Krisen-Kommunikation: „Klar sagen, was los ist“

Krisen-Kommunikation: „Klar sagen, was los ist“
Unternehmer Philipp Maderthaner über die drei wichtigsten Verhaltensregeln von Chefs in Krisen-Zeiten.

Philipp Maderthaner ist ein junger Vollblut-Unternehmer. In seinen beiden Firmen, dem Campaigning Bureau und Business Gladiators, beschäftigt er aktuell etwa 50 Mitarbeiter.

Maderthaner und sein Team sind bekannt für wirksame Kampagnen – allen voran die vergangenen beiden Nationalratswahlkämpfe für Sebastian Kurz – für erfolgreiche Kommunikationsstrategien und neuerdings auch für Podcasts und Schulungen, um junge Unternehmerinnen und Unternehmer mit dem richtigen Spirit zu versorgen.

Virtuelle Treffpunkte

Zur aktuellen Situation sagt er: „Wir machen in meinen Unternehmen das Beste daraus, halten die Firmen und die Moral hoch“. Alle Mitarbeiter würden derzeit vom Homeoffice aus arbeiten, man treffe sich täglich in der Kaffeeküche, in Meetings und habe sogar ein After-Work-Programm laufen – alles rein virtuell, versteht sich.

Zudem legt der 38-Jährige viel Wert auf das Coaching seiner Führungskräfte. Ihnen komme derzeit die alles entscheidende Aufgabe zu: Die Chefs – egal ob Firmenchef, Bundeskanzler oder Familienoberhaupt – müssten jetzt auf der Kommandobrücke stehen und den Kurs vorgeben.

Für den KURIER hat Philipp Maderthaner die wichtigsten Kommunikationsverhalten in Krisen auf drei wesentliche Punkte zusammengefasst.

Präsenz

„Jetzt ist es entscheidend wie nie zuvor, dass Führungskräfte Präsenz zeigen. Wenn das aktuell physisch nicht möglich ist, dann zumindest digital mit allen zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln“, sagt Philipp Maderthaner. Die Führungsqualität zeige sich an einer wesentlichen Botschaft an die Mitarbeiter.

Die müsste lauten: Ich bin da, ich stehe auf der Kommandobrücke – und bin eben nicht abgetaucht. „Chefs, die jetzt auf Tauchstation gehen – das ist das größte Verbrechen, das es gibt“, sagt Maderthaner unverblümt. In der Krise zeige sich die Qualität einer Führungskraft am deutlichsten. Wer jetzt nicht voll dabei ist, voll präsent ist, könne als Führungskraft abtreten.

Klarheit

Die Kommunikation – in der Führungsmannschaft, mit dem Team, auch nach außen – ist in Krisen ein entscheidendes Werkzeug. Als Führungskraft müsse man regelmäßig durchsagen, was los ist. Damit sich Teams nicht verirren, damit sich keine Gerüchte verbreiten, damit allen ganz klar ist, was Sache ist.

Maderthaner: „Das kann mitunter auch ziemlich schonungslos sein. Die Krise ist keine Zeit für die rosarote Brille. Es ist auch nicht die Zeit für Panikmache. Aber man muss glasklar sagen, wie die Situation ist, was auf uns zukommt und wie wir jetzt reagieren müssen.“

Die Nichtbeantwortung solcher Fragen führe zu Verunsicherung und Angst. „Es ist nicht die schlechte Nachricht, die Angst macht, sondern die Unwissenheit“, ist Maderthaner überzeugt. Die klare, offene Kommunikation ist in einer Welt, in der sich Botschaften und Gerüchte wie Lauffeuer in digitalen Kanälen verteilen, zwingend notwendig.

Wo man früher noch die Kontrolle hatte über das, was kommuniziert wurde und was nicht, hat man sie heute nicht mehr. „Die Welt ist ultratransparent, die sozialen Netzwerke arbeiten laufend, da muss man als Unternehmen und als Chef ganz klar auftreten und steuern.“ Zudem: Die allermeisten Menschen und Mitarbeiter seien mündig genug, um die Wahrheit zu ertragen.

Empathie

Maderthaner mahnt außerdem in der Krise zu „maximaler Empathie“ – Punkt drei der wichtigsten Krisen-Kommunikations-Regeln. „Und zwar für jene Menschen, mit denen wir unmittelbar zu tun haben“.

Man könne jetzt nicht emotionslos über die Leute drüberzufahren. Für Maderthaner sind Klarheit und Empathie auch kein Widerspruch. „Man kann Verständnis für eine Situation zeigen, Mitarbeitern auch da und dort entgegenkommen – und trotzdem sehr klar sagen, was jetzt gefragt ist“, sagt er.

Keine Zeit für Geschäfte

Generell ist Maderthaner davon überzeugt, dass jetzt nicht die Zeit fürs Geschäftemachen ist. Wer die Möglichkeit hat, soll einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. „Ich konzentriere meine Zeit darauf, mit Business Gladiators anderen Unternehmern Tipps zu geben und zu helfen.

Meine Online-Formate zur Unternehmensberatung sind deshalb derzeit kostenlos“, sagt er. Ebenso seine Podcasts „Business Gladiators unplugged“ und sein Buch, das er an alle Interessierten verschenkt.

Warum er sich diese Großzügigkeit leisten könne? „Ich lasse Gewinne immer mindestens zwei Jahre im Unternehmen. Die vergangenen beiden Jahre sind gut gelaufen – davon zehren wir jetzt“, erklärt er. „Wenn dieses Jahr, von dem wir alle so viel erwartet haben, kein gutes Ergebnis bringt, werden wir damit leben. Es gibt ein Leben nach der Krise.“

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