Yokoy: Wie ein Start-up die Spesenabrechnung revolutioniert
KURIER: Yokoy – das ist ein sehr außergewöhnlicher Name für ein Schweizer Unternehmen. Wofür steht er?
Melanie Gabriel: Ursprünglich gingen wir als „Expense Robot“ an den Start. Der Name lag für ein Unternehmen, das Spesen mittels Künstlicher Intelligenz (KI) automatisiert, auf der Hand. Schnell haben wir aber gemerkt, dass wir unseren Kunden noch mehr ermöglichen wollen. Damit passte der Name einfach nicht mehr. Deshalb haben wir uns zu Yokoy, ein Fantasiename, umbenannt.
Mit Yokoy automatisieren Sie die gesamte Spesenabrechnung. Was bedeutet das genau?
Philippe Sahli: Yokoy ist eine KI-basierte Spesenlösung, die die Spesenabrechnung für alle Beteiligten vereinfacht, in dem sie Belege und Prozesse automatisiert. Konkret bedeutet das, dass die Mitarbeiter Spesen- und Firmenkreditkartenbelege mittels Handy-App oder am Computer hochladen können und das Auslesen, Kategorisieren und Überprüfen automatisch innerhalb von drei Sekunden funktioniert. Zudem prüft die KI auch die Regelkonformität und Betrugsmuster. Manager und Finanzmitarbeiter müssen sich so nur um Spezialfälle und Ausnahmen kümmern.
Yokoy ist aber nicht nur ein Abrechnungssystem. Sie haben auch eine Kreditkarte gelauncht. Warum das?
Sahli: Ja genau, wir wollen mit Yokoy die gesamte Ausgabenseite eines Unternehmens abdecken. Dazu haben wir im vergangenen Jahr eine Firmenkreditkarte gelauncht, bei der Karten- und Fremdwährungsgebühren entfallen. Diese gibt es bis jetzt nur in der Schweiz, wir arbeiten aber auch an einer EU-Karte, die ab Herbst nicht nur analog, sondern auch virtuell all unseren Kunden europaweit zur Verfügung steht. Außerdem kann man mittlerweile auch Lieferantenrechnungen in das System einlesen. Und bald schon wird es ein Lizenzverwaltungsmodul als Weiterentwicklung geben, mit dem man einen besseren Überblick über Lizenzen wie etwa Zoom bekommen soll.
Apropos Weiterentwicklung: Im Herbst 2020 haben Sie nach Österreich expandiert, das erste Office außerhalb der Schweiz. Was macht den österreichischen Markt so interessant?
Sahli: Der österreichische Markt zeichnet sich durch seine einzigartige geographische Lage aus und ist unser Tor in den Osten. Länder wie Polen und Tschechien bedienen wir künftig aus Österreich heraus. Zudem haben wir gemerkt, dass es in Wien, wo unser neues Büro ist, noch keine andere größere Spesenlösung gibt. Viele bedienen den Markt aus Deutschland aus. Dass wir hier sozusagen mit die Ersten sind, bringt für uns eine große Chance , auch große Kunden zu überzeugen.
Die Software wurde also an österreichische „Spezialitäten“ wie Kollektivverträge oder Tagesdiäten angepasst?
Sahli: Ja, das war Teil unserer Expansionsstrategie.
Derzeit arbeiten Sie auch an der weiteren Expansion nach Deutschland. Wie sehen denn die nächsten Schritte für Yokoy aus?
Gabriel: Genau, wir wollen in nächster Zeit auch ein Büro in Deutschland eröffnen. Daneben investieren wir sehr stark in unser hauseigenes Forschungslabor für KI, welches die selbstlernenden KI-Module weiterentwickelt.
Sie wachsen rasant. Wie erhält man sich da eigentlich den Start-up-Spirit?
Gabriel: Das ist nicht ganz einfach. Es kommt sehr auf das Team an und hier setzen wir auf Diversität, nicht nur was die Geschlechter angeht, sondern auch das Alter und die Erfahrung. Zum einen versuchen wir auf Management-Ebene Experten ins Team zu holen, zum anderen setzen wir auch stark auf junge Talente, die wir selbst aufbauen und mit denen wir uns diesen Startup-Spirit erhalten.
Zum Unternehmen
- Steiler Aufstieg. Als „Expense Robot“ 2019 gegründet ging es für das Fintech steil nach oben. Mittlerweile hat man über 300 Kunden.
- Investment. Bei einer Finanzierungsrunde konnte sich Yokoy 2020 1,7 Millionen Franken (rund 1,6 Mio. Euro) sichern.
- Expansion. Im Herbst 2020 hat man nach Österreich expandiert und ein Büro in Wien eröffnet. Geschäftsführer ist Stephan Hebenstreit.
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