Kettcar: Hersteller Kettler ist pleite

Das Kettcar, ein mit Muskelkraft betriebenes Gokart, galt Jahrzente lang als der Buben-Traum. Jetzt ist der Hersteller Heinz Kettler GmbH und Co. KG mit Sitz in Ense, Sauerland, mit hohem Tempo in die Insolvenz geschlittert. Seit einigen Monaten hatte es schon Gerüchte über eine wirtschaftliche Talfahrt gegeben. Ziel sei es nun, den Sport- und Freizeitartikel-Hersteller, der vor allem Fahrräder im Programm hat, mit Hilfe eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung neu auszurichten, betonte eine Firmensprecherin am Mittwoch.
Das operative Geschäft laufe uneingeschränkt weiter. Das Familienunternehmen beschäftigt allein in Deutschland rund 1100 Mitarbeiter. Das Unternehmen betonte, der Insolvenzantrag sei zum Schutz der Firma notwendig geworden, um die „unabgestimmte Übernahme durch einen Finanzinvestor zu vermeiden und das Unternehmen neu auszurichten“.
Das Amtsgericht Arnsberg berief den Insolvenzexperten Christoph Schulte-Kaubrügger von der Kanzlei White & Case zum vorläufigen Sachwalter. Zudem, so heißt es laut der deutschen Tageszeitung WAZ in der Kettler-Mitteilung, würde das bisherige Management von dem „Chief Restructuring Officer (CRO)“ Christian Krause begleitet, den Karin Kettler, die Tochter des verstorbenen Firmengründers Heinz Kettler, und Alleineigentümerin der Kettler-Gruppe ausgewählt habe.
Die Firma Kettler hatte in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland einen steilen Aufstieg erlebt. Zu den größten Erfolgen gehört das Kettcar. Außerdem nimmt die Firma für sich in Anspruch, das weltweit erste Aluminium-Fahrrad auf den Markt gebracht zu haben. Die Angebotspalette reicht heute von Fitnessgeräten über Fahrräder und Spielfahrzeuge bis zu Freizeit- und Gartenmöbeln.
Kettler Österreich
Kettler hat im Jahr 1998 eine Niederlassung in Österreich gegründet, der Sitz der Kettler Austria GmbH (www.kettler.at) ist in Salzburg. Laut Creditreform hat die Firma rund 15 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2013/14 (Stichtag: 31. Juli) betrug der Bilanzgewinn 54.000 Euro, bei einem Gewinnvortrag in Höhe von knapp 225.000 Euro. Folglich war das operative Ergebnis mit rund 170.000 Euro negativ. Die Verbindlichkeiten werden mit 1,62 Millionen Euro beziffert, die Eigenkapitalquote mit 6,68 Prozent.
Die Bilanz
Laut Creditreform hat das Familienunternehmen im Geschäftsjahr 2012/13 (Stichtag: 31. Juli) mit etwa 1075 Mitarbeitern rund 194,13 Millionen Euro umgesetzt. Das betriebliche Ergebnis (Ebit) betrug 1,094 Millionen Euro, das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) minus 2,364 Millionen; und der Jahresverlust 2,8 Millionen Euro. Das Unternehmen soll "nicht näher bezeichntes Immobilienvermögen mit einem Gesamtbuchwert von 417.700 Euro haben, geht aus der Creditreform-Auskunft hervor.
Die Schulden
Die Bankschulden wurden 2012/13 mit 16,4 Millionen Euro beziffert, die offenen Lieferungen und Leistungen mit 19,29 Millionen Euro, die Pensionsrückstellungen mit 22,31 Millionen und die sonstigen Rückstellungen mit zwölf Millionen Euro. Bei Unternehmen, an denen die Mutterfirma beteiligt ist, steht Kettler mit 16,92 Millionen Euro in der Kreide. Die Eigenkapitalquote wurde mit 2,14 Prozent und die Umsatzrentabilität mit minus 1,31 Prozent ausgewiesen.
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