Manager in China

Der deutsche Autozulieferer Continental hat in Sachen Korruptionsverdacht hart durchgegriffen. Fast das gesamte Führungsmannschaft im Vertrieb seiner Reifen-Sparte in China wurde gefeuert. Mehrere Personen stünden im Verdacht, sich bei Geschäften persönlich bereichert zu haben, sagte ein Sprecher am Freitag und bestätigte damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Insider ergänzte, es handele sich um knapp zehn Beschuldigte. Aufgeflogen sei der Fall durch interne Sicherungssysteme, bei denen Geschäfte stichprobenartig unter die Lupe genommen werden.
Werk in Hefei
Das neue Management sei bereits seit Juli im Amt. Die Größenordnung, in der sich die ehemaligen Mitarbeiter bereichert hätten, sei noch nicht bekannt. Der Schaden für den Konzern halte sich jedoch in Grenzen, sagte ein Sprecher. Im September 2009 startete Conti mit einem Reifenwerk-Projekt in Hefei, in der chinesischen Provinz Anhui. Im Mai 2011 lief dann die Massenproduktion der Continental Tire (Hefei) Co Ltd. an. Conti hat bisher 250 Millionen Dollar in das Werk investiert, das heute jährlich fünf Millionen Autoreifen erzeugt. Im Jahr 2019 sollen dann schon 14 Millionen Reifen vom Band rollen. Zugleich soll auch die Fahrrad-Reifenproduktion von zwei auf dreizehn Millionen Stück pro Jahr ausgebaut werden.
Strafanzeigen erstattet
Conti habe gegen mehrere Personen Strafanzeige bei den chinesischen Behörden gestellt, die nun mit der Aufarbeitung befasst seien. Zu den Beschuldigten soll auch der Leiter des Reifenvertriebs gehören, ein Amerikaner. In einem solchen Fall könne auch das die US-Justiz aktiv werden, berichtete das deutsche Handelsblatt in seiner Freitagausgabe. Conti wollte sich dazu nicht äußern.
In dem Konzern mit weltweit mehr als 200.000 Beschäftigten werden jedes Jahr eine Handvoll Compliance-Verstößen aufgedeckt. Ein so gravierender wie jetzt im chinesischen Reifenvertrieb sei eine Ausnahme, berichtete ein Insider. Conti sah sich in den vergangenen Jahren mehrfach mit Vorwürfen konfrontiert.
In Brasilien hatte ein Wettbewerber den Dax-Konzern aus Hannover vor der Kartellbehörde des Landes wegen marktbeherrschender Position verklagt. In Südkorea wurde Continental wegen illegaler Preisabsprachen verurteilt. Während in diesen Fällen entweder Konkurrenten oder Kartellbehörden aktiv wurden, hat Conti diesmal selbst die Initiative ergriffen. Vorstandschef Elmar Degenhart hatte bei seinem Amtsantritt 2009 die internen Verhaltensmaßregeln verschärft, um Korruption zu verhindern. Er sprach damals von einer „Null-Toleranz-Politik“.
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