Wie das Leben so schreibt

Stefan Achter mit seinen „Schreibkult“-Notizbüchern aus feinen Stoffen der Firma Backhausen und Leichtfried – ab 34,95 Euro.
Stefan Achter startet mit "Schreibkult" eine Gegenbewegung zum digitalen Hype.

Im Auto, auf dem Heimweg von seinem Kunden Johannes Gutmann, kam ihm der Geistesblitz. Gutmann, Chef der Kräuterhandelsfirma Sonnentor und leidenschaftlicher Unternehmer, hatte ihn inspiriert. Stefan Achter, Vertriebsleiter bei Drucksortenanbieter Dataform, hatte schon länger überlegt, sein eigenes Ding zu machen. Jetzt fiel ihm ein womit: Das mit japanischem Stoff ummantelte Notizbuch, das er kürzlich in der kleinen Buchbinderei in Krems gekauft hatte – so etwas wollte er machen. "Ich wollte Büchern eine unverwechselbare Haptik geben", erzählt Achter, während er bei unserem Gespräch im Wiener Bücher-Café Phil über das braun karierte Notizbuch streicht. "Das hier zum Beispiel ist kuschelig", sagt er lächelnd. Gemacht aus dem Kalmuck-Stoff der Wachauer Trachtenjanker. Man spürt die Freude, die Stefan Achter mit seiner Idee hat. Eine einfache Idee in Zeiten der Reizüberflutung. Die nicht sofort auf Begeisterung stieß: "Meine Freunde und meine Familie haben mich gefragt, ob ich einen Knall habe", erzählt er. Denn in Zeiten der Smartphone-Apps, wer brauche da schon ein Notizbuch?

Liebe zum Papier

Stefan Achter ist als gelernter Drucker – "meine Liebe zum Papier habe ich früh gefunden" – anderer Ansicht. "Viele Menschen wollen sich nicht mehr nur digital berieseln lassen, sie wollen abschalten, ihre Gedanken zu Papier bringen, reflektieren." Seine Mission ist es, eine Gegenbewegung zum digitalen Hype zu schaffen, mit einem "schönen Notizbuch, mit dem man sich wohlfühlt". Samt Fühl-Erlebnis, denn der Mensch sei ein haptisches Wesen: "Ohne Papier würde ihm etwas fehlen." Und so sind die Notizbücher seines Labels "Schreibkult" anders: Aus hochwertigem Papier, mit glatten, rauen und weichen Stoffen aus der Region eingebunden (erhältlich auf www.schreibkult.at). Von der Waldviertler Firma Backhausen etwa kommen Stoffe mit roten oder goldenen Ornamenten auf Blau oder in von Coop Himmelb(l)au preisgekröntem Design. Vom steirischen Lodenproduzenten Leichtfried stammt feinster Tuchloden, "den verarbeiten auch internationale Modehäuser wie Chanel", wahlweise personalisiert mit gesticktem roten Hirsch und Monogramm.

Stefan Achter, der "Schreibkult" im Juli 2014 gründete, bekam für erste Prototypen gratis Proben der Stoffproduzenten – und Papier von einer Papierfabrik. Dann tat der Vertriebler, was er am besten kann: Er machte sich ans Verkaufen – und das an höchster Stelle. Er ließ zwei Bücher mit grünem Jägerloden einfassen, mit rotem Hirsch samt passenden Initialen, und marschierte damit zu Landesjägermeister Josef Pröll und zum Landeshauptmann Erwin Pröll – die erfreut über seine Idee waren. Stefan Achter schaffte so zwei Zielgruppen auf einen Streich: 30.000 niederösterreichische Jäger, die für ihre Jagdtagebücher gern Notizbücher verwenden. Und Museen-Shops, die demnächst die "Schreibkult"-Notizbücher vertreiben. "Wer nicht verkaufen kann, dem hilft auch das beste Produkt nicht", sagt er.

Achter arbeitet mit hiesigen Druckereien im Raum Krems zusammen. In drei niederösterreichischen Papierwarengeschäften ist "Schreibkult" bereits gelistet, mit weiteren ist Achter im Gespräch. Die Bücher lassen sich auch mit gestickten Firmenlogos personalisieren. Um die Arbeit zu bewältigen, will Stefan Achter demnächst die ersten Mitarbeiter für Büro und Vertrieb einstellen. Auch die Unternehmensziele sind klar gesteckt: "Heuer wollen wir in Ostösterreich bekannt werden, bis 2017 international." Achter ist zuversichtlich: Einzig großer Konkurrent am Markt sei Moleskine, der in China produziere. Davon will sich "Schreibkult" abheben – mit Qualität und Handwerk aus der Region. Stefan Achter streicht über den Buchrücken aus Kalmuck – und träumt vom eigenen Produktionsstandort in seiner Heimat Langenlois im Waldviertel.

1. Lass dein Produkt von jemandem verkaufen, der das wirklich kann. Außer du bist selbst ein Vollblutverkäufer. Denn: Was bringt das beste Produkt, wenn man es nicht verkaufen kann? Hab keine Scheu, Personen damit anzusprechen, die Entscheidungen treffen – also lieber ein Verkaufsgespräch mit dem Geschäftsführer führen als mit dem Assistenten Kaffee trinken.

2. Suche dir in deinem Umfeld Profis, die dir helfen. Lass das Logo, den Webauftritt, die Drucksorten lieber von Leuten machen, die etwas davon verstehen. Mache Deals mit ihnen, um die Kosten zu senken. Machst du alles selbst, merken das die Kunden schnell.

3. Zieh die Kiste durch, fokussiere dein Ziel und lass dich nicht davon abhalten. Gehe andere Wege als die anderen – und bleibe deiner Idee treu, auch wenn es anfangs sicher viele Kritiker gibt. Nutze die Kritik lieber dazu, um deine Idee oder dein Produkt weiter zu verbessern. Meine Gattin ist beispielsweise meine größte Kritikerin. Das bringt einen weiter.

4. Mach dein Ding gemeinsam mit anderen, die du gut kennst und die gute Partner für dich sind. Ich kümmere mich um Vertrieb und Verkauf, Tobias Legerer um Marketing und Produktion. Eine zweite Meinung ist ebenso wichtig, wie sich die Arbeit effizient aufzuteilen.

5. Hol dir Unterstützung von deinen Geschäftspartnern. Bitte sie beispielsweise um gratis Proben für deine Prototypen, so wie wir es mit den Stoffproduzenten und der Papierfabrik getan haben. Biete ihnen im Gegenzug Deals an.

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