Macht der Business-Anzug erfolgreich?

Macht der Business-Anzug erfolgreich?
Eine gute Adresse für Karrieristen mit Stil lautet Franziskanerplatz 6: Dort fertig Karin Agh Maßanzüge für jede Eventualität.

Mode nach Maß – wer kann oder will sich das heute noch leisten? Karin Agh, Eigentümerin der Maßbekleidungs GmbH Stoffwerk im ersten Wiener Bezirk kennt die Namen der Herren. Nennen will sie sie aber nicht. Denn anders als eine Designer-Handtasche überzeugt ein Maßanzug eben nicht durch ein überdimensioniertes „Ich-war-teuer“-Logo. Es ist gerade sein perfektioniertes Understatement, das ihn besonders macht. Und zum potenten Karrieretool.

KURIER: Kleider machen Leute. Und Karrieren, sagt man. Ist ein Maßanzug gut investiertes Geld?

Karin Agh: Ja. Denn mit einem Maßanzug kauft man sich die Sicherheit, immer gut angezogen zu sein: Egal, ob plötzlich Pressevertreter mit Kameras vor der Tür stehen oder ein Vorstandsmeeting angesetzt wird. Man kann arbeiten ohne nachzudenken, ob das Sakko sitzt. Dieses Gefühl der Sicherheit ist sehr wertvoll. Im Grunde mache ich mit meinen Anzügen also moderne Rüstungen– man ist darin bereit für jeden Angriff.

Wie steht es um das Modebewusstsein der österreichischen Manager?

Sagen wir so: Da gäbe es Potenzial. Grundsätzlich sind wir in Wien dem Trend immer vier Jahre hinterher. Derzeit wird alles kürzer, schlanker.

Was ist der Unterschied zwischen einem Maßanzug und einem von der Stange?

Dass der Maßanzug zu hundert Prozent zu seinem Träger passt. Damit das Ergebnis für die Außenwelt so perfekt aussieht, muss der Kunde daher beim Anzug mitarbeiten. Ich sage zu den Herren immer, dass sie zu mir ehrlich sein müssen wie zu ihrem Steuerberater: Denn jeder Körper ist anders gebaut, jeder hat einen anderen Bewegungsradius eine andere Gestik. Und jeder Mensch hat in seinem Beruf auch andere Bedürfnisse: Der eine mag den Sitz der Hose eng, der andere will ihn eher locker. Der eine muss sich viel bewegen, der andere nicht. Ich achte bei meinen Kunden immer sehr auf ihre individuelle Körperhaltung. Und zwar bevor sie vor dem Spiegel stehen, den Bauch einziehen und die Brust herausstrecken.

Wird Mode heute auch überbewertet?

Mode im Sinne von Trends ja. Aber Stil sollte man eigentlich schon an der Uni unterrichten, denn er hat Wirkung – auch auf die Karriere. In meiner Arbeit ist mir vor allen Trends wichtig, was der Anzugträger braucht. Bei einem Maßanzug geht es nicht um hochmodisch im Sinne von auffällig: Er soll nicht ins Auge springen, sondern sitzen.

Wer leistet sich heute noch Maßanzüge?

Zu meinen Kunden zählen Manager, Politiker, Ärzte, Künstler aber auch Handwerker, die gerne zwei schöne Anzüge im Schrank haben wollen. Das Schneidereigewerbe hat in Wien eine lange Tradition, die auch gepflegt wird. Was es nicht mehr gibt, ist die Etikette: Eigentlich kann man ja anziehen, was man will. Preislich geht es ab 1300 Euro für einen Zweiteiler los. Je nach Stoff oder Extrawünschen ist der Preis nach oben offen. Der Einstieg zum Maßanzug ist für viele Herren die Hochzeit.

Wie viele Anzüge sollte man im Schrank haben?

Von den Klassikern einmal einen in dunkelgrau und einmal dunkelbraun. Dann je einmal dezent kariert und dezent gestreift. Für den Casual Friday eine Freizeithose mit Sakko. Dann zwei Winteranzüge aus Tweed, Kaschmir oder Flanell und zwei Sommeranzüge aus Baumwolle, vielleicht mit Stretch oder Mohair.

Machen Sie auch Anzüge für Frauen?

Nicht mehr: Kundinnen kamen mit Bildern von Angelina Jolie und wollte so aussehen. Das geht nicht. Männer hingegen sagen selbst wenn sie 160 Kilo auf die Waage bringen: Ich bin perfekt, machen Sie mir den perfekten Anzug. Warum zweifeln Frauen so sehr?

Aber generell finden Sie Anzüge für Frauen im Business gut?

Ja. Wichtig ist, dass der Anzug wirklich sitzt und man sich darin wohl fühlt. Damit das gelingt, ist eben Ehrlichkeit bei der Anprobe nötig. Ich bin daher zu meinen Kunden sehr ehrlich. Männer können zu 90 Prozent gut damit umgehen. Frauen wollen oft lieber, dass einfach jemand sagt: Ach, du siehst toll aus!

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