Verival und der Kampf um Qualität: Warum sich die Tiroler Marke von Kellogg trennte

Wolfgang Fojtl sitzt im TV-Studio auf einem braunen Couch-Sessel gegenüber von Moderatorin und Journalistin Jennifer Corazza
Wie die Tiroler Frühstücksmarke vom größten Cerealien-Konzern gekauft wurde und sich dann wieder freikämpfte.

Der Kampf Groß gegen Klein zieht sich durch Wolfgang Fojtls Karriereweg. Bis heute ist es sein wichtigstes Anliegen, das sein Unternehmen täglich begleitet, erzählt er im KURIER Business Gespräch. Fojtl ist Vollblutunternehmer, schmiss sein Wirtschaftsstudium nach nur einem Jahr, um autodidaktisch in die Selbstständigkeit zu gehen.

Er arbeitete in den 1990er-Jahren an einem Kaffeekapsel-Konzept, noch bevor der Nespresso-Patentschutz fiel, und stieg in den 2000ern schließlich bei der Tiroler Bio-Marke Verival ein. Die Frühstücksprodukte mit klarem Fokus auf Haferflocken finden sich in Österreich und Deutschland in allen namhaften Supermärkten, werden insgesamt in 35 Länder exportiert und waren sogar einmal Teil des größten Frühstückskonzerns der Welt – Kellogg. Es war „eine echte Liebeshochzeit unter Anführungszeichen“, erinnert er sich. Doch die Liebe hielt nur fünf Jahre, 2021 kaufte Fojtl seine Marke frei. Vom US-Großkonzern und vom Vorbesitzer – der Familie Swarovski. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat. Obwohl ursprünglich sein Plan war, auch Verival groß zu machen.

"Wir leben in zwei vollkommen unterschiedlichen Welten"

Als Fojtl 2012 bei Verival einstieg, war die Marke „eigentlich nur in Österreich und ein bisschen in Deutschland vertreten“, sagt er. Also wollte er internationalisieren, am besten mit einem großen Partner an der Seite. Bekommen hat Fojtl den größten dieses Segments. „Man ist auf uns zugekommen“, betont der Verival-Chef bis heute stolz über die Fusion mit Kellogg. Er gesteht aber offen, dass man ihn „nicht wahnsinnig lange überreden“ habe müssen. „Es hat alles sehr gut begonnen“, weiß er noch. Dennoch stellte sich schnell heraus, „dass wir in zwei vollkommen unterschiedlichen Welten leben“, so Fojtl. „Ich bin ein Kleinunternehmer und wollte das auch bleiben. Kellogg ist ein globaler Konzern, das geht einfach nicht zusammen.“

Besonders schwer wog die Diskrepanz im Qualitätsanspruch, weiß Fojtl. „Ein großes Unternehmen schaut auf das Thema Qualität und Rohware anders als wir. Wir arbeiten hauptsächlich mit Naturprodukten, die sind nicht bearbeitet.“ Für einen großen Konzern wäre ein nicht bearbeitetes Produkt allerdings ein Risiko, das nicht erwünscht ist. „Am liebsten würde er jede Rohware durch hundert Grad schicken. Das ist ein ganz großer Interessenskonflikt und etwas, das substanziell an unseren Markenkern geht.“

Business Gespräch mit Wolfgang Fojtl

Die Problematik der Rahmenbedingungen

Verival produziert mit rund vierzig Mitarbeitern „Zigtausende Tonnen“ an Müsli und Porridge in Kufstein, Langkampfen. Rund 100.000 Stück lassen sich pro Produkt verkaufen, aber keine Millionen, wie Konzerne das vorsehen würden. „Wir sind klein, sind eine Nische und wir können und müssen auch in kleinen Schritten wachsen“, hat Fojtl erkannt. Aktuell gehe es ihm weniger darum, zu skalieren, sondern die Qualität und die Produktpalette auszubauen: Mehr Ballaststoffe ins Frühstück zu integrieren, mit Saaten zu experimentieren und sich im Protein- und Sportbereich zu positionieren. „Wir wachsen sehr stark in der Hotellerie, auch global. Wir beliefern Fernmärkte, da können wir uns weiterentwickeln, weil die Qualität viel ausmacht in der Bewirtung des Gastes.“

Eine Problematik, die sich aber immer wieder in den Weg stellt: die Rahmenbedingungen. „Wir sind als kleines Unternehmen de facto mit den gleichen Regularien konfrontiert wie die Großen. Ich habe aber nur ein Hundertstel der Mannschaft, um das abzuarbeiten“, kritisiert er. „Wenn man heute in Europa eine kleine und mittlere Wirtschaft will, wird man verstehen müssen, dass sie andere Voraussetzungen brauchen.“ Um zu erkennen, dass es hier noch viel Arbeit brauche, reiche ein Blick in den Lebensmitteleinzelhandel, mahnt der Unternehmer: „Wenn Sie heute in den Supermarkt gehen und zählen, wer groß ist und wer klein, da bleibt bei den Kleinen nicht mehr viel über. Und die Kleinen machen, ob Sie es wollen oder nicht, einfach die besseren Produkte“, ist Wolfgang Fojtl überzeugt.

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