Kleine Skigebiete straucheln: Warum das nicht nur am Schneemangel liegt

Kleine Skigebiete straucheln: Warum das nicht nur am Schneemangel liegt
Immer mehr, vor allem kleine Skigebiete, kämpfen jede Saison ums Überleben. Klimawandel und spärlich fallender Schnee sind nicht ihre einzige Bedrohung.

Ronachkopf, Alpl und Dobratsch – all diese Berge liegen in unterschiedlichen Regionen. Was sie vereint? Sie alle waren einmal beliebte Skigebiete, sie alle litten unter Geld- und Schneenot und sie alle mussten ihre Skilifte deshalb schließen.  

Bald könnte sich auch eine weitere Sportregion in die Liste einreihen. Ende November gab Lackenhof in Niederösterreich bekannt, dass die Ötscherlifte geschlossen werden sollen. Der Weiterbetrieb  sei nicht mehr wirtschaftlich, erklärten die Eigentümer. Eine Übernahme durch das Land Niederösterreich sichert nun erstmal den  Weiterbetrieb für die kommenden zwei Jahren. Was danach passiert, ist offen. 

Unter 1.000 Meter wird es eng

Die Frage, ob Lackenhof und Skigebiete vergleichbarer Größe überhaupt eine Zukunft haben, ist schwierig zu beantworten. „Ausschlaggebender Punkt in den kommenden Jahren wird die Lage sein“, sagt Oliver Fritz, Tourismusexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts  (Wifo). Gerade am östlichen Alpenvorland in Gebieten unter 1.000 Metern werde es eng. Sie würden schon jetzt unter  Schneemangel leiden, auch die Nachfrage nehme ab. „Und wenn dann die Lift- und Schneeanlagen veraltet sind, viel in künstliche Beschneiung oder Hotelanlagen  investiert werden müsste, rentiert sich das oft für diese Gebiete nicht. Sie sperren lieber zu.“

Hinzu kommt, dass immer weniger Menschen überhaupt Skifahren, die Gruppe der Anfänger ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich geschrumpft. „Gerade im Flachland fällt immer weniger Schnee, die Animation für Wintersport bei den Kindern sinkt dadurch. Dazu gibt es attraktive Alternativen“, sagt der Ökonom. Auch die Leistbarkeit spielt  eine Rolle. Die Ausrüstung wurden in den vergangenen Jahren vergleichsweise teuer, die Preise für Liftkarten stiegen auch aufgrund der hohen Qualitätsansprüchen an die Anlagen.  „Als mehrköpfige Familie überlegt man dann, ob man sich das leisten kann und will.“

Sind wir noch eine Ski-Nation?

Dass vor allem kleinere Skigebiete in der Umgebung von Ballungszentren unter sinkender Rentabilität leiden (Ausnahmen gibt es, wie St. Corona/Wechsel), weiß auch Peter Zellmann vom Institut für Freizeitforschung. „Klimawandel und Preissituation spielen da nur sekundär eine Rolle. Hauptgrund ist die abnehmende emotionale Verbundenheit mit dem Wintersport. Die Alltags-Freizeitaktivität Skifahren ist heute einfach nicht mehr so beliebt.“

Die Ursachen  dafür seien unterschiedlich. Zum einen würden Kinder heute nicht mehr so selbstverständlich Skifahren lernen wie in den 1990er Jahren, auch weil die verpflichtenden Schulskikurse  fehlen. Zum anderen werde das Angebot  von viel Konkurrenz überholt. „Das hat dazu geführt, dass sich mittlerweile 63 Prozent der Österreicher  als Nie-Skifahrer bezeichnen“, so Zellmann.

Großen müssen über den Tellerrand blicken

Wenig getroffen hat diese Entwicklung den Skitourismus. „Einen Skiurlaub  konnte sich schon vor 30 Jahren nur das oberste Drittel leisten. Der zahlenmäßige Rückgang der Skifahrer trifft die Großen deshalb nicht so hart.“   Und trotzdem, so  Peter Zellmann, müssten auch diese über den Tellerrand hinausblicken und erkennen, dass   der Nachwuchs das Skifahren erlernt. „Existieren diese nicht mehr, spüren das früher oder später auch die Großen.“

Von den aktuellen Entwicklungen ein Lied singen kann auch Erwin Petz, Chef des mittelgroßen Skigebiets Riesneralm in der Obersteiermark, in unmittelbarer Nähe von  Ski amadé. Auch ihm ist bewusst, dass es am Gesamtmarkt zahlenmäßig einen Rückgang der Skifahrer geben wird. Beim Wettrennen der Großen um noch mehr  Pistenkilometern will er sich aber nicht anschließen. „Wir verfolgen unsere eigene Qualitätsstrategie, stellen uns breit auf, um sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene  anzusprechen“, erzählt Petz. 

"Es braucht innovative Ideen"

Denn nur „klein und billig“ sei keine Alternative. So besitze man etwa die erste und einzige Kinderskischaukel des Landes, rund 40 Skilehrer sorgen dafür, dass  für den Nachwuchs gut gesorgt ist, während die Erwachsenen die anderen Abfahrten genießen. Auch das  Energiegewinnungskonzept sorgt für Aufmerksamkeit. Anstatt eines weiteren Beschneiungsteiches habe man in den vergangenen Jahren ein Wasserkraftwerk am Donnersbach gebaut. Das liefert nicht nur ausreichend Grünstrom für alles, was die Riesneralm verbraucht, von den Liften bis zu den Schneekanonen. Das Wasser wird auch zur Schneeerzeugung genutzt, macht sich damit also doppelt nützlich. „Beim Geld können wir mit den Großen nicht mithalten. Wir setzen deshalb auf Innovation und Ideenumsetzung. So wollen wir auch in Zukunft bestehen.“ 

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