"Consches": Wie ein heimisches Label Mode fairer machen will

Fair Fashion: Lindner arbeitet mit der steirischen Produktion „JMB“ zusammen.
„Consches“ ist ein Wortspiel. Firmengründerin Cornelia Lindner wird von ihren Freundinnen Consch genannt. Gleichzeitig erinnert der Name an das englische „conscious“ (bewusst). Genau das spiegelt ihre Philosophie wider: Lindner will faire Mode für umweltbewusste Menschen anbieten. „Fast Fashion hat einen negativen Beigeschmack“, sagt sie und meint: „Das Nachhaltigste ist das Kleidungsstück, das man nicht kauft.“ Mode könne somit nie wirklich nachhaltig sein – aber zumindest fair produziert werden. Hier setzt das Modelabel an.
Faire Mode?
Lindner fragte sich, wie man Mode ohne schlechtes Gewissen machen kann. Die Antwort: lokal und umweltfreundlich produzieren. So kam sie auf ihre Hauptproduktionsstätte in der Steiermark. „Mode ist zwar meine Leidenschaft, aber ich habe Hilfe bei den technischen Aspekten gebraucht“, so Lindner.
Für ihre Designs verwendet sie weitgehend heimische Materialien – sogar die Knöpfe stammen aus Österreich. „Was nicht leicht war, weil es hierzulande nicht mehr viele Hersteller gibt. Umso mehr freut es mich, dass wir so Traditionen und Kompetenzen am Leben halten.“ Alles, was sich nicht auftreiben lässt, holt sie aus Familienbetrieben in Deutschland und Italien.
Auf ihrer Webseite kann man sich zu all dem informieren: die verwendeten Materialien und wer die Kleider gemacht hat – inklusive Fotos. „Wir legen großen Wert auf Transparenz. Ich habe nichts zu verheimlichen.“
So weit, so grün. Dennoch bleibt sie vorsichtig und sagt offen, Angst vor Fehlern zu haben: „Wenn man sich etwas auf die Fahne schreibt, verlangen die Leute eine 100-prozentig perfekte Durchführung. Aber es ist ein Prozess, der auch viel Evaluierung braucht.“
Offenheit prägt auch ihren Umgang mit anderen Unternehmern: „Ich bin kein Fan von Konkurrenz, sondern von Synergien“, betont Lindner. „Einer meiner größten Werte ist Empowerment – dass man sich gegenseitig unterstützt.“ Dieses Miteinander habe ihr außerdem schon das ein oder andere Mal Türen geöffnet.
Zu Besuch bei Consches
Anfänglich war „Consches“ ein reines Onlinegeschäft. 2021 kam eine erste Boutique in der Theobaldgasse im 6. Bezirk dazu – inzwischen ist das Geschäft gleich neben das Café Sperl übersiedelt. Wer hereinkommt, wird von der Hündin Gigi begrüßt – „der eigentlichen Chefin der Firma“, scherzt Lindner.
Der Store ist geräumig, ein wellenförmiger Kleiderständer zeigt bunte Outfits. Weiter hinten finden sich Umkleidekabinen und ein kleines Büro mit einer Pinnwand voller Stoffstücke. „Das ist die Ideensammlung für neue Designs“, erklärt sie. Manche sind nach Freundinnen, andere nach Kolleginnen benannt.
Diese persönliche Note zieht sich durch das gesamte Geschäft und kommt bei Kundinnen gut an. „Es führt immer wieder zu spannenden Gesprächen“, erzählt Lindner. Und manchmal auch zu neuen Entdeckungen. Den Tipp für das erste Consches-Geschäft in der Theobaldgasse bekam sie beispielsweise von einer Kundin.
Zur Person
Cornelia Lindner studierte Wirtschaft an der WU Wien. Zehn Jahre lang war sie in Großunternehmen tätig, bis sie 2019 entschied, sich selbstständig zu machen und ihre eigene Modemarke „Consches“ zu gründen.
„Consches“
Ist ein Onlinegeschäft und betreibt zusätzlich eine Boutique in Wien. Angeboten wird alles: von umweltfreundlichen Kleidern, Hosen und Oberteilen bis hin zu Schmuck und Accessoires.
Produktion
Die Hauptkollektion kommt aus der Steiermark. Eine kleine Produktion in Deutschland hilft einmal pro Saison mit einem Modell aus. Die Strickkollektion wird in kleinen, familiengeführten Manufakturen in Wien und in Venetien (Italien) produziert.
Preise
Die Modeprodukte kosten zwischen 35 Euro (Gürtel) und 449 Euro (Kleid).
Harte Anfänge
Dass sie überhaupt einmal ein eigenes Geschäft eröffnen würde, hätte Cornelia Lindner zu Beginn nicht gedacht – schon gar nicht nach ihrem holprigen Start. „Ich war sehr naiv“, erinnert sie sich. „Ich wollte ein Modelabel gründen, das fast ausschließlich in Österreich produziert. Und obwohl ich es geschafft habe, lache ich heute darüber, weil das kein einfacher Anspruch war.“ Die Idee kam auch bei den jeweiligen Institutionen und Banken nicht allzu gut an.
„Sie waren skeptisch – und das zu Recht. Mir hat jeder davon abgeraten“, erzählt sie. „Haben Sie sich das gut überlegt? Dieser Weg ist wirklich hart“, solche Sätze bekam sie oft zu hören. „Das war demotivierend, aber hier war meine Naivität hilfreich. Sonst hätte ich mich nie in diese Richtung getraut.“
„Ich habe Wirtschaft studiert und war lange in der Corporate-Welt unterwegs“, erzählt die Mode-Unternehmerin. Deswegen gab sie sich auch bei ihrem Businessplan besonders viel Mühe. „2019 habe ich meinen gut bezahlten Job gekündigt und alles selbst auf die Beine gestellt.“ Dann waren Kollektion, Fotoshooting und Webseite endlich bereit – am Dienstag, dem 10. März, 2020. Nur wenige Tage vor dem ersten Covid-Lockdown. „Es hat mir gezeigt, dass man sich noch so gut vorbereiten kann. Niemand hat eine weltweite Pandemie in seinem Businessplan berücksichtigt.“
Trotzdem konnte sie bisher Krisen gut überstehen. Heute, fünfeinhalb Jahre später, läuft das Geschäft. „Wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, bin ich superglücklich.“
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