Wie die Sojabohne die Welt retten könnte

Wie die Sojabohne die Welt retten könnte
Die Sojabohne könnte dazu betragen, das Klima zu retten. Unter welchen Bedingungen, erklärt Matthias Krön, Gründer von Donau Soja.

KURIER: Herr Krön, der Titel Ihres neuen Buches „Eine Bohne rettet die Welt“ überrascht doch etwas. Denn in Südamerika werden für Sojaanbauflächen Regenwälder abgeholzt.
Hierzulande wiederum dient es als Futtermittel für die Schweinemast, das Fleisch landet dann oft zum Billigtarif in den Supermärkten. Kann Soja also wirklich als Mittel gegen die Klimakrise eingesetzt werden? 

Matthias Krön: Ja, Soja hat viele wundervolle Eigenschaften. Es düngt im landwirtschaftlichen Bereich nicht nur den Boden mit Stickstoff, sondern ist auch eine wichtige Eiweißquelle in der menschlichen Ernährung. Es stimmt, derzeit kommt Soja noch sehr stark als Futtermittel in der Schweinemast zum Einsatz. Wenn wir es aber schaffen, dass Soja künftig Menschen statt Tiere ernährt, ist ein wichtiger Schritt zur Umkehr getan. Voraussetzung ist, eine regionale, nachhaltige und gentechnikfreie Sojaproduktion in Europa.

Wie die Sojabohne die Welt retten könnte

Matthias Krön, Obmann des Vereins Donau Soja, setzt sich seit Jahren für den gentechnikfreien Anbau von Soja in Europa ein. 

Österreich ist ein  Vorreiter, der  fünftgrößte Sojaproduzent Europas, im vergangenen Jahr ist die Sojaanbaufläche hierzulande um zehn Prozent gestiegen. Können wir uns noch verbessern?
Österreich ist ein wichtiger Motor in der europäischen Eiweißproduktion.  Wir haben mittlerweile rund 76.000 Hektar Sojaanbaufläche, in den kommenden Jahren wird es noch mehr werden. Damit könnten wir einen großen Teil des österreichischen Sojabedarfs  selbst abdecken, vor allem wenn wir den Fleischkonsum weiter reduzieren. Aktuell verfüttern wir aber nach wie vor sehr viel Gentechnik-Soja im Schweinefleisch-Bereich. Wenn wir also weiterkommen wollen, dürfen wir nicht nur den Sojaanbau hierzulande fördern, sondern auch die Nutzung in Österreich umstellen und nachhaltiges und gentechnikfreies Soja in die Fleischproduktion bringen.

Bauernvertreter betonten in der Vergangenheit immer wieder, dass die komplette Umstellung auf gentechnikfreies Soja aus Kostengründen nicht möglich sei. 
Ich glaube, dass mittlerweile auch die Vertreter der Schweinewirtschaft viel aufgeschlossener sind. Es gibt die Bereitschaft, Schritte für eine nachhaltige Landwirtschaft mitzutragen, wenn die Konsumenten das möchten. Aber natürlich müssen die Mehrkosten vom Markt abgegolten werden. Wir haben derzeit historisch niedrige Preise für tierische Produkte, das muss sich in Zukunft ändern.

Um welche Mehrkosten handelt es sich denn?
Also wenn man das Futter für Schweinefleisch komplett auf gentechnikfreies Soja umstellen würden, dann sprechen wir von 30 bis 50 Cent mehr pro Kilogramm. Das ist in Wirklichkeit nicht die große Summe, würde aber viel bewirken.

50 Prozent des in Österreich produzierten Sojas wird für die menschliche Ernährung eingesetzt, auch für Fleischersatzprodukte. Der Markt ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, ist aber noch eine Nische. Welches Zukunftspotenzial sehen Sie hier für die Bohne?
Rund um die Herstellung von Sojaprodukten sind in den vergangenen Jahren in Österreich mehrere große und kleine Betriebe entstanden. Es hat sich also nicht nur die Landwirtschaft durch den Anbau von Soja entwickelt, sondern auch die Industrie dahinter.   Das ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die sich in den kommenden Jahren noch stark weiterentwickeln wird. Ich erwarte in diesem Bereich hierzulande sehr viele neue Unternehmen und damit auch sehr viele neue Jobs.  

Buchtipp:

Wie die Sojabohne die Welt retten könnte

Wie man mit Hilfe der Sojabohne den Weg aus der Klimakrise schaffen kann, zeigt Matthias Krön in seinem neuen Buch. 
Matthias Krön: Eine Bohne rettet die Welt. Ecowin, 24 Euro

Über Donau Soja:

Donau Soja ist eine als Verein organisierte Non-Profit-Organisation mit Hauptsitz in Wien und vier lokalen Büros in Serbien, der Ukraine und Moldawien, sowie einer Repräsentanz in Rumänien. Die rund 35 Mitarbeiter setzen sich u.a. für den gentechnikfreien Anbau von Soja in Europa ein. 

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