Kein signifikanter Anstieg des Ölpreises zu erwarten
Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht vorerst kein Ende für den Ölförderboom in den USA. Die Haltung von OPEC-Ländern wie Saudi-Arabien, ihren Ausstoß trotz der niedrigen Preise nicht zu drosseln, führe zwar zu einem Investitionsrückgang beim Schieferöl - nicht aber zum Ende der Förderung. Den USA komme bei der Steigerung der Produktion bis 2020 weiterhin weltweit die wichtigste Rolle zu, erklärte die IEA am Dienstag in ihrer mittelfristigen Prognose. Die Veröffentlichung der Studie führte dazu, dass am Ölmarkt die Rally der vergangenen Tage endete: Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich am Dienstag um mehr als ein Prozent und kostete 57,80 Dollar.
Der jüngste Preisanstieg dürfte vor allem von den Erwartungen von Spekulanten genährt worden sein, die mit weiteren Pleiten bei US-Fracking-Firmen und damit einer Verknappung des Rohstoffs rechneten. So haben Zertifikate, die auf einen Anstieg des Ölpreises setzen, seit Mitte Jänner teilweise um 25 Prozent zugelegt.
Stagnation um heutiges Niveau
Eine Rückkehr zu den Höchstwerten der vergangenen drei Jahre werde es jedoch nicht geben, prognostizierte die in Paris ansässige IEA. Vielmehr sei davon auszugehen, dass sich die jüngste Erholung der Ölpreise „in einem vergleichsweise begrenzten Rahmen“ bewegen werde. Viele Rohstoffanalysten teilen die Einschätzung der IEA und rechnen in den kommenden Monaten mit einem stagnierenden Preis um das heutige Niveau.
Citi rechnet mit Absacker
Nicht so die US-Großbank Citi, die einen Ölpreis-Rückgang um nochmals mehr als die Hälfte auf bis zu 20 Dollar pro Fass (159 Liter) für denkbar hält. Es sei unmöglich, einen Tiefpunkt für den Preis vorherzusagen, schrieben Citis Ölmarktexperten am Montag in einer Mitteilung an ihre Kunden. Angesichts der aktuellen Überversorgung und der Lagerbestände könne der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI absacken. Derzeit kostet die Sorte rund 53 Dollar und damit nur noch rund halbsoviel wie im Juni. Für Nordsee-Öl der Sorte Brent sagt Citi für 2015 nun 54 statt 63 Dollar voraus und für das kommende Jahr 69 statt 70.
Die diversen Prognosen lassen derzeit nur einen wirklich sicheren Schluss zu, nämlich dass Öl der höchsten Volatilität seit sechs Jahren unterliegt.
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