oecolution-Gründerin Zehetner: "Wünsche mir weniger Doppelmoral"

Im November ging oecolution an den Start: Ein Verein, der sich von herkömmlichen Klima-NGOs abheben will. Gründerin ist Elisabeth Zehetner, frühere Bundesgeschäftsführerin der Jungen Wirtschaft und des Gründerservice der Wirtschaftskammer Österreich. Den Fokus auf Innovation behält sie auch im neuen Unternehmen: nur durch Innovation und mutige Diskussionen können Klima und Wohlstand einhergehen.
KURIER: Sie wollen die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft fördern. Ein ambitioniertes Ziel.
Elisabeth Zehetner: Wir haben gesehen, dass andere NGOs zwar das Klima im Fokus haben, aber alles andere ausblenden. Unsere Idee ist zu zeigen, dass gute Umweltstandards auch ein gutes Wirtschaftswachstum benötigen.
Um auch diverse Klimaziele, die bereits gesetzt wurden, zu erreichen?
Es gibt alle möglichen Ziele, aber keiner kennt den Weg dorthin. Deshalb konzentrieren wir uns darauf, wo jetzt sofort ein Beitrag geleistet werden kann. Da ist Technologie-Offenheit oder die Nutzung von unternehmerischer Innovation ein wesentlicher Baustein. Natürlich ist es gut, große Ziele zu verfolgen. Aber nutzen wir keine zwischenzeitlichen Technologien, sehe ich schwarz, in zehn Jahren auf null zu sein.

Elisabeth Zehetner wechselte von der Wirtschaftskammer in die Selbstständigkeit
Was sind Lösungen, die jetzt umgesetzt werden müssen?
Was mehr Bekanntheit braucht, ist das ganze Thema der CO2-Speicherung, weil wir Wege finden müssen, dieses aus der Atmosphäre wieder zurück in die Erde zu bringen.
Hier gibt es viele Möglichkeiten, etwa das Direct Air Capture der TU Wien. Natürlich können diese Versuche nur eine kleine Teilmenge kompensieren, aber je mehr man hier investiert und Forschungsgelder freigibt, desto besser schafft man technologischen Durchbruch. Das ist auch der öffentliche Auftrag.
Passiert das schon genug?
Ich habe das Gefühl, dass die Politik sich sehr stark auf gute und schlechte Technologien fokussiert. Batterie ist zum Beispiel gut, Wasserstoff ist weniger gut. Je stärker es Richtung synthetische Treibstoffe geht, sind wir bei den schlechten Technologien. Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist. Elektromobilität ist gut und wichtig. Gleich alle Verbrennerautos zu verbieten, macht aber wenig Sinn. Einfach, weil man nicht schaffen wird, bis 2035 alle Autos auf E-Autos umzurüsten. Gibt es die Möglichkeit, auf Treibstoff umzustellen, der deutlich weniger CO2 verbraucht oder für dessen Herstellung CO2 aus der Atmosphäre genutzt werden kann, verstehe ich nicht, warum man sich nur auf eine Lösung fokussiert.
Ist man da auf gewagtem Terrain, nicht alles gleich auf einmal zu wollen?
Ich würde mir wünschen, dass die Doppelmoral zurückgedrängt wird. Windräder ja, aber nicht bei mir. Atomstrom nimmt man gerne, aber Atomkraftwerke nicht. Wir sollten diese Dinge nicht mit Gut und Böse belegen. Ich finde auch, dass Atomkraft nicht die ideale Lösung ist, aber man muss darüber diskutieren können. Wir nutzen diesen Strom, unser Netz würde ohne ihn kollabieren.
Wie weit soll der Einfluss von oecolution reichen?
Wir bleiben national, wollen aber die nationale politische Ebene dazu bringen, sich stärker international einzusetzen. Natürlich werden wir als Verein irgendwann mit anderen Organisationen Ideen und Argumente austauschen, aber wir sind nicht die Politik. Das ist deren Aufgabe.
Es gab große Hoffnungen, dass die UN-Klimakonferenz Lösungen vorantreibt. Das war nicht der Fall. Frustriert das?
Nach Erzählungen scheint die Weltklimakonferenz mehr Inszenierung als ein ernsthaftes Diskussionsforum zu sein. Ich setze mehr Hoffnung in Initiativen wie den neu gegründeten Klimaclub der G7-Staaten (siehe links), zu dem Olaf Scholz auch Länder wie China eingeladen hat. Wenn sich diese auf etwas einigen, tun sich andere leichter, mitzumachen.
Anfang des Jahres angestoßen, jetzt umgesetzt
- Im Kampf gegen die Erderwärmung starten G7-Staaten auf Vorschlag des deutschen Kanzlers Olaf Scholz einen internationalen Klimaclub
- Ziel sind gemeinsame Regeln und Standards, um einen klimafreundlichen Umbau der Industrie voranzutreiben
- Weiters soll unfaire Konkurrenz von Staaten mit geringen Umweltstandards verhindert werden
- Exklusiv ist der Club nicht: Er steht allen Ländern offen. China hat aufgrund seiner hohen Emissionen eine ausdrückliche Einladung erhalten
Nicht ausklammern lässt sich aktuell der ausufernde Klima-Aktivismus.
Die Argumente der „Klimakleber“ sind keine Argumente. Sie schreien Alarm ob der Situation, aber bieten keine Lösungen. Das erntet mediales Interesse. Gibt es aber eine gute Innovation, die ordentlich CO2 einsparen kann, berichtet mit Glück ein technologie-affines Medium. Das ist das Ungleichgewicht in der öffentlichen Wahrnehmung, das man wieder herstellen muss.
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