Wie hart ist der Sprung vom Waschmittel zum Bier?
Die Getränke- und Eventbranche hat deutlich mehr positive Emotion. Aber: Die grundsätzlichen Mechanismen in der Markenartikel-Industrie sind sehr vergleichbar. Neu ist für mich die Gastronomie – ein emotionales, personenbezogenes Geschäft.
Bier und Wasser, Ottakringer und Vöslauer – ist das die perfekte Kombination für einen Getränkehersteller?
Es ist jedenfalls die perfekte Ergänzung. Wir können ein breites Sortiment abdecken. Mit dem Getränkehandel (DelFabro, Anm.) können wir zudem mehr als 8000 verschiedene Artikel aus allen Bereichen der Getränkewelt anbieten.
Wie hat sich der Absatz mit Corona entwickelt?
Corona war natürlich eine extrem schwierige und harte Zeit für die gesamte Branche, weil die Gastronomie für viele Monate geschlossen war. Wir sehen aktuell eine Erholung des Marktes, schön langsam gehen die Märkte wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurück. Also: zartes Wachstum, aber keine großen Veränderungen im Konsumverhalten der Menschen. Generell merken wir, dass es in Richtung leichte Getränke, weniger Alkohol, weniger Zucker geht. Die Jugend konsumiert weniger Alkohol.
Schwächelt oder brummt die Gastronomie?
Man muss differenzieren: Wien ist unser Kerngebiet als Wiener Brauerei. Die Stadt profitiert stark vom Tourismus, der wieder voll angelaufen ist. Speziell innerstädtisch verzeichnet die Gastronomie eine sehr gute Entwicklung, in den Außenbezirken ist die Situation oft problematisch. Dort kämpfen die Gastronomen mit Personalmangel und Nachfolge-Problemen.
Bier ist ja eine sehr lokale Angelegenheit. Wird das durch internationale Konzerne aufgebrochen?
Das hat sich nicht groß verändert. Beim Bier ist es wichtig, wo man sozialisiert wurde, mit welcher Marke man engen Kontakt hat. Bier ist regional und wird es immer bleiben. Aber es gibt natürlich auch erfolgreiche, internationale Marken. Man kann Bier also schon über seinen Standort hinaus bekannt machen. Das gelingt uns zum Teil auch.
Es gibt Ottakringer-Bier im Ausland?
Ja, selektiv. Wir hatten, bevor der Krieg in der Ukraine begonnen hat, ein sehr gutes Exportgeschäft nach Russland. Das ist natürlich komplett eingestellt. Sonst haben wir Exportaktivitäten in Länder rund um Österreich. Dorthin, wo Österreicher und Wiener gerne Urlaub machen, etwa an der oberen Adria.
Das Thema Wasser ist hingegen deutlich überregionaler: bei Vöslauer gehen wir stark nach Deutschland, da ist uns der Einstieg über die Spitzengastronomie gelungen. Im deutschen Handel sind wir mittlerweile in allen großen, namhaften Handelsketten gelistet und wachsen auch dort mit mehr als 25 Prozent pro Jahr.
Ist der Standort Ottakring immer noch ideal und können Sie dort, wie Sie wollen?
Absolut, der Standort ist perfekt, um die Marke zu inszenieren und über Events erlebbar zu machen. Wir sind einer der größten Arbeitgeber im Bezirk und gut eingebettet in das Ottakringer Grätzel. Wir könnten unsere Kapazitäten auch noch hochfahren.
Stichwort Teuerung: Wie steht es um die Bier- und Wasserpreise?
Wir sind, wie alle anderen Unternehmen auch, von massiven Teuerungen, speziell bei Rohstoffen und Energie betroffen. Auch wir haben mit Preiserhöhungen reagiert, im Vorjahr und im ersten Quartal. Wir sehen jetzt eine Stabilisierung auf höherem Niveau.
Beim Bier im Supermarkt geht es auch immer um Aktionen und um den Preiskampf.
Das ist Teil unseres ganz normalen Geschäfts. Wir versuchen, Mehrwert zu geben, aber letztendlich müssen wir dieses Spiel mitspielen.
Im Getränkebereich ist Abfall und Recycling ein großes Thema. Es gibt neue Auflagen. Was wollen sie?
Da gibt es gute Gespräche mit allen Beteiligten. Bei uns im Unternehmen ist das Thema Nachhaltigkeit tief in der DNA verankert, speziell auch in Bad Vöslau. Wir setzen stark auf Mehrweg. Dorthin geht auch der Trend. Die Konsumenten gewöhnen sich auch an Neues, etwa, dass der Verschluss an der Flasche hängt.
Warum gibt es eigentlich kein Bier in der Plastikflasche?
Das ist eine gute Frage, die unser Braumeister sicher noch viel besser beantworten könnte. In aller Kürze ist es aber so, dass PET lichtdurchlässig ist und deshalb das Bier nur sehr kurz haltbar wäre.
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