Keine Angst vor dem Grexit
Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro wäre nach Ansicht der US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) für die Währungszone inzwischen verkraftbar. Wenn das an Athen verliehene Geld abgeschrieben werden müsste, hätte das wohl keine negativen Auswirkungen auf die Bonität der Geldgeber, sagte S&P-Chefanalyst Moritz Krämer der Börsen-Zeitung.
Rettung der deutschen Banken war teurer
"Entgegen der öffentlichen Meinung sind die Haftungssummen im Verhältnis der Wirtschaftskraft der Gläubiger gar nicht so hoch." Deutschland habe etwa deutlich mehr Geld in die Rettung von deutschen Banken stecken müssen, als bei einem Totalverlust der Griechenland-Forderungen auf den Bund zukäme, sagte Krämer.
Auch die Warnung der Regierung in Athen, die Eurozone würde bei einem Austritt Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, ziehe nicht. Die Ansteckungsgefahr sei nicht so groß, sagte Krämer. "Griechenland ist von der Wirtschaftskraft her recht schwach, die Verflechtungen mit dem Rest der Eurozone sind sogar noch geringer, als es die Wertschöpfung nahelegt."
"Die Bevölkerung müsste womöglich alle Entbehrungen noch einmal durchmachen"
Für Griechenland selbst wäre ein Austritt aus dem Euro dagegen "verheerend", warnte der deutsche S&P-Analyst. "Die Bevölkerung müsste womöglich alle Entbehrungen noch einmal durchmachen, die sie bereits hinter sich wähnte." Griechenland sei so stark von Einfuhren abhängig wie kein anderes Land in der Eurozone. Bei einem Euro-Austritt könnte es für Griechenland ohne Kredite schwierig werden, "seine importierten Energieträger, Nahrungsmittel und medizinische Güter zu finanzieren", sagte Krämer.
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