Kern-Europa fängt Feuer

Erstmals wenden sich Anleger von den Triple-A-Staaten ab, auch Österreich ist betroffen. Nur Deutschland kann sich immer günstiger Geld leihen.

Sollten die unzähligen Löschversuche der vergangenen Monate doch nicht gereicht haben? Erstmals droht das Krisenfeuer das bislang stabile Haus namens Kern-Europa in Brand zu setzen: In diesen Tagen sind Euroländer mit höchster Bonitätsnote wie Frankreich, Finnland und die Niederlande ins Visier der Finanzinvestoren geraten, die Zinsen für Staatsanleihen zogen kräftig an. Auch in Österreich.

So ist die Verzinsung der österreichischen Staatsanleihen trotz der von der Regierung am Montag beschlossenen Sparmaßnahmen weiter massiv gestiegen. Für Bonds mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren wurde am Dienstag bereits eine Rendite von 3,65 Prozent verlangt. Händler sprechen von "Panik" und "Hysterie".

Alles anders in Deutschland

Während also immer mehr Euro-Länder wegen der Schuldenkrise rekordhohe Zinsen zahlen müssen, kann sich Deutschland günstiger denn je am Kapitalmarkt refinanzieren. Bei der Auktion zweijähriger Bundesschatzanweisungen fiel der durchschnittliche Zins auf 0,39 Prozent.

Zum Vergleich: Die Zinsen vergleichbarer italienischer Anleihen liegen derzeit bei 6,21 Prozent, bei spanischen Titeln bei 5,35 Prozent.

Deutschland profitiert wegen der Schuldenkrise von seinem Status als sicherer Hafen. Investoren sind bereit, für Sicherheit deutliche Abschläge bei den Renditen hinzunehmen. So lieh sich der Bund erst vor wenigen Tagen 3,8 Mrd. Euro für sechs Monate und zahlt dafür den Minizins von 0,08 Prozent.

Die Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik wird wegen vergleichsweise solider Staatsfinanzen von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote AAA bewertet, womit ein Zahlungsausfall als höchst unwahrscheinlich gilt.

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