So werden wir zukünftig reisen: Die Trends

So werden wir zukünftig reisen: Die Trends
Die Pandemie hat einen von Österreichs größten Wirtschaftssektoren, die Tourismusbranche, auf den Kopf gestellt. Welche Trends zeichnen sich ab, wenn sich die Infektionslage wieder bessert? Diana Dauer

Pulverschnee, Hüttenzauber, Millionen an Nächtigungen. Der Traum von der Wintersaison schwindet. Österreichs Infektionslage erschwert den erhofften Tourismus-Aufschwung. Deutschland hat Österreich wieder als Hochrisikogebiet eingestuft. Wiens Hotellerie verkündet eine Stornowelle für Dezember und sieht Reservierungen im Jänner auf einem Rekordtief.

Die Pandemie beeinflusst unser Reisen

Erste Trends aus einer besseren Zeit (geringeres Infektionsgeschehen) lassen darauf schließen, dass die Pandemie unser Reiseverhalten und unsere Wünsche nachhaltig verändert hat.

Was wir nun wollen, weiß Tourismus-Experte und Ökonom Ulrich Gunter: „Koffer abstellen und kurzzeitig einziehen“. Das Gefühl haben, jetzt an diesem neuen Ort zu wohnen, denn es ist alles da, was man braucht: Küche, Waschmaschine – eben mehr als in einem Hotelzimmer.

Airbnb profitiert

Anbieter wie Airbnb treffen, trotz aller Kritik, den Nerv der Zeit. Sie zählen zu den großen Profiteuren der Krise. Es hat sich gezeigt: Anders als in den Anfängen von Airbnb geglaubt, wollen Menschen nicht mit den Vermietern zusammenwohnen, sie wollen lieber alleine in deren Unterkunft sein.

Eben nicht zu Gast sein, sondern sich zu Hause fühlen. Die Zielgruppen von Airbnb sind auch nicht (mehr) unbedingt Couch-Surfer mit geringem Budget, „sondern auch Reisende, die sonst in 4- und 5-Sterne Hotels fahren. Das hat sich durch die Pandemie verstärkt. Aber auch andere Elemente des Reisens haben sich verändert, weil man mehr Abstand zu Fremden wollte,“ weiß der Ökonom Ulrich Gunter der zu Tourismus- und Dienstleistungsmanagement forscht.

Trends

Der erste pandemiebedingte Tourismustrend sind die servicierten Apartments. Airbnb hatte hier früher ein Alleinstellungsmerkmal, nun springt auch die Hotellerie auf. „Das Businessmodell von Airbnb verschwimmt mit der Hotellerie“, sagt Gunter. Servicierte Apartments habe es in diesem Ausmaß vor der Pandemie in Wien nicht gegeben.

Auch die Anforderungen der Gäste an die Unterkünfte haben sich verändert. Einerseits würden höhere Hygienestandards verlangt, etwa desinfizierte Wohnungen, Desinfektionsmittel im Apartment. Zusätzlich aber haben Reiserestriktionen, Lockdowns und die große Unsicherheit auch dazu geführt, dass Reisende von Fluglinien und Vermietern bessere Umbuchungs- und Stornobedingungen erwarten – „dafür sind viele auch bereit mehr zu zahlen“, erklärt Gunter seine Beobachtungen.

Durch die Unsicherheit und die geringe Planungssicherheit wollen Urlaubende aktuell – und wahrscheinlich auch zukünftig – nur mehr sehr kurzfristige Urlaubsentscheidungen treffen. Der heimische Tourismus hofft nun auf die Kurzentschlossenen und eine baldige Aufhebung der Reisewarnung Deutschlands für Österreich.

Ein weiterer Trend zeichnete sich bereits im Sommer ab: Viele Menschen, die in Österreich leben, urlaubten hierzulande. Besonders deutlich wurde das durch die Landflucht der Städter.

„Viele Leute urlauben im eigenen Land auch, weil das Geld bei vielen knapper wurde,“ erklärt Gunter.

Diese Entwicklung wird durch ein verstärktes Umweltbewusstsein in der Gesellschaft noch angekurbelt. Und: „Fliegen wird wahrscheinlich teurer. Einerseits, weil die Airlines weniger Verbindungen anbieten und wegen der Politik andererseits“, sagt Gunter. Nachtzüge werden weiter ausgebaut, „ da könnte ich mir für die Zukunft vorstellen, dass innereuropäische Züge und Busse, solange Nachtzüge und Nachtbusse bequem und preiswert sind, zu einem großen Teil Flüge innerhalb Europas ersetzen“, erklärt Gunter.

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