In der Pandemie ging in der Stadthalle gar nichts. Für wie lange eigentlich?
Fast zwei Jahre. Nur stimmt das so nicht, weil das Erste Bank Open (Tennis, Anm.) hat immer stattgefunden. Wir hatten die Corona-Teststraße, sie war eine Einnahmequelle. Das hat viele Leute in die Wiener Stadthalle gebracht, die vorher noch nie da waren. Das hat auch viel fürs Image getan. Gemäß dem Motto: „Die Stadthalle ist für jeden da“.
Wie lief das vergangene Geschäftsjahr, gab es Nachzieheffekte?
2022 war aus bilanzieller Sicht sehr gut. Wir konnten Rücklagen aufbauen wie schon lange nicht mehr – haben diese auf 22 Millionen Euro gesteigert. Da ist auch ein gewisser Nachholeffekt dabei, ganz klar. Der Umsatz lag 2019, also vor der Pandemie, bei 18,5 Mio. Euro, 2022 bei rund 14,9 Mio., trotz spielfreiem ersten Quartal.
Die Wiener Stadthalle ist in die Jahre gekommen, steht unter Denkmalschutz, hat ihre Limitierungen beim Fassungsvermögen und bei der Technik. Wie kann man heute mit einer alten Halle auf dem Markt reüssieren?
Die Limitierung auf die 16.000 Besucher war für die Wiener Stadthalle nie ein Thema. Die meisten Bespielungsvarianten sind im Bereich 10.000 bis 13.000 Besucher. Bezüglich technischer Anforderungen: Die Technik wird regelmäßig angepasst, seit ich hier bin, hat das immer gepasst. Die Künstler bringen ihr Equipment aber ohnehin mit.
Hat man einen Ruf als Veranstaltungshalle im europäischen Markt?
Wir punkten mit dem Wohlfühlimage und der Geschichte der Stadthalle. Das hat eine gewisse Aura. International brauchen wir uns da nicht zu verstecken. In Österreich sind wir das größte Veranstaltungszentrum – wenn also jemand groß indoor spielen will, macht er es hier.
In Wien soll eine neue Eventhalle gebaut werden, in St. Marx. Eventuell wird sie 2029 fertiggestellt. Was bleibt dann für die Wiener Stadthalle?
Zum Thema neue Halle werde ich mich nicht äußern, auch das Thema Nachnutzung der Stadthalle ist eine ausschließliche Eigentümerentscheidung.
Würde Wien zwei Event-Hallen vertragen?
Theoretisch wäre das schon möglich. Das würde der Markt wohl hergeben. Sie müssten in einer Hand liegen und sollten sich nicht konkurrenzieren.
In den vergangenen Monaten gab es Berichte über das Chaos im Management in der Wiener Stadthalle. Unruhe in der Belegschaft, unrechtmäßige Kündigungen. Was steckt da dahinter?
In heterogenen Geschäftsführerteams gibt es unterschiedliche Managementstile. Wir sind in verschiedene Bereiche aufgeteilt: ich mache die kaufmännische Leitung, mein Kollege die operative.
Ich bin der Ansicht, dass man gut funktionierende Abläufe nicht ändern soll, nur weil sie vom Vorgänger stammen. Das sorgt nur für Irritierung in der Belegschaft. Man muss sensibel mit etablierten Strukturen umgehen und darf das zentrale Geschäft auch nicht aus den Augen verlieren.
Es wird vor allem der Managementstil Ihres Co-Geschäftsführers kritisiert.
Es geht um eine gewisse Empathie und um Sensibilität. Ich gelte als jemand mit humanistischem Zugang und liberalem Managementstil. Ich habe auch keinen Kontrollzwang. Für mich ist nur die Effizienz ausschlaggebend, die Ergebnisse müssen passen.
Es braucht auch Vertrauen der zweiten Managementebene gegenüber, vor allem, wenn man neu in ein bestehendes System kommt. Das Team in der Wiener Stadthalle ist wie eine Familie. Manche sind seit Jahrzehnten hier.
Die Stimmung im Haus soll ziemlich schlecht sein.
Wir haben in unserem kaufmännischen Bereich ein ausgesprochen gutes Betriebsklima und sind ein gut eingespieltes Team.
Ihre beiden Geschäftsführerverträge laufen nicht parallel, Ihrer läuft Ende des Jahres aus. Werden Sie sich neu bewerben? Oder sich vielleicht sogar für die neue Halle bewerben?
Selbstverständlich werde ich mich bewerben. In der schwierigen Phase der Pandemie habe ich nicht nur den kaufmännischen Teil verantwortet, sondern auch den Kunden- und Veranstaltungsbereich. Ich habe die Wiener Stadthalle sehr unaufgeregt durch die Pandemie getragen, das zeigt auch die gute Bilanz.
Ist Ihre Bewerbung schon draußen?
Nein, das folgt im Herbst.
Ihre Karriere als Künstlerin ist für Sie keine Alternative.
Nein, das ist nur meine Sekundäridentität.
Wer ist Ihr Lieblingskünstler in der Stadthalle?
Depeche Mode 2018, und immer wieder Herbert Grönemeyer, weil er live ein echtes Highlight ist.
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