Was New Work nicht ist
Auch einer Diskutantin sticht das negativ ins Auge. „Wir beschränken das Thema New Work immer auf eine bestimmte Arbeitsgruppe. Auf die, die zeitlich und räumlich flexibel ist. Die Realität in Unternehmen ist aber eine andere“, kritisiert Birgit Aichinger.
Sie ist Geschäftsführerin von Vöslauer, verantwortet Mitarbeiter mit Bürotätigkeiten, in Logistik und Produktion sowie jene an der Tageskasse des Thermalbads. „Ich würde mir wünschen, dass die Debatte sich dahingehend entwickelt, wie man auch diesen Gruppen ein Konzept von New Work ermöglicht“, sagt sie und trifft es auf den Punkt.
Denn bei New Work geht es nicht um das Mitbringen von Haustieren in die Arbeitsstätte, um bequeme Sofas, Tischfußball-Ecken oder ein Büro in den eigenen vier Wänden, erklären die deutschen Gründer der New-Work-Masterskills-Beratung Swantje Allmers und Michael Trautmann.
Stattdessen ist es „das Bestreben, Arbeit mit Sinnerfüllung zu verknüpfen und das sowohl auf Unternehmens- als auch auf individueller Ebene.“ Etwas einfacher fasst es die Österreicherin und New-Work-Expertin Lena Marie Glaser zusammen. Es geht um Arbeit auf Augenhöhe, sagt sie und widmet dieser ein gleichnamiges Buch.
Das ist New Work
Arbeit auf Augenhöhe kann bedeuten, dass jeder seine eigenen Entscheidungen treffen darf, Wissen geteilt und Erfolge gemeinsam zelebriert werden. Sie kann faire Arbeitsbedingungen voraussetzen, sicherstellen, dass jeder, der mitgestalten will, auch kann. Dafür braucht es wiederum ein neues Führungskonzept.
„Aus Angst, Fehler zu machen, wird auf vermeintlich einfache Lösungen gebaut“, schreibt Glaser in ihrem Buch. „Große Beratungsfirmen werden beauftragt, die mit vorgefertigten Konzepten die Lösung aller Probleme versprechen.“
Dass ein neues Regelwerk aber keine Lösung bietet, hat auch Birgit Aichinger erkannt: „Es gibt so viele unterschiedliche Lebensrealitäten, dass es uns nie gelingen wird, in ein Regelwerk hineinzugehen.“ Stattdessen müsse man sich mit diesen Realitäten aktiv auseinandersetzen.
„Wir haben irrsinnig viele Studien in unseren Marketingabteilungen, die zeigen, wie sich die Lebensrealitäten unserer Konsumenten über die Jahre verändert haben. Da rennt viel Geld und Hirn hinein“, sagt sie. „Vielleicht sollten wir genau diese Studien mit der Brille der Personalabteilung lesen. Denn genau dieselben Menschen, die draußen unsere Kunden sind, sitzen bei uns am Schreibtisch, im Lkw oder an der Kasse.“
New Work leben
Was Aichinger im Sinne der neuen Arbeit bislang für die Vöslauer-Belegschaft verändert hat? Das Unternehmen hat einen Frauenanteil von 60 Prozent in den Führungsebenen. Der Familienbegriff inkludiert nicht nur Kinder, sondern Angehörige.
Fixe Arbeitsplätze gibt es nicht mehr, dafür eine Kinderbetreuung im Thermalbad sowie eine Meetingkultur, die auf private Verpflichtungen Rücksicht nimmt. „Wir wollen ja etwas von unseren Mitarbeitern und sie von uns. Es ist Flexibilität in beide Richtungen verlangt“, fasst sie zusammen und ergänzt, dass man diese ständige Kommunikation als Chance sehen muss. Vor allem dann, wenn man auf der Suche nach kreativen Lösungen ist, die allen Angestellten zugutekommen.
Kommentare