Konjunktur: Deutschland flau, Italien mau
Am Mittwoch hagelte es gleich mehrere Konjunkturmeldungen, die überraschend negativ ausfielen. Zwei davon: Der deutschen Industrie brechen die Aufträge weg. Und Italien ist wieder in die Rezession geschlittert.
Für die Industrie in Deutschland meldete das Statistische Bundesamt für Juni ein Auftragsminus von 3,2 Prozent im Vergleich zum Monat davor. Das war der stärkste Rückgang seit September 2011. Die Ukraine-Krise hätte schon im Juni die Stimmung in europäischen Unternehmen eingetrübt, meinen Ökonomen. Viel schwerer wiegt aber, dass in der Eurozone weniger deutsche Produkte nachgefragt werden als erhofft. Die Bestellungen aus der Währungsunion brachen um 10,4 Prozent ein. Damit steigt das Risiko, dass Deutschland nach dem zweiten Quartal auch im dritten Quartal enttäuschen wird, was die Konjunkturerholung betrifft.

Enttäuscht hat bereits Italien. Das Land ist im zweiten Quartal wieder in die Rezession gerutscht. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte um 0,2 Prozent. Das von der Regierung angepeilte Wachstum von 0,8 Prozent im heurigen Jahr wird sich wohl nicht mehr erreichen lassen.
Der aktuelle Index des deutschen Ifo-Instituts für den Euroraum, der auf Umfragen bei Experten basiert, zeigt: Die Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage verharrt unverändert auf niedrigem Niveau. Allerdings haben jetzt auch die Erwartungen in die nächsten sechs Monate deutlich nachgegeben. Länder wie Österreich oder Italien und viele Länder in Osteuropa sehen die befragten Experten vom Ukraine-Konflikt mehr betroffen als etwa Deutschland und Westeuropa (siehe Grafik).
In Mittel- und Osteuropa tätige Unternehmen beurteilten die Geschäftssituation im Juli wieder besser als bei der letzten Erhebung in Wien. Das hat die Österreichische Kontrollbank (OeKB) erhoben. Der Index dazu verbesserte sich um 2,6 Punkte auf 85,2 – die Geschäfte laufen demnach zufriedenstellend.
Die Stimmung beim Geschäftsausblick auf das zweite Halbjahr ist allerdings gedämpft. Der Index sank auf 84,0 Punkte (minus 1,2). Schon bei der vorigen Evaluation ging der Wert infolge des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine um 2,0 Punkte zurück.
Die Haupt-Indikatoren haben sich nach Ausbruch der Krise nun zwar wieder stabilisiert. Dennoch bleiben die Firmen mit ihren Geschäfts- und Konjunkturprognosen pessimistisch. 15 Prozent der Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten einen Rückbau. Dagegen setzen viele auf Russland: 22 Prozent wollen erweitern, nur vier Prozent verkleinern. Das beste Geschäftsklima weist neuerlich Polen auf.
Erhoben werden die Daten durch Befragungen von Entscheidungsträgern jener Unternehmen, die Beteiligungen in der Region und ihren Sitz in Österreich haben. Ausgegangen wird vom Jahr 2007 (100 Punkte).
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