Neujahrsvorsatz im Job: Etwas mehr Ruhe, bitte

Neujahrsvorsatz im Job: Etwas mehr Ruhe, bitte
Im Kloster meditieren oder ein Bäume-Bad nehmen: Ruhe ist wichtig für den Joballtag. Fehlt sie, leiden Psyche und Performance.

„Wenn die stille Zeit vorbei ist, dann wird es auch wieder ruhiger“, hoffte schon Karl Valentin. Im Beruf allerdings wollen die meisten im Jänner wieder voll durchstarten. Ruhezeiten im Sinne einer Abwesenheit von Geräuschen? Im Joballtag meist Fehlanzeige. „Aus meinen Beobachtungen und Gesprächen in Unternehmen sind Zeiten von Ruhe und Stille am Arbeitsplatz sehr gewünscht, werden aber meist nicht eingeplant und gelebt“, konstatiert Wirtschaftspsychologin Evelyn Summhammer.

Doch Studien aus der Hirnforschung belegen: Unser Gehirn braucht solchen „Stillstand“, um Gedanken zu ordnen, Lösungen zu finden, kreativ zu werden und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Summhammer: „Um das am Arbeitsplatz zu erleben, müssten wir aber diszipliniert eine Zeit lang eingehende Anrufe, eMails oder WhatsApp-Nachrichten und auch den beiläufigen Bürotratsch abstellen.“ Unmöglich für die meisten – und der Grund, warum stille Klosteraufenthalte für Manager samt Handy-Abgabe am Eingang oder japanisches Waldbaden in der Ruhe der Bäume vom belächelten Spleen zu anerkannten Stress-Management-Methode avanciert sind.

Ruhe, jetzt!

Rasch Ruhe in den Arbeitsalltag bringen kann man aber auch mit ganz simplen Methoden. Summhammer: „Ohrstöpsel etwa sind die dezente Form der Abkapselung. Man kann weiters Stille-Zeitfenster einplanen und eine Stunde pro Tag alle Ablenkungsquellen inklusive Telefon, Handy und Computer ausschalten.“ Aber, so die Psychotherapeutin: „Ich habe in meinen jahrelangen Coachings erlebt, dass viele Ruhe zwar wünschen, sie aber kaum mehr aushalten. Sie müssen gezielt hingeführt werden.“ Die Nachfrage nach VIP-Coachings im Ruheraum, so Summhammer, steigt massiv.

Stille suchen

Günstigere Möglichkeiten sind stille Spaziergänge in den Arbeitspausen, Früh- oder Spätschichten im noch ruhigen Büro, ein Homeoffice-Tag oder auch das berühmte Nickerchen zu Mittag. Warum? Schlaf bedeutet Stille und ist daher auch für Schlaftrunk-Snoooze-Erfinder Hans Vriens ein wichtiges Thema: „Ohne ausreichende Ruhephase entstehen Fehler“, meint er. Seinen persönlichen Ruhepol findet er in jenen Mitarbeitern, die ihre individuelle Work-Life Balance kennen. Vriens: „Sie sind sich bewusst, wann sie sich engagieren müssen, legen aber auch Wert auf ihre Erholungsphasen.“ Sämtliche Zeiten ohne eMails, freigewählte Kurzurlaube oder erholsame Pausen, so der ehemalige Red-Bull-Manager, erhöhen signifikant die Produktivität der Mitarbeiter: „Erfolgreiche Unternehmen wie Google, Trivago oder Netflix haben das längst erkannt.“

Handy ist Helfer

Gerade das Handy– heute eigentlich Stör- und Geräuschquelle Nummer Eins – kann durch Entspannungs-Apps dabei helfen, zur Ruhe zu kommen.

Psychologin Summhammer nutzt es selbst: „Wenn ich keine Lust auf ein aktives Selbstmanagement habe, sind solche Apps für mich ein rascher, effizienter Weg. Das bedeutet nicht, Verantwortung für meine innere Gelassenheit abzugeben, sondern ganz im Gegenteil mir einzugestehen: Heute will ich Hilfe. Und das fühlt sich gut an.“

Entspannung auf Knopfdruck

Mediations-Apps am Handy versprechen, selbst an den stressigsten Tagen Zeit für ruhige Momente zu schaffen. Gratis ist dieser Service allerdings nicht.

 

Neujahrsvorsatz im Job: Etwas mehr Ruhe, bitte

Stop, Breathe & Think. 3,5 Millionen Mal wurde die App bereits geladen. Ihr Vorteil: Personalisierte Meditation – bevor es losgeht, muss man in sich gehen und darüber nachdenken, wie man sich heute fühlt. Der Nachteil: Nur auf Englisch verfügbar. Pro Monat kostet die Entspannungs-App 11,49 Euro.

Neujahrsvorsatz im Job: Etwas mehr Ruhe, bitte

Headspace. Die gehypte 5-Sterne-App soll dabei helfen, durch zehn Minuten tägliche Anwendung den Kopf freizubekommen. Erfunden von einem ehemaligen buddhistischen Mönch aber ohne großen Esoterik-Touch  ist die App derzeit ein Bestseller. Kostenpunkt 12,99 Euro pro Monat.

Neujahrsvorsatz im Job: Etwas mehr Ruhe, bitte

Calm. Die Meditationsapp für Einsteiger hilft beim Abbau von Ängsten, dem Umgang mit Stress und bietet über 100 Geschichten zum Einschlafen. Erhältlich auf Deutsch, Englisch und Spanisch. Auch diese App ist nur das Basispaket gratis: Dann kostet das Abo entspannungswillige 9,99 Euro pro Monat.

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