Liebe im Büro ist stinknormal

Liebe im Büro ist stinknormal
Wegen einer Liebschaft den Job verlieren? In Österreich steht man dem Thema offen gegenüber und setzt auf Kommunikation statt Entlassung.

Es traf einen Mächtigen. McDonald’s Global Chef Steve Easterbrook musste diese Woche wegen einer Liebschaft zu einer untergeordneten Person seinen Chef-Posten räumen. Die Beziehung war zwar einvernehmlich, trotzdem verstieß er damit gegen interne Unternehmensrichtlinien, wonach amouröse Beziehungen mit Untergebenen strengstens untersagt sind. Bei amerikanischen Konzernen keine Seltenheit – eine Frage der Firmenkultur.

Amor scheint häufig am Arbeitsplatz zuzuschlagen. Laut einer Umfrage der Karriereplattform Stepstone gaben 22,1 Prozent der Befragten an, sich schon einmal in der Arbeit verliebt zu haben. Dass Liebschaften so häufig im Büro passieren, basiere auf rechnerischer Wahrscheinlichkeit, erklärt Christina Raviola, Leiterin des Instituts für klinische Sexualpsychologie und Verhaltenstherapie.

„Wo verbringt man die meiste wache Zeit und hat oft auch noch gemeinsame Interessen? Im Beruf,“ erklärt Raviola. Es liege daher nahe, dass sich viele ab und an in einen Kollegen, Angestellten oder Vorgesetzten verlieben.

Österreich, Land der Liebe?

Wäre Steve Easterbrook in Österreich tätig gewesen, er hätte es wohl leichter gehabt. McDonald’s muss sich in jedem Land an die lokalen Gesetze halten und in Österreich gilt: Die Liebe darf der Chef nicht verbieten.

Aber...

Es ist üblich und erlaubt, dass Unternehmen Richtlinien aufstellen, mit denen der interne Umgang mit Liebesbeziehungen geregelt wird, erklärt die Arbeitsrechtsexpertin der Arbeiterkammer, Irene Holzbauer.

So könne man bei heiklen Liebschaften, etwa bei einem Verhältnis mit dem Vorgesetzten oder Untergeordneten auch versetzt oder verwarnt werden. „Beziehungen zwischen hierarchisch gleichgestellten Kollegen sind in Österreich aber eigentlich kein Problem. Tatsächlich ist Liebe im Büro Gang und Gäbe“, erklärt Holzbauer.

Konsequenzen können aber auch bei Fehlverhalten, also beim Turteln im Büro oder unsachgemäßen Verhalten – etwa nach einer Trennung – blühen, so die Expertin.

 

 

Und wie steht man bei McDonald’s Österreich zur Liebe im Betrieb?

Yvonne Sekulin, Direktorin der HR-Abteilung äußert sich auf KURIER-Anfrage zurückhaltend: Man stehe „diesem Thema offen gegenüber“ aber halte sich an die weltweit geltenden Verhaltensrichtlinien und Prozesse von McDonald’s Global. Diese untersagen Liebschaften zu Untergeordneten und schreiben eine Meldepflicht vor. Hätte Easterbrooks Verhältnis in Österreich also den gleichen Ausgang? Man befasse sich mit jedem Fall individuell, hieß es von McDonald’s. Mögliche Konsequenzen seien aber ein „neuer Aufgabenbereich oder die Änderung der Berichtslinie.“

Die Handhabung ist also auch in Österreich eine Frage der Firmenkultur. Und wie in einer Liebesbeziehung gilt wohl auch hier: Kommunikation ist alles.

Eine komplexe Sache, erklärt die AK-Wien.

Zwei Dinge zu Beginn: Ein Unternehmen darf eine Liebschaft zwischen zwei Angestellten nicht verbieten. Und: Das Persönlichkeitsrecht steht in Österreich über allem. Ein dezidiertes Verbot einer Liebesbeziehung innerhalb eines Betriebs wäre ein Eingriff ins Persönlichkeitsrecht. Das Unternehmen kann aber sehr wohl den innerbetrieblichen Umgang in solche Angelegenheiten regeln. Das heißt, dass theoretisch eine Unternehmensregelung aufgestellt werden kann, die besagt, dass Angestellte keine Beziehung miteinander haben dürfen. Bei Unterzeichnung des Dienstvertrages würde man dieser Richtlinie sogar zustimmen. Sie wäre dann aber kaum dursetzbar. Wenn Angestellte dagegen verstoßen, dürfen Sie nicht gezwungen werden zu kündigen.
Die Krux: In Österreich kann jederzeit jedes Dienstverhältnis aufgelöst werden – ohne, dass eine Begründung vorgelegt werden muss.  

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