Klein- und Mittelbetriebe sehen schwarz

Im Handel ist die generelle Stimmung vergleichsweise besser.
Die Stimmung unter Österreichs KMU ist auf dem tiefsten Stand seit 2009.

Österreichs Klein- und Mittelbetriebe (KMU) befinden sich in einem Stimmungstief. Umsätze und Aufträge sind rückläufig und auch der Blick in die Zukunft verheißt nichts Gutes, geht aus dem Stimmungsbarometer der Creditreform hervor, die zweimal jährlich 1500 KMU zu ihrer aktuellen und zukünftigen Wirtschaftslage befragt. Mit einer "Insolvenzwelle" sei alsbald zu rechnen, so der Gläubigerverband.

Besonders schlecht ist es ums Baugewerbe bestellt. Dort sei die Talfahrt noch nicht beendet. Das verarbeitende Gewerbe hingegen erhole sich wieder etwas. Beim Dienstleistungsgewerbe neige die Konjunkturkurve abwärts. Im Handel deute sich ein "zarter Aufwärtstrend" an. Insgesamt befindet sich der Creditreform-Stimmungsbarometer aber auf dem tiefsten Stand seit 2009.

"Trotz der EZB-Geldschwemme (an die Banken), günstigem Euro-Kurs und billigem Öl verliert Österreichs Wirtschaft immer mehr an Fahrt und Anschluss an die anderen Länder. Somit wächst der Druck auf die Unternehmen", so Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer.

Fast jedes vierte befragte Unternehmen erwartet sinkende Aufträge. 27 Prozent gehen von sinkenden Umsätzen aus, 23 Prozent von steigenden. Aktuell sprechen 37 Prozent von Auftragsrückgängen, 40 Prozent der KMU kämpfen mit Umsatzrückgängen.

Im ersten Halbjahr gab es in Österreich um 10 Prozent weniger Firmeninsolvenzen. Grund zum Jubeln ist es jedoch keiner. Die historisch niedrige Zinslage aufgrund der Wirtschaftsflaute wirke auf viele Unternehmen wie ein "Sauerstoffzelt", warnt der Kreditschutzverband. Bei anziehender Wirtschaftslage und steigenden Zinsen seien sie die ersten, die in die Insolvenz schlittern würden.

In den ersten sechs Monaten 2015 haben insgesamt 2.537 Unternehmen Insolvenz angemeldet, ein Minus von 10,3 Prozent, gab der Kreditschutzverband KSV 1870 am Donnerstag bekannt. Ihre Schuldenlast beträgt 811Millionen Euro, deutlich weniger als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damals betrug die Schuldenlast der Pleiteunternehmen über eine Milliarde Euro. Heuer haben die insolventen Firmen also über 25 Prozent weniger Schulden angehäuft. Für die Experten ein Indiz, das deutlich mehr Klein- und Mittelunternehmen in die Pleite gerutscht sind. Waren in der Vorjahresperiode 11.300 Mitarbeiter von Insolvenzen betroffen, sind es heuer 8800 Mitarbeiter.

Im ersten Halbjahr gab es nur drei größere Firmenpleiten. Besorgniserregend sei aber, dass alle drei Unternehmen aus dem Konsumgüterbereich stammen, so der KSV. Dazu gehörte die Ring-Bäckereigruppe mit acht Unternehmen, 500 Mitarbeitern und einer Insolvenzsumme von 22 Mio. Euro, gefolgt vom Fertigteilhaushersteller Hanlo und einem Bekleidungsunternehmen. Traditionell seien "die üblichen Verdächtigen" bei Insolvenzen in den Bereichen Bau und Tourismus zu finden. Diesmal sei dies anders.

Mittlerweile würden alle Branchen an der "zögerlichen Kaufneigung" der Verbraucher leiden, betonte Hans-Georg Kantner, Leiter der Abteilung Insolvenz beim Kreditschutzverband. Die Österreicher seien aber nicht nur bei privaten Ausgaben vorsichtig und müssen den Gürtel enger schnallen. Auch die Unternehmen würden sich vor Investitionen scheuen, so Kantner. Bei einem Anspringen der Wirtschaft müsse daher mit einem "Nachholeffekt" bei den Firmenpleiten gerechnet werden.

Im Bundesländervergleich melden alle Länder einen Rückgang, wobei in Vorarlberg mit fast 35 Prozent weniger Pleiten der höchste Wert erreicht wird, gefolgt von Tirol und dem Burgenland.

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