Stopp: Werden Sie nicht zur Marionette des Chefs

Stopp: Werden Sie nicht zur Marionette des Chefs
Verantwortung abwälzen, guten Willen ausnutzen – wie Sie sich gegen die Psychotricks Ihres Vorgesetzten wehren können.

Es kennen wohl viele Arbeitnehmer: Ihr Chef brummt Ihnen eine Aufgabe nach der nächsten auf, Sie sollen alles so schnell wie möglich erledigen. Sie hingegen arbeiten bereits an fünf Baustellen gleichzeitig, haben weder Zeit für eine kurze Verschnaufpause. Und gezeigt, wie man gewisse Aufgaben am besten angeht, hat man Ihnen ebenfalls nicht. Und trotzdem: Sich zu beschweren, kommt für Sie nicht in Frage.

Warum? „Viele Chefs arbeiten heute mit psychologischen Tricks“, sagt Job-Coach und Autor Attila Albert. „Wer aber nicht ständig bevormundet werden will, muss diese erkennen und sich wehren.“Wie Sie dies am besten machen , hat der KURIER zusammengefasst.

Falsche Chance verkaufen

Legen Sie Ihrem Chef Tatsachen vor

Eine Falle, in die vor allem Berufseinsteiger tappen: Ihr Chef schmeichelt Ihnen mit einer vermeintlichen Chance, diese entpuppt sich bei näherer Betrachtung aber als unlösbare Aufgabe. Denn Ihr Vorgesetzter hat Ihnen zwar die gesamte Verantwortung übertragen, nicht aber die dafür notwendigen Kompetenzen oder Ressourcen.

So wehren Sie sich

„Ermitteln Sie ihre  Arbeitsbelastung“, rät Albert. Heißt konkret: Schreiben Sie in 15-Minuten-Schritten auf, was Sie machen, wie lange es dauert und legen Sie dies dem Chef vor. Weigert er sich   noch immer, alles bereitzustellen, was Sie brauchen, haben Sie zwei Möglichkeiten: „Intern wechseln – oder ganz gehen“, sagt der Experte. 

 

Guten Willen ausnutzen

Achten Sie immer auf Ihre eigenen Interessen

„Wir müssen jetzt zusammenhalten“, „Wir sitzen doch alle im selben Boot“ – diese Sätze hat wohl jeder schon einmal in einer Notlage gehört. Kommen sie vom Chef, könnte man meinen, dass es sich beim Unternehmen um eine Solidargemeinschaft und nicht um eine gewinnorientierte Organisation handelt. „Der Chef appelliert an Ihren guten Willen und hat damit vermutlich Erfolg. Denn die meisten Menschen wollen helfen, wenn sie von einer Notlage erfahren“, erklärt Attila Albert.


So wehren Sie sich

Achten Sie bei idealistischen Reden immer auch auf Ihre eigenen Interessen, etwa eine angemessene Bezahlung. „Im Job müssen Geben und Nehmen immer ausgeglichen sein“, so der Coach.

 

Nachteile umdeuten

Lassen Sie sich nicht durch blumige Lyrik täuschen

Ein weiterer, gern angewendeter Chef-Trick ist es, schon beim Vorstellungsgespräch alle Nachteile zu Vorteilen zu erklären. Achten Sie dabei vor allem auf Floskeln wie beispielsweise ein anspruchsvolles Umfeld (bedeutet oft viel Arbeit), flache Hierarchien (kann auch für ein unterbesetztes Team stehen) oder die langfristige Perspektive (eventuell ein Jahresvertrag mit sechs Monaten Probezeit).


So wehren Sie sich

Lassen Sie sich nicht für dumm verkaufen und behandeln Sie blumige Lyrik auch als solche. „Und vergessen Sie dabei nie: Im Job verhandeln Sie Realitäten – Einkommen, Aufgaben, Arbeitsbedingungen, Urlaub und Extras“, sagt der Experte. 

 

Urteilsfähigkeit absprechen

Verlassen Sie sich auf ihre Erfahrungen

Weg mit festen Arbeitsplätzen im Büro, her mit der Schreibtischrotation – das ist die neue, bessere Arbeitswelt, sagen Studien. Außerdem arbeite es sich in Großraumbüros viel kommunikativer, das sei ebenfalls belegt. „Wenn es gerade passt, führen Chefs eben gerne die Wissenschaft an, nach der sie sich richten würden“, sagt Albert. Jahrelange Erfahrung scheine immer weniger zu zählen.


So wehren Sie sich

Bedenken Sie die Theorien anderer, aber gleichen Sie sie  mit der Praxis und Ihren eigenen Erfahrungen ab. „Denn was im Versuchsaufbau einer Universität oder Beratungsfirma funktioniert, kann in einem Unternehmen schnell scheitern.

Wer heute einfach seinen Job machen will, braucht gute Nerven.

Wie man mit den neuen Herausforderungen der Arbeitswelt umgeht, weiß Coach und Autor Attila Albert.
 

Stopp: Werden Sie nicht zur Marionette des Chefs

Attila Albert: Ich will doch nur meinen Job machen. Redline Verlag, 15 Euro 

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