Lügen im Büro: Nicht immer schlecht

Lügen im Büro: Nicht immer schlecht
Schwindeln, bluffen, ausschmücken – im Büro sind kleine und größere Lügen an der Tagesordnung. Wie mit ihnen umgehen?

Wieder einmal herrscht Stress im Büro: Der Abschlussbericht ist nicht termingerecht fertig geworden, die Chefin stellt den Verantwortlichen zur Rede. Und obwohl er es war, der die Abgabe verbummelt hat, sagt er selbstsicher: „Das tut mir leid, aber der Projektmitarbeiter hat mir die Daten einfach nicht zugesandt. Ich mache das gleich fertig.“ Eine klare Lüge. Ist das nun erlaubter Selbstschutz? Oder fieses Verhalten?

„Diese Art der Lüge ist niederträchtig und schadet Dritten. Sie hat böse Absichten, die es auf keinen Fall zu akzeptieren gilt“, sagt dazu Niclas Lahmer, Experte auf dem Gebiet. Das Problem allerdings: Ob freche Lüge, simple Ausreden, geschäftsfördernde Bluffs oder das Auffrisieren des eigenen Lebenslaufs – die meisten Lügen werden nie erkannt.

Lügendetektor fürs Business

Wie Lahmer in seinem eben erschienen Buch „Der Lügendetektor fürs Business“ (Redline Verlag) ausführt, durchschauen wir lediglich 47 Prozent der beruflichen Schwindeleien. Das ist nicht nur eine wirklich magere Erfolgsquote, sondern in Situationen, in denen es etwa um Personalentscheidungen geht, ein echtes Problem.

Doch Lahmer hat als Ausbilder für den zivilen und militärischen Bereich gelernt, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden, und weiß: Es gibt Techniken, um Lügner zu entlarven und auch das nicht Offensichtliche zu erkennen. Wichtig ist für den Experten dabei, dass man mit jedem Lügen-Typ anders umgehen muss – siehe Grafik hier:

Lügen im Büro: Nicht immer schlecht

Denn nicht jede Lüge ist schlecht. Auch das ist ein wichtiger Grundsatz. Lahmer: „Flunkern etwa ist die angenehme und sozial verträgliche Form der Lüge. Wir wollen nicht böse wirken und flunkern einfach ein wenig, um das Gegenüber nicht zu verletzen.“

Notlügen erlaubt

Auch die Notlüge kann viele Gründe haben: Angst, Scham oder Schuld. Die Bandbreite von dem, was wir anderen verschweigen wollen, ist nämlich groß: Sie reicht von peinlichen Vorlieben über privates oder berufliches Fehlverhalten bis hin zu positiven Überraschungen. Wichtig ist auch: Geheimnisse – selbst wenn sie manchmal zu Lügen führen – haben auch eine positive Funktion.

Laut psychologischen Studien helfen sie dabei, sich gegen andere abzugrenzen, und geben Entscheidungsfreiheit. Teilt man Geheimnisse nur mit manchen Kollegen, kann ein Gefühl der Nähe entstehen. Doch die Unwahrheiten belasten auch: Lügt man, kann man nicht mehr authentisch sein und sich anderen nur schwer öffnen. Auf lange Sicht ist das auch im Job keine gute Strategie.

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