Kontroversen über das Leben

Eine Frau tippt auf ein E-Mail-Symbol auf einem digitalen Bildschirm.
Sind Soziale Netzwerke ein Gewinn für die Demokratie oder droht durch sie der Verlust derselben?

Seit 1980 haben die neuen elektronischen Medien Politik, Wirtschaft und Gesellschaft revolutioniert. Nichts ist mehr, wie es war. Öffentlichkeit war vorher paternalistisch, von großen Institutionen, Parteien und Kammern, Zeitungen, Radio und Fernsehen, Universitäten und Kultureinrichtungen, dominiert – selektive, oft elitenbezogene veröffentlichte Meinung, die fraglos manchmal höchste Qualität hatte. Kritiker, wie Pierre Bourdieu, zeigten, dass diese Öffentlichkeit viele Privilegien und Benachteiligungen bewirkte.

Die neuen elektronischen Medien sind allgemein zugänglich und schnell. Der Finanzkapitalismus konnte sein unglaubliches Volumen im Verhältnis zur Realwirtschaft nur durch die Echtzeit erreichen, in der die Transaktionen elektronisch durchgeführt werden. Der Wert von reinen Finanzgeschäften ist heute täglich 10.000-mal so hoch wie jener von realen Produkten und Dienstleistungen.

Superboys und -girls

Politik, insbesondere autoritäre Politik muss sich heute vorsehen. Die sehr jungen Leute, die die Superboys und -girls der neuen Medien und ihrer aktuellen Spielarten sind, informieren alle und kommunizieren alles: Unterdrückung und Aufbegehren, Events, Sex & Crime. Wenn (auch oft) nicht aus politischem Widerstand, so aus sportlicher Hackergesinnung: Politik und Kultur findet sich auf YouTube, Sex auf Youporn.

Und der Alltag? Der ist mit den neuen Medien gänzlich neu. Früher konnte es vorkommen, dass die Kids einmal zwei Stunden mit einer Freundin, einem Freund telefoniert haben. Jetzt besteht das Leben aus zahlreichen unabgeschlossenen und unbegrenzten Dialogen in Text, Ton und Bild. Über die sozialen Netzwerke entsteht ein dicht geWEBter Kommunikationsteppich rund um den Globus. Die Grenzen zwischen "dem, was geschieht" und "dem, was kommuniziert" wird, sind schon längst fließend.

 Ist Öffentlichkeit endlich offen und partizipatorisch oder brauchen die neuen Medien Strukturierung, Selektion, Bewertung, Eindämmung, um für mehr Demokratie fruchtbar zu werden?

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