Der Tag, an dem der "rote Riese" kollabierte
Vor genau 20 Jahren war die bis dahin größte Pleite der Nachkriegszeit besiegelt. Die Banken drehten dem Handelskonzern Konsum in einer Krisensitzung am 8. März 1995 vor Mitternacht den Geldhahn zu.
Der Konsum war zur Zeit seines Niedergangs die größte Insolvenz der Nachkriegsgeschichte, erst die Alpine-Pleite übertraf diesen Rekord im Jahr 2013. Für die Gläubiger der Konsum-Genossenschaft schauten damals zwar 45 Prozent Quote heraus. Der Preis war aber hoch: Um eine Totalpleite des Genossenschaftsriesen abzuwehren - und damit eine politisch nicht machbare Nachschusspflicht für die damals 714.000 Genossenschaftsmitglieder - mussten für etliche Firmenteile schnell andere zur Stützung her.
Okay-Läden als Vermächtnis
Bitter war die Konsum-Pleite auch für den "verpartnerten", aber immer wieder befehdeten Schweizer Handelskonzern Migros, der als Aktionär gemeinsamer Firmen mit dem Konsum 190 Millionen Euro in den Wind schreiben musste. In Österreich hatte die Konsum-Pleite ein gerichtliches Nachspiel für die damalige Firmenspitze, in der Schweiz rollten zumindest ein paar Köpfe für das peinliche Debakel mit der Auslandsbeteiligung.
Mit dem Verkauf relevanter Assets ließen sich die Beteiligten nach der Konsum-Ausgleichseröffnung im April 1995 nicht allzuviel Zeit: In den Monaten darauf wurden die Drittel-Beteiligung des Konsum an der Bank für Arbeit und Wirtschaft AG (Bawag) an die Bayerische Landesbank sowie eine 8,33-Prozent-Nationalbank-Beteiligung an die Postsparkasse verkauft. Acht Jahre später kaufte der ÖGB die Bayern aus der Bawag aus. 2007 mussten sich die Gewerkschafter nach einem spektakulären Karibik-Spekulationsskandal der früheren Bankchefs zum rettenden Verkauf der Bawag an den US-Fonds Cerberus durchringen.
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